Gefragt: Schubladendenken
Solche Abläufe gibt's, in Variationen, immer wieder: Dialog, Schlüssel finden, Tür öffnen, dahinter Gegenstand suchen, der Hinweis auf die nächsten Schritte gibt. Wir stoßen auf Zettel mit mehr oder weniger trickreich codierten Tresorcodes, PIN-Nummern, Passwörtern.
Vor allem anfangs sind olle Schalterrätsel-Kamellen dabei, etwa dieses nervige »Senso«-Spielchen, bei dem wir Folgen aus Tönen und bunten Lichtern nachklicken müssen. Der Schwierigkeitsgrad liegt immer zwischen leicht und mittel, die Knobeleien machen aber fast durchweg Spaß und werden im Spielverlauf auch besser.
Richtig nervig sind dagegen mehrere Abschnitte, bei denen wir x Gegenstände sammeln müssen. Zum Beispiel liegen in einem zweistöckigen Haus neun Baseballkarten - einige versteckt, andere offen. Um alle zu finden, müssen wir dutzendweise Schubladen und Schranktüren öffnen. Prompt kommt's, wie's kommen muss: Acht haben wir schnell aufgestöbert, die neunte macht uns wahn-sin-nig. Drei Durchgänge durch sechs Räume brauchen wir, bis wir das blöde Ding endlich im *MÖÖÖP* unter einem *MÖÖÖP* finden.
Glitzersternchen für Ungeduldige
Immerhin entschädigt uns danach ein pfiffiges Legerätsel, bei dem wir die Karten geschickt anordnen müssen. Aber auch in den Hinterhöfen der viel weitläufigeren, dunkleren Chandler Avenue rund um unser Büro (zu der wir im Story-Verlauf immer wieder zurückkommen) übersieht man schnell einen Gegenstand.
Falls Sie dieses Gesuche nervt, sollten Sie die Spieloption »Gelegenheitsspieler« wählen. Dann bekommen aufnehmbare Objekte nämlich einen Glitzersternchen-Effekt spendiert, wenn Sie mit der Taschenlampe grob hinzielen. Blöderweise lässt sich diese Einstellung nur zu Spielbeginn einstellen und später nicht mehr ändern - dazu müssten Sie ganz neu anfangen.
Untertitel mit furchtbars Deutsch sind
Ebenfalls ein dicker Minuspunkt: Tesla Effect hat keine deutschen Texte und Sprecher, sondern nur Untertitel - und die sind furchtbar schlampig übersetzt. Da wird zum Beispiel aus einer heißen Schwesterntracht ein züchtiges Nonnenkostüm, und als jemand eine Waffe auf Tex' Kopf richtet, ruft der »Don't point that thing up here!« Und was macht der deutsche Untertitel daraus? »Nicht darauf hinweisen, dass die Sache hier!«
Das mag ja noch unfreiwillig komisch sein, doch oft kapiert man anhand der Übersetzungen gar nichts mehr. Vor allem bei den Dialogen: Drei Auswahlmöglichkeiten haben wir in der Regel, und statt der drei kompletten Antworten gibt es immer nur verklausulierte Stichworte oder Floskeln zu sehen, die unsere Gesprächsführung beschreiben. Etwa »Einschüchterungstaktik« oder »darauf kannst du wetten«.
Wenn diese ohnehin ein wenig kryptischen Wahlmöglichkeiten noch falsch übersetzt sind, geht das Verständnis endgültig over the Jordan. Zum Glück wirken sich die drei Wahlantworten nur ganz selten auf die Handlung aus - meistens gibt's nur leicht andere Reaktionen von unserem Gegenüber.
Seitenhiebe für Experten
Trotzdem: Sehr gute Kenntnisse in amerikanischem Englisch sind hier wichtig. Durchspielen dürfte zwar auch ohne möglich sein, aber dann geht viel Wortwitz verloren und viele Seitenhiebe auf Filme, Spiele, die amerikanische Kultur. Kapitel-Überschriften wie »The Fast and the Curious« kapiert man ja noch, doch »Dial M for Moron« nur dann, wenn man den Original-Titel von Hitchcocks Bei Anruf Mord kennt - eben Dial M for Murder.
Hierzulande weniger bekannte alte Filme wie Night of the Lepus (»deutscher« Titel: Rabbits) oder Serien wie The Brady Bunch dürften bei Tex' Kommentaren eher ein Schulterzucken hervorrufen. Dafür klappen andere skurrile Szenen auch ohne große Sprachkenntnisse: Da bekommt Tex von einem Mahnschreiben einen Faustschlag verpasst, weil er die Raten für seinen Speeder nicht bezahlt hat. Und eine sprechende Zigarette warnt ihn davor, wieder mit dem Rauchen anzufangen. Vor allem dem Schauspieler des Titelhelden merken wir die ganze Zeit an, dass er einfach Spaß am Spielen hat - und wir dadurch auch!
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