Je älter ich werde, umso mehr gelange ich zur Erkenntnis, dass es nicht die großen Dinge im Leben sind, die am meisten beeinflussen, wie zufrieden wir sind, wie erfüllt wir uns fühlen, wie glücklich. Wer sich jeden Tag eine kleine Freude erlaubt, steht meiner Meinung nach letztlich besser da als derjenige, der sich einmal im Jahr einen All-inclusive-Urlaub auf den Malediven gönnt, den Rest der Zeit aber miesepetrig vor sich hin grummelt.
Das Gleiche denke ich inzwischen über PC-Spiele. Und so sind es im Rückblick gar nicht so sehr die riesengroßen Open-World-Brocken, die mir beim An-sie-zurückdenken die meiste Freude bereiten, sondern die schrullig-süßen Kleinode, die Geheimtipps und Underdogs, an die ich mich am liebsten erinnere. Spiele wie Re-Volt.
Kennt ihr nicht? Habt ihr nicht gespielt? Großer Fehler!
Grandioser Arcade-Spaß
Re-Volt ist für mich ein Generationenspiel. Anfang der 2000er Jahre war ich es selbst, der mit der Tastatur (!) in allen Meisterschaften im Spiel auf Platz 1 fuhr und dabei die 13 enthaltenen Rennstrecken auswendig lernte. Dass die Kurse mit der Zeit auch öfter in einer gespiegelten Variante zum Einsatz kamen, störte mich kein Stück, denn das Streckendesign war so einfallsreich wie die ganze Idee hinter dem Arcade-Racer.
In Re-Volt (fern)steuert ihr Spielzeugautos, die durch Supermärkte flitzen, sich auf dem Deck eines Touristendampfers Kopf-an-Kopf-Rennen liefern oder ganz naheliegend in einem Kinderzimmer über bunt leuchtende, klimpernde Spielzeug-Klaviertasten brausen. Im GameStar-Test gab's dafür eine verdiente 83, denn begleitet von einem hippen Soundtrack wurden hier Micro-Machines- und Hot-Wheels-Gelüste befriedigt, ganz ohne Lizenz.
Mit Power-ups blase ich Konkurrenten von der Strecke, Feuerwerkskörper etwa dienen als zielsuchende Raketen. Alles fügt sich ins Spielzeug-Setting ein, bei der Fahrzeugauswahl wird mein Auto etwa stilecht aus der Packung genommen.
Später habe ich Re-Volt erst mit den Nachbarskindern und dann mit meinen Neffen gespielt - und war jedes Mal wieder verwundert, dass die Kleinen es nicht hinbekamen, mehr als zwei Richtungstasten gleichzeitig zu drücken, um auf den spiegelglatten Böden (inklusive schicker Reflexionen!) durch die Kurven zu jagen.
Na gut, auf den höheren Stufen des viergliedrigen Schwierigkeitsgrades war Re-Volt auch gar nicht so einfach, die Spielzeugautos drehen sich gerne mal unter Beschuss, woraufhin wertvolle Sekunden verloren gehen. Was habe ich geflucht!
Re-Volt - Screenshots zum Rennspiel-Klassiker ansehen
Kann man das heute noch spielen?
Publisher H2 Interactive hat das einst von Acclaim veröffentlichte Re-Volt im Juli 2022 neu auf den Markt gebracht, zuvor gab's keine Online-Version zu kaufen. Jetzt kostet Re-Volt schmale sechs Euro, den Download gibt's sowohl auf Steam als auch bei GOG.com.
Klasse: Im Menü lassen sich moderne Widescreen-Auflösungen einstellen und wenn die Grafik anschließend hochgerechnet wird, sieht Re-Volt auch heute noch reichlich schick aus. Lediglich die alten Bitmap-Hintergrundobjekte werden nicht aktualisiert und kommen dementsprechend verschwommen daher, siehe Screenshot:
Dank eines simplen, aber mächtigen Streckeneditors und voller Mod-Unterstützung, etwa für eigene Auto-Skins, erfreut sich Re-Volt bis heute großer Beliebtheit unter seinen treusten Anhängern. Bei Re-Volt Race findet ihr eine Multiplayer-Community, hier gibt's auch zahlreiche User-Strecken zum Download. Da kann der Steam Workshop aktuell bei weitem nicht mithalten.
Für mich stellte dieser Re-Release von Re-Volt einen wunderschönen Nostalgie-Trip dar - und für euch, die ihr vielleicht damals noch nicht dabei wart, ist dieser Artikel hoffentlich ein Anreiz, dem Spiel mit über 20 Jahren Verspätung eine Chance zu geben.
Vielleicht sind es ja eines Tages meine eigenen Kinder, die unter meinen wachen Augen ihre Modellflitzer durchs virtuelle Wohnzimmer jagen lassen und sich dabei die Finger verknoten. Ich glaube, das würde mich glücklich machen.
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