Ihr solltet euch jetzt besser setzen, wenn ich das sage: Ich habe Der Herr der Ringe nie komplett gesehen. Ich lasse euch ein paar Augenblicke Zeit, mir jetzt eure Kommentare und Vorwürfe an den Kopf zu werfen ... Fertig? Oh, noch nicht, sorry ... Jetzt? Okay, weiter geht's!
Ich mag zwar ein kompletter Noob sein, was die Tolkien-Lore angeht, dafür kenne ich mich umso besser mit Lebenssimulationen aus! Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Der neueste Videospiel-Ableger von Herr der Ringe ist ein Cozy Game!
Ich habe Tales of the Shire bereits drei Stunden lang angespielt, mir sorgfältig meine Fußbehaarung ausgesucht, Gemüse angepflanzt, Gerichte gekocht und meine Hobbit-Nachbarn zum Zweiten Frühstück eingeladen. So absurd dieser Mix zunächst auch klingen mag, passt er doch wie der Eine Ring auf Frodos Finger (das ist doch etwas Gutes, oder??) - und katapultiert sich direkt an die Spitze meiner Wunschliste. Denn das könnte echt gut werden!
Worum geht's in Tales of the Shire?
Natürlich kann ich nicht in ein Dorf im Auenland einziehen, ohne vorher meinen eigenen Hobbit zu erstellen. Im Charakter-Editor wähle ich also aus ein paar Dutzend Nasen, Frisuren, Ohren und suche mir selbstverständlich auch die passende Friese für meine Füßchen aus. Noch schnell ein Kleid ausgewählt und schon kann Belladonna Leichtfuß ihre neue Wahlheimat erkunden.
Das Tutorial ist in eine charmante Quest verpackt: Die Bewohner von Wasserau sind sich nämlich uneinig, ob das Dorf überhaupt den Status eines Dorfes tragen darf. Belladonna macht sich auf den Weg, das verschollene Regelbuch zu finden - ein Ausblick auf kommende Aktivitäten. Höchstwahrscheinlich werde ich im fertigen Spiel allerlei Aufgaben erledigen müssen, um Wasserau auszubauen und den Dorf-Status zu erhalten.
In der Preview-Version gibt es aber erstmal nur einen Vorgeschmack darauf. Die Haupt-Quest führt mich fast über die ganze Map. So treffe ich all die Hobbits, die im Dorf leben und lerne von ihnen, wie man Fische fängt, Gemüse anbaut oder kocht.
Ein Cozy Game, das den Namen verdient
Wenn ihr nichts mit Cozy Games am Hut habt, könnte Tales of the Shire etwas befremdlich wirken - die Lizenz funktioniert aber erstaunlich gut als entspannte Lebenssimulation. Ich habe es hier nicht mit einer großen Bedrohung zu tun, muss nicht gegen Orks kämpfen, sondern kümmere mich einfach um mein Häuschen und mein Dorf.
Die liebevoll gestalteten Umgebungen versprühen unfassbar viel Charme und Ruhe und ich möchte nach meinen drei Stunden gar nicht mehr aufhören, alles zu erkunden. Ich schlendere durch das Dorf, schaue bei Händlern vorbei, kaufe mir ein neues Hemd. Ich besuche meine Nachbarn und bewundere ihre Gärten, sammle im Wald Blumen und Pilze. Das perfekte Spiel, um nach einem hektischen Tag den Kopf freizubekommen.
Die Hobbits bringen zudem unterschiedlichste Persönlichkeiten mit, sodass jeder Dialog unterhaltsam ist und mich zum Schmunzeln bringt. Die Quests unterhalten mit passend unsinnigen Geschichten.
Wenn ich nicht gerade damit beschäftigt bin, das Dorf zu erkunden und schnupfenden Hobbits Medizin zu bringen, dann kann ich im Garten meinen grünen Daumen unter Beweis stellen. Oder ich angle am Fluss und versuche, den seltensten Fisch an Land zu ziehen. Unterschiedliche Tages- und Jahreszeiten beeinflussen dabei, was gerade wächst und welche Flussbewohner ich einfangen kann. Davon gab es in der Preview-Version aber noch nicht viel zu sehen.
Liebe geht durch den Magen
Was darf in einer entspannten Farmingsimulation nicht fehlen? Natürlich Mampfi! Wenn ich mit meinen Nachbarn spreche, sammle ich nach und nach unterschiedlichste Rezepte. Zutaten kaufe ich auf dem Markt oder pflanze sie selbst im Garten an.
In einem Minispiel kann ich mein Gericht optimieren und damit die Qualität erhöhen - das könnte später für bestimmte Aufgaben entscheidend werden oder einfach den Verkaufswert in die Höhe treiben.
Außerdem hat jede zubereitete Mahlzeit eine bestimmte Geschmacksnote. So ist beispielsweise der Seidige Haferbrei mit Rhabarber schön sauer. Das ist wichtig, weil ich so meine Beziehung zu den anderen Hobbits schneller verbessern kann.
Wenn ich beispielsweise Fosco Lochner zum Frühstück bei mir einlade, teilt er mir per Brief mit, auf welches Essen er gerade besonders Lust hat. Stille ich seinen Heißhunger nach etwas Saurem, bekomme ich Bonuspunkte.
Bessere Beziehungen zu den Hobbits eröffnen mir dann später weitere Quests und Gegenstände. Ob auch Romanzen mit den Single-Hobbits möglich sind, verrät die Preview-Version noch nicht.
Wundervolle Grundlage, viele offene Fragen
Tales of the Shire erfindet die Lebenssimulation nicht neu. Wer sich mit dem Genre auskennt, erkennt auch hier schnell den klassischen Kreislauf aus Farming, Kochen, Beziehungen und Erkunden. Was ist also das Besondere daran? Der Herr-der-Ringe-Ableger zieht mich sofort mit seiner Atmosphäre in seinen Bann.
Die knuffige Grafik ist ein Augenschmaus, die sympathischen Charaktere hinterlassen ein wohliges Gefühl und der obligatorische Lebenssim-Loop macht Spaß. Eine perfekte Grundlage also, um daraus eine zauberhafte Animal-Crossing-Alternative zu machen.
Nach drei Stunden bleiben natürlich aber noch einige Fragen offen: Wie komplex werden die Farming-Tätigkeiten? Wie spannend ist die Story? Können mich die Quests über lange Zeit motivieren und unterhalten?
Lassen sich die Entwickler hier etwas Außergewöhnliches einfallen - oder bleibt es bei simplen Fetch-Quests, die mich mehrfach über die gesamte Map jagen? Kann ich später mit allen Hobbits sprechen oder weiterhin nur mit ausgewählten Charakteren? Wie vielschichtig sind die anderen Hobbits und wie bedeutend sind meine Beziehungen zu ihnen? Und kann ich mein kleines Hobbithäuschen auch erweitern und dekorieren?
Tales of the Shire hat sehr viel Potenzial, muss in den unterschiedlichen Bereichen aber noch ordentlich in die Tiefe gehen. Dann könnte es sogar den ein oder anderen Herr-der-Ringe-Fan, der sonst nichts mit diesem Genre zu tun hat, mit herzerwärmenden Geschichten für ein paar entschleunigte Stunden anlocken. Ich blicke dem Release im Frühjahr 2025 jedenfalls gespannt entgegen.
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