Du bist der Messias! Und ich muss es wissen, denn ich bin schon einigen gefolgt!«, kreischt ein Fanatiker im Monty-Python-Kultfilm Das Leben des Brian. Da mag's zwar um den Sohn Gottes gehen, der Schreihals könnte aber genauso gut Weltraumstratege sein. Denn auch die Freunde der gepflegten Galaxieneroberung warten seit fast 19 Jahren auf ihren Messias - und könnten ihn mit StarDrive 2 nun endlich gefunden haben.
Schließlich steht auf dessen Homepage, StarDrive 2 sei ein Spiel im »Stil des einzigartigen und unglaublichen Master of Orion 2«. Master of Orion 2! Der Microprose-Klassiker von 1996 hat nie einen würdigen Erben bekommen, schon gar nicht das horrend verkomplizierte Master of Orion 3.
Gut, in all den Jahren sind viele gute Weltraum-Strategiespiele erschienen, von Sins of a Solar Empire bis Endless Space. Aber keines konnte die Fans von Master of Orion 2 wirklich rundweg begeistern. Nun also StarDrive 2 - das federführend von einem ehemaligen Anwalt entwickelt wurde, dem US-Amerikaner Daniel DiCicco. Bist du der Messias?
Hall of Fame: Deshalb war Master of Orion 2 so großartig
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Wo kaufen?
StarDrive 2 gibt es ausschließlich auf Steam für rund 30 Euro. Zum selben Preis steht das Spiel auch verpackt im Laden, diese Version muss aber ebenfalls via Steam aktiviert werden.
Genau wie damals
Eines vorneweg: Ein Weltraum-Strategiespiel kann natürlich auch dann erstklassig sein, wenn es Master of Orion 2 nicht 1:1 kopiert. Doch StarDrive 2 erbt eben nicht nur dessen Spielprinzip - wir errichten rundenweise ein Sternenreich -, sondern spielt auch so eindeutig auf den Klassiker an, dass sich der Vergleich geradezu aufdrängt.
Die Anleihen beginnen bei den Völkernamen (Kulrathi statt Bulrathi, Draylok statt Darlok) und ziehen sich wie ein roter Faden durch die Spielmechanik. Etwa bei der Forschung, wo jeder Fortschritt in zwei bis drei Untertechnologien aufgeteilt wird. Alle davon bekommen aber nur »kreative« Rassen, normale Völker müssen sich mit einer Technologie begnügen und den Rest erhandeln oder mit Spionen stehlen. Ehrensache, dass wir die Vor- und Nachteile unserer Fraktion selbst zusammenstellen dürfen.
Auch viele andere Details erinnern an Master of Orion 2, etwa die manuelle Aufteilung von Planetenbevölkerungen in Bauern, Arbeiter sowie Wissenschaftler, oder die Frachterflotten, die Nahrung zwischen Welten hin und her transportieren. Und der Editor für Eigenbau-Schiffsmodelle. Und rekrutierbare Anführer, die Flotten und Kolonien Boni spendieren.
Und geheimnisvolle, blutrünstige Aliens, die unsere Kolonien überfallen (hier »Meister« genannt). Und wie damals gibt es wederStory-Kampagne noch Multiplayer, wir erobern die Galaxis alleine im freien Spiel. Wer Master of Orion 2 kennt, vermisst jedoch auch Altbekanntes. Etwa planetare Geschützbatterien oder Todesstern-Laser, mit denen sich ganze Welten einäschern lassen. Aber die können ja per Patch noch kommen.
Was ist mit StarDrive 1?
StarDrive 2 ist gewissermaßen die polierte und erweitere Neuauflage des ersten StarDrive, das im April 2013 erschien. Der Vorgänger hatte schon fast alle Features, die wir nun auch im Nachfolger sehen (etwa den detaillierten Schiffsbaukasten), lief aber noch komplett in Echtzeit – und kam aber schwer verbuggt auf den Markt.
StarDrive 2 läuft hingegen nicht nur rundenweise, sondern auch rund, wir haben keinerlei Abstürze und nur wenige Programmfehler erlebt. Aber nicht gar keine. Beispielsweise blieben violette Wurmlöcher in einer Partie auch dann unpassierbar, als wir die notwendige Durchflug-Technologie bereits erforscht hatten. Bei großen Schlachten mit vielen Schiffen und Raketen knickte zudem die Performance gerne mal ein. Weil solche Fehler den Spielspaß aber nicht allzu sehr minderten, werten wir dafür nicht gesondert ab.
Mehr Infos: Unser Test zum ersten StarDrive
Anders als damals
Natürlich bringt StarDrive 2 auch eigene Ideen mit. Etwa Raumstationen, mit denen wir Horchposten oder Schnellreise-»Autobahnen« ins All zimmern. Raumschlachten schlagen wir nicht Zug um Zug, sondern in Echtzeit. Rundenbasiert laufen dafür dieBodengefechte, die wir ebenfalls selbst austragen dürfen. Außerdem gibt's witzige Völker wie die Pollops, schmusefreudige Hippie-Pflanzen, und das Cordrazine-Kollektiv, verplante Schalenkugeln, die per Gedankenkontrolle kleine Pelztierchen fernsteuern.
Das Ringen mit den Konkurrenten und der Aufbau des eigenen Imperiums motiviert, trotz der behäbigen Anfangsphase greift schnell die gute, alte »Nur noch eine Welt besiedeln, eine Technologie erforschen, eine Schlacht schlagen«-Tretmühle. Immer mal wieder gibt's Zufallsereignisse und Mini-Quests: Da treffen wir ein Weltraum-Monster, besiedeln einen Planeten, auf dem es spukt, gehen einer Kristallbedrohung nach oder begegnen einer neutralen Rasse, die nur einen Planeten bevölkert.
Die Ereignisse lockern StarDrive 2 auf, auch wenn sie sich schnell wiederholen sich. Noch dazu ist das Spiel sauber programmiert, die zoombare Galaxiskarte hübsch, das Interface aufgeräumt, wenn auch nicht ganz praktikabel. Der Flottenliste etwa mangelt es an Übersicht; außerdem fehlt ein Warnhinweis, wenn eine Kolonie nichts produziert. Dennoch: Man kann mit dem Reichsbau viele spaßige Stunden verbringen. Aber StarDrive 2 ist kein Master of Orion 2. Denn Daniel DiCicco hat (noch) nicht alles zu Ende gedacht.
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