Seite 2: Thaumistry: In Charm’s Way im Test - Der Text des Meisters

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Gibt es nicht 'ne App, äh, einen Zauber dafür?

Die Karte von Thaumistry ist nicht sehr hübsch, aber jederzeit einblendbar und zeigt alle Räume eines Ortes. Die Karte von Thaumistry ist nicht sehr hübsch, aber jederzeit einblendbar und zeigt alle Räume eines Ortes.

Nach einem einfachen und linearen Beginn breitet Thaumistry dann eine Reihe von Aufgaben vor dem Spieler aus, die teils nacheinander und teils parallel angegangen werden können. Der hilfreiche Befehl »Recall« zeigt dabei an, was zuletzt passiert ist und was momentan zu tun wäre. Da ist etwa die Lounge der Investoren, zu der man nur mit einem Abzeichen Zutritt bekommt. Da gibt es aber einen Masseur, bei dem die Investoren ihre Kittel samt Abzeichen ablegen, vielleicht könnte man …? Oder die Halle des Transportwesens, wo ein Erfinder so leise spricht, dass man ihn nicht verstehen kann. Aber gab es nicht einen Zauber, der Lautstärken verändert? Und wie kommt man an die Pizza, die auf der Plaza verkauft wird?

Rätsel über Rätsel, Dutzende - weit mehr als in vergleichbaren Grafikadventures. Auch wenn Thaumistry kein langes Spiel ist - an zwei bis drei Abenden kann man es durchspielen - schlägt sich die Ökonomie eines Textadventures in der Rätseldichte nieder: Weil die Bewegung einfach ist und man keine Screens nach Hotspots absuchen muss, verbringt man pro Spielstunde viel mehr Zeit mit Denken und Knobeln als bei den Point&Click-Titeln.

Farben und Schriftarten lassen sich frei wählen, wodurch jeder Spieler die Freiheit hat, sich durch ungeschickte Farbwahl das Spiel zu ruinieren. Ahem. Farben und Schriftarten lassen sich frei wählen, wodurch jeder Spieler die Freiheit hat, sich durch ungeschickte Farbwahl das Spiel zu ruinieren. Ahem.

Charmanter Magie-Schabernack

Thaumistry bleibt dabei aber in Sachen Story relativ konventionell. Die Fanszene zeitgenössischer Textadventures (IF-Games genannt, wobei die Abkürzung für »Interactive Fiction steht«) strotzt vor erzählerischen und spielmechanischen Experimenten, aber Bates geht diesen Weg nicht mit. Er erzählt einfach charmant und interessant eine solide Geschichte. Dabei kommt die Motivation des Helden vielleicht ein bisschen zu kurz, denn er bleibt nach dem Auftakt im Wesentlichen eine Rätsellöse-Maschine - er kommentiert die Welt kaum; man erfährt wenig über sein Innenleben. Aber das passt zum leichten Ton von Thaumistry, das im Zweifel immer auf Humor setzt.

Ein Beispiel: Ein Zauber füllt Objekte mit Luft, den braucht man später für ein wichtiges Rätsel. Aber man kann ihn natürlich auch nutzen, um alle möglichen Leute zum Rülpsen oder Furzen zu bringen. Das klingt ein bisschen nach Holzhammer, das Spiel trägt seine Witzchen jedoch so charmant vor, dass die Freude am Ausprobieren stets überwiegt. Und so folgt man bis zum Ende gespannt den Abenteuern von Eric, dem Helden wider Willen, knobelt sich durch die Welt und freut sich an den absurden Stellen.

Textadventures, die gibt es noch?

Textadventures sind eines der allerersten Genres überhaupt: 1976 erscheint Colossal Cave und lockt Tausende von Spielern in den Bann des noch jungen Mediums Computerspiel. Es beginnt eine kurze Blütezeit, Mitte der 90er werden die Textspiele dann endgültig von Grafik-Adventures verdrängt. Seither fristet das Genre ein Randdasein. Ende der 2010er Jahre lebt auf den Smartphones das verwandet Genre der »CYOA« oder »Choice«-Games auf, quasi interaktive Spielbücher, bei denen man sich durch verzweigende Entscheidungsbäume klickt, die als Textoptionen dargestellt sind. Daneben gibt es aber auch eine florierende Fanszene mit eigenen Treffen und GameJams und Awards, die immer wieder tolle Spiele hervorbringt - auch Thaumistry nutzt einen in diesem Kontext entwickelten modernen Parser zur Interpretation der Texteingaben.

Ein paar Tipps für Leute, die tiefer in Textspiele einsteigen wollen:

Hadeans Land (Steam) - toll geschriebenes Textadventure mit komplex-knobeligem Alchemiesystem

Spider and Web (Web) - kostenloses Browseradventure mit cleverem Gamedesign und tollen Ideen

Sorcery! (mobile) - grafisch aufgemotzte Serie von Entscheidungsspielen mit rollenspielhafter Charakterentwicklung

Thaumistry: In Charm’s Way - Screenshots ansehen

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