Star Wars 8: Die letzten Jedi - Filmkritik: Ein schwieriger Krieg der Sterne

Mit Episode 8: Die letzten Jedi liefert Disney den bisher längsten Star-Wars-Film. Unsere Review zeigt: Lange war kein Disney-Blockbuster mehr so unvorhersehbar. Aber reicht das?

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Nach einem eher routinierten Vorgänger soll Star Wars 8 die neue Trilogie in ungeahnte Bahnen führen. Klappt das? Nach einem eher routinierten Vorgänger soll Star Wars 8 die neue Trilogie in ungeahnte Bahnen führen. Klappt das?

Bei Star Wars 7 habe ich den Fehler begangen, mich von meinen Gefühlen leiten zu lassen. Ehrlich, ich war Ende 2015 so überglücklich, endlich einen neuen Star-Wars-Film zu sehen, dass ich wie ein wonniger Ewok aus dem Kino stapfte und prompt eine Kolumne für die GameStar schrieb. Da schüttete ich mein Herz aus voller Glück darüber, dass Das Erwachen der Macht nicht so ein CGI-Tanzfilm war wie die Prequel-Trilogie. Dass die Star-Wars-Magie wieder lebendig wurde. Doch dann sah ich den Film ein zweites Mal. Und ein drittes.

Nach der Freude kam die Ernüchterung. Star Wars 7 hatte viele, viele Problemen, kopierte viel zu sehr Episode 4. Mein Fehler lag dabei nicht in meiner GameStar-Kolumne, schließlich hatte ich meine aufrichtige, emotionale Meinung geschildert. Nein, ich war enttäuscht, dass der Fan in mir nicht von vorneherein härter mit Episode 7 ins Gericht gegangen ist. Und ich schwor mir, dass mir das nicht nochmal passiert.

Zwei Jahre sind vergangen, Star Wars 8 steht vor der Tür und hier bietet sich die perfekte Chance, mich zu beweisen. Denn jetzt schreibe ich keine Kolumne, sondern eine Filmkritik. Und diesmal werde ich mit gebührender Härte die wichtigen Fragen klären: Ist Episode 8 nur eine Kopie von Episode 5?

Ist es der beste Star-Wars-Film aller Zeiten, wie die ersten Fan-Reaktionen in den USA behaupten? Ist Luke Skywalkers Rückkehr rundum gelungen oder wird seine Figur ähnlich verfeuert wie Han Solo im Vorgänger? Werden sich die Fans über Star Wars 8 freuen?

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Die Antworten auf diese Fragen klingen im ersten Moment simpel: Nein, nein, nein, nein, nein und »ich weiß es nicht«. Aber so einfach darf man's sich nicht machen, denn Star Wars 8: Die Letzten Jedi ist ein schwieriger, schwieriger Film.

Keine Spoiler!

Ich sag's gleich zu Beginn: Die größte Stärke von Star Wars 8 ist dessen Unvorhersehbarkeit. Wo der direkte Vorgänger in seiner Struktur links und rechts von Episode 4 abkupferte, hat man in Die letzten Jedi über weite Strecken keine Ahnung, was als nächstes passiert. Und selbst die versiertesten Fan-Theoretiker werden mindestens zwei Überraschungen erleben, die ihnen die Kinnlade herunterklappen lassen. Weil Unvorhersehbarkeit so wichtig ist, gibt's in diesem Artikel hier ein klares Mantra: Keinerlei Spoiler!

Ich werde keine konkreten Beispiele aus der Story herausgreifen, keine Schauplätze oder Handlungsstränge verraten. Man möge mir also bitte verzeihen, dass ich meine Argumente nicht so bildhaft wie sonst belege. Aber zumindest kann ich die Sache mit der Unvorhersehbarkeit durch meine Erfahrungen im Kinosaal stützen: Wir Journalisten verbrachten die 2 ½ Stunden Laufzeit vor Anspannung auf dem Rand unserer Sitze.

Star Wars 8 - Review-Video ohne Spoiler Video starten 16:24 Star Wars 8 - Review-Video ohne Spoiler

Natürlich gibt es Sequenzen, die an Episode 5, Episode 6 oder einen der anderen Filme erinnern. Man findet auch haufenweise bewusste Anspielungen auf den bisherigen Star-Wars-Kosmos. Aber statt die kompletten Strukturen vergangener Filme zu kopieren, gibt uns der Film einzelne mehr oder minder bekannte Versatzstücke, um sie auf unerwartete Art anzuordnen, durcheinander zu werfen oder komplett anders enden zu lassen. Der Film spielt permanent mit Erwartungen, erfüllt sie aber nur sehr selten.

Oder um es anders zu formulieren: Star Wars 8 ist an vielen einzelnen Stellen verflucht spannend. Sehr viel mehr als der Vorgänger. Ironischerweise kann man das über das große Ganze nicht sagen.

Was erzählt die neue Trilogie?

In meinen Augen hat die neue Star-Wars-Trilogie eine große Schwäche: Sie erzählt nichts Neues. Es gibt halt wieder ein böses Imperium, erneut müssen Rebellen ihren Plänen einen Strich durch die Rechnung machen. Ganz nüchtern formuliert konnte die Erste Ordnung nur aus zwei Gründen entstehen: Nach Episode 6 hat es die Neue Republik nicht auf die Kette bekommen, eine stabile Demokratie aufzubauen.

Star Wars 8 knüpft exakt da an, wo der Vorgänger aufhörte: Mit Reys Ankunft bei Luke. Star Wars 8 knüpft exakt da an, wo der Vorgänger aufhörte: Mit Reys Ankunft bei Luke.

Und es wurde seitens der Republik die Entscheidung getroffen, die komplette Sternenflotte zu demilitarisieren. Blöd nur, wenn einer in den unendlichen Weiten heimlich seine eigene Armee zusammenbaut.

In Episode 7 ist diese Wiederholung des Galaktischen Bürgerkriegs den Fans schon auf den Keks gegangen - und so anders, unvorhersehbar und spannend Episode 8 in seinem Aufbau auch sein mag: Das Problem bleibt bestehen. Die Moral des Films ist wieder »Verliert nicht die Hoffnung, glaubt an euch, dann kann David auch Goliath besiegen«. Nur tritt eben eine neue Generation an die Stelle der alten.

Die letzten Jedi hat an mehreren äußerst gelungenen Stellen die Chance, einen radikalen Bruch mit dieser ganzen Mär zu machen und komplett neue Wege zu gehen (Stichwort »Hier, fang!«). Aber letztlich schlägt der Film den Pfad doch immer aus. Star Wars 8 nimmt eine sehr unkonventionelle Route zu einem sehr konventionellen Ziel.

Auch die übergeordnete Bedrohung des Films ist nicht besonders aufregend. Im Prinzip hat man es mit einer extrem langen Verfolgungsjagd wie in Mad Max: Fury Road zu tun, allerdings dient diese Fluchtsituation hier nur als Auslöser, die Helden der Geschichte auf ihre Reisen zu schicken, um Hilfe zu besorgen. Die eigentliche Jagd fällt recht langwierig aus.

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