Steam-Charts - Winziges Indie-Spiel überholt GTA Online dank russischer Kartenfarm-Bots

Für kurze Zeit war das Sammelkarten-RTS Prismata das viert-meistgespielte auf Steam. Warum? Wegen einer Armee russischer Bots!

Dieses Spiel verzeichnete kurzzeitig über hunderttausend Spieler auf Steam. Wie kam es dazu? Dieses Spiel verzeichnete kurzzeitig über hunderttausend Spieler auf Steam. Wie kam es dazu?

Eigentlich wollten die Prismata-Entwickler nur ein paar Steam-Keys für ihr Spiel verlosen. 3.000, um genau zu sein - aber damit traten sie eine Lawine los, die ihr nischiges Sammelkarten-RTS über Schwergewichte wie GTA Online in die Top 5 der beliebtesten Steam-Spiele katapultierte. Prismata wurde zum viert-aktivsten Spiel auf Steam mit 122.000 Spielern gleichzeitig. Das Problem: Kaum einer davon war echt.

Twitter legt sich quer

Los ging die ganze Sache mit einem Tweet. Um ein wenig die Werbetrommel für ihr Projekt zu rühren, versprachen sie auf Twitter jedem einen Key, der dem Studio-Account von Lunarch Studios folgte, den Verlosungs-Tweet verbreitete und per Privatnachricht seinen Key einforderte. Immerhin 3.000 Leute machten mit!

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Nur Twitter machte nicht mit. Als die Entwickler ihre Keys rausschicken wollten, stießen sie an Twitters Nachrichten-Limit - sie durften schlichtweg nicht allen Gewinnern antworten! Dann vielleicht über Twitch oder Discord? Pustekuchen, auch deren Anti-Spam-Regeln blockierten die Verlosung! Der nächste, zunehmend verzweifelte Versuch: Einfach einen Berg an Keys in eine Google-Tabelle kippen und sie zur Selbstbedienung freigeben. Und auch das reichte nicht! Google sperrte über Nacht das Dokument und noch immer warteten hunderte Gewinner auf ihre Keys.

Wie viele Plattformen achtet Discord darauf, dass User nicht zu viele Nachrichten raushauen. Wie viele Plattformen achtet Discord darauf, dass User nicht zu viele Nachrichten raushauen.

"Wir waren am Ende", so einer der Entwickler auf Reddit. "Wir hatten tausenden Leuten Keys versprochen und keinen Weg, sie damit zu versorgen." Also verlegten sie sich auf eine radikale Lösung: Sie würden das Spiel einfach ein komplettes Wochenende kostenlos für jedermann machen. Und damit öffneten sie die Fluttore.

Ein Paradies für Kartenfarmer

In Windeseile stürmten zehntausende Spieler die Server, Prismata stach alle anderen Spiele bis auf PUBG, Dota 2 und CS: GO aus. Aber den Entwicklern fiel schnell auf, dass an der Sache etwas faul sein musste: Der Großteil dieser 122.000 Accounts lungerte nur im Hauptmenü herum und spielte Prismata überhaupt nicht wirklich! Und sie kamen fast alle aus Russland!

Prismata auf Platz 4 der aktivsten Steam-Spiele. Prismata auf Platz 4 der aktivsten Steam-Spiele.

Die Entwickler schlussfolgerten, dass es sich um eine riesige Farming-Operation für Steam Trading Cards handeln musste. Für die ist Prismata nämlich ungewöhnlich fruchtbarer Boden. Das Spiel soll einmal Free2Play werden, aktuell gibt es im Early Access aber nur die Gründer-Edition für 22 Euro. Damit zählt es noch als kostenpflichtiges Spiel - selbst während des Gratis-Wochenendes. Und in kostenpflichtigen Spielen kann man Steam-Karten einfach nur fürs Spielen kassieren. In Free2Play-Spielen kriegt man sie in der Regel nur, wenn man darin auch Geld ausgibt.

Guide:So funktionieren Steam Trading Cards

"Das war eine goldene Gelegenheit für Sammelkarten-Farmer", erzählen die Entwickler. "Sie konnten fünf Sammelkarten, jede im Wert von ein paar Cent, verdienen, indem sie einfach unser Spiel kostenlos abgriffen und es ein paar Stunden spielten."

Also nichts als ein leerer Erfolg für Prismata? Nicht ganz! "Wir haben auch 20.000 echte Spieler bekommen und Aufmerksamkeit von RockPaperShotgun und einem großen Twitch-Streamer gekriegt, also war es trotzdem ein großartiges Wochenende."

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