Seite 4: Spielesucht - Ein Erfahrungsbericht

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Ein Blick zurück

Das Dunkle Portal markiert den Durchgang in die Erweiterung "Burning Crusade". Das Dunkle Portal markiert den Durchgang in die Erweiterung "Burning Crusade".

Nun, zwei Jahre später, schaue ich auf diese Zeit zurück, und denke darüber nach, wieso es dazu kommen konnte, dass ich selbst die Beherrschung über mein eigenes Handeln verloren habe, ohne es wirklich festzustellen. Das Fazit ist: Der Hauptteil der Last/Schuld trifft nicht das Spiel oder die Eltern, sondern einen selbst, dass man sich selbst falsch einschätzt, die Beziehung zur Realität verliert und sich spielbedingt nicht mehr unter Kontrolle hat. Natürlich war das Freie-Hand-lassen meiner Eltern nicht unbedingt hilfreich an der Geschichte, doch wer verübelt es seinem Sohn, wenn er etwas gefunden hat, was offensichtlich Spaß macht?

Hier liegt aber auch ein Punkt, den ich – sollte ich einmal Kinder haben – ganz sicher anders behandeln werde. Wenn sich Eltern nicht für die Gewohnheiten, und sei es »nur« für den PC ihres Kindes interessieren oder auch nur mal fragen, was der Sohn/die Tochter da so macht, dann läuft das auf jeden Fall auf ein Problem hinaus. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es wichtig ist, über das, was man da macht, zu sprechen, es nicht als Nebensächlichkeit/Lächerlichkeit abzutun, sondern sich ernsthaft mit dem Kind zusammenzusetzen und es auch mal auszuquetschen über das, was es den ganzen Tag so treibt – auch am PC.

Das Thema mag uninteressant sein, vielleicht sogar langweilig für die Eltern, aber wenn der Vater/die Mutter mal über die Schulter schaut, ist es ein ganz anderes Gefühl, als wenn man nur gefragt wird, wie es z.B. in der Schule war – es hilft wirklich!

Die Kehrseite der Medaille

Über WoW haben sich bereits mehrere Paare kennengelernt und geheiratet. Über WoW haben sich bereits mehrere Paare kennengelernt und geheiratet.

Selbstverständlich hatte auch das Spiel selbst einen gewissen Einfluss auf das Suchtverhalten. Mit all seinen Reizen, neuen Dingen und der großen Welt überwirft es einen völlig, und man weiß gar nicht mehr, wo einem der Kopf steht. Aber dieses Prinzip alleine fördert nur die Lust am Spielen, nicht jedoch die Sucht selbst, denn ob man sich von etwas trennen kann oder nicht entscheidet nicht das Spiel, sondern einzig und allein der Spieler selbst. Wenn man sich nicht verführen lässt, ist die schlimmste Droge wertlos, weil man sie nicht braucht.

Allerdings ist bei all den negativen Seiten einer Spielesucht im Fall WoW zumindest bei mir auch viel Positives zurückgeblieben:

Ich kann Englisch so gut sprechen und verstehen wie nie zuvor und habe einen ganz anderen Bezug zur Sprache erhalten, als ich es je für möglich gehalten habe. Die vielen Teamspeak-Sessions haben sich im Endeffekt für meine sprachliche Entwicklung gelohnt. Auch das schnelle Schreiben an der Tastatur liegt mir nun. Ich konnte vor meiner Online-Zeit keinen Text tippen, ohne auf die Tasten zu schauen. Auch das eher schüchterne Verhalten gegenüber anderen Menschen habe ich abgelegt. Ich kann sehr viel offener auf neue Leute zugehen, habe keine Angst mehr vor Präsentationen in der Berufsschule, da sich damals 40 Leute auf meine Anweisungen im Teamspeak verlassen mussten – Menschen, die ich nicht mal kannte! Man mag allgemein immer sagen, dass vor allem Online-Spiele diese Sucht fördern, und das mag auch stimmen, aber soziale Kontakte knüpfen kann man dort auch – wenn auch auf eine andere Art und Weise – einfacher eben. Das lässt sich aber auch in die normale Welt übertragen.

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