Der Regisseur des wohl beliebtesten Star-Wars-Films der letzten zehn Jahre wagt sich endlich an ein neues Sci-Fi-Projekt. Dystopisch, bodenständig, optisch wunderschön … und unglaublich billig in der Produktion! The Creator sieht aber nicht nur beeindruckend gut für sein Budget aus, sondern kann auch mit einer fesselnden Story und einer interessanten Welt begeistern - ausnahmslos perfekt ist aber auch The Creator nicht.
Um was geht’s in The Creator?
Nach Jahren der friedlichen Koexistenz zwischen Mensch und Maschine bricht ein Krieg aus. Das Ziel, vor allem der US-Amerikaner: Jegliche künstliche Intelligenz vom Planeten zu zerstören, diese würden nämlich die Menschheit bedrohen. Der Rest der Welt schließt sich dem Unterfangen an, nur in Südostasien finden KIs Unterschlupf.
Als dann Informationen zu einer extrem tödlichen Waffe der KIs an die Oberfläche geraten, soll der Ex-Undercover-Soldat Joshua, gespielt von John David Washington, nach Asien reisen und die Waffe zerstören. Das verläuft natürlich nicht wie geplant und ehe er sich versieht, läuft er mit einem kleinen Kind im Schlepptau durch das fremde Land.
Den Trailer könnt ihr gleich hier ansehen, ich würde euch aber empfehlen, nicht weiter als bis zur ersten Minute des Videos zu gucken - sonst spoilert ihr euch doch ordentlich. Das reicht aber auch, um den Stil und die Grundstimmung von The Creator kennenzulernen.
Für wen ist der Sci-Fi-Film interessant?
The Creator ist nicht nur für Fans von Science Fiction interessant. Ja, der Film wirft die klassische Cyberpunk-Frage auf: Was macht einen Menschen zum Menschen? Dabei werden die KIs aber von Anfang an nicht so richtig als künstliche Intelligenzen dargestellt, sondern einfach nur als mechanische Menschen. Die Roboter zeigen von Beginn an Gefühle, Schmerzen, Persönlichkeiten und alles andere, was ein Mensch auch ausmacht.
Der Frage, ob eine KI auch ein Mensch sein kann, wird nicht so viel Tiefe gewidmet, sondern mehr: Angst vor dem, was unbekannt ist. Verachtung vor dem, was anders ist. Die Liebe zu etwas, das andere als »unnatürlich« ansehen. Wenn hier der Sci-Fi-Kontext ausgeblendet wird, kann das leicht auf präsente Themen der heutigen Zeit übertragen werden.
Aber auch im Sci-Fi-Kontext weiß The Creator zu überzeugen. Der weltweite Konflikt zwischen Mensch und KI wird interessant erzählt, zu einem Prequel würde ich nicht nein sagen. Was mich aber besonders begeistert hat, war der ständige Crash zweier Extreme: der Fortschritt und die Tradition. Metall und Natur.
Meist wird das als etwas dargestellt, was nicht verknüpfbar ist. Man denke nur an Avatar, wo die bösen Menschen mit ihrer Technik die naturtreuen Bewohner von Pandora bedrohen. Hier ergänzt die KI aber das traditionsreiche Südostasien. Die Roboter leben nicht nur in Strohhütten, sondern fügen sich auch gänzlich in deren Kulturen ein und werden Teil von ihr. Sie sind nicht nur als Polizisten und Haushaltskräfte im Einsatz, sondern treten auch mal in Mönchskleidung auf.
Genug über Worldbuildung und philosophische Fragen gequatscht, jetzt geht's um die Optik: Hier kann ich euch beruhigen, The Creator ist nämlich ein extrem stilsicherer Action-Blockbuster! Regisseur Garerth Edwards hat sich dem Trend der etlichen Studio-Aufnahmen widersetzt und ist noch an reale Sets in Asien gereist, um dort zu filmen - und das wertet die Qualität extrem auf! Alles wirkt viel bodenständiger, dreckiger, realer. Die Stärken von Star Wars: Rogue One sind hier also genauso vertreten, wenn nicht sogar noch mehr.
Trotzdem mussten nur 80 Millionen Dollar für die Produktion draufgehen - nichts im Vergleich zu anderen Blockbuster, die eine deutlich schlechtere Optik in meinen Augen haben. Wie Edwards das angestellt hat und warum das Auswirkungen auf ganz Hollywood haben könnte, erzählt euch mein Kollege Marco von Nerdkultur in folgendem Video:
Link zum YouTube-Inhalt
Für einige wird die Story packend und emotional sein, vielleicht wird sogar die ein oder andere Träne vergossen. Und ja, ich saß fast durchgängig gespannt im Kinosessel und konnte nur schwer vorhersehen, in welche Richtung sich The Creator entwickelt. In der Gesamtheit betrachtet ist die Story von The Creator wirklich stark.
Trotzdem gibt's Mankos: Das Finale zog sich für meinen Geschmack zu sehr und endete dann eine Spur zu theatralisch. Da verliert The Creator die Bodenständigkeit, die ich im restlichen Film so sehr schätze.
Außerdem: Je länger ich über The Creator nachdenke, desto mehr bemerke ich, wie identisch er doch zu dem Marvel-Film Logan ist. Ein Mann mit traumatischer Vergangenheit reist mit einem jungen Mädchen durch das Land und wird verfolgt - mehr Parallelen möchte ich hier nicht verraten, aber es sind erschreckend viele.
Ich liebe aber Logan und hey, lieber gut kopiert als schlecht neu gemacht, oder? Trotzdem gehen mir die vielen Parallelen nicht mehr aus dem Kopf.
Stärken und Schwächen
Was hat uns gefallen?
- Das Worldbuilding: Die Zukunftsvorstellung wirkt zum Greifen nah, unnachgiebig und total faszinierend. Dass Roboter nicht nur als Polizisten und Haushaltskräfte eingesetzt werden, sondern beispielsweise auch in buddhistischer Mönchskleidung auftreten, hat etwas erfrischend anderes.
- Die Optik: Dass der Film so wenig Geld kostete, sieht man überhaupt nicht. Dafür ist die Nutzung von echten Sets so schön und wertet The Creator deutlich auf. Es geht eben auch heutzutage noch ohne Greenscreen und riesige Studios, auch wenn das Geld knapp ist!
- John David Washington in der Hauptrolle: In The Creator zeigt er sein schauspielerisches Talent - die Figur ist glaubwürdig, geprägt von seiner Vergangenheit und im ständigen Kampf mit sich und seinen Werten - das wird nicht in großen Dialogen thematisiert, sondern subtil in seinem Schauspiel mitgeteilt.
- Die Story: Im gesamten betrachtet ist die Geschichte von The Creator noch immer ausgezeichnet und fesselnd, es gibt jedoch auch Negativseiten …
Was hat uns nicht gefallen?
- Logiklücken: Wenn man mal mit etwas Abstand auf den Film zurückblickt, ergibt sich doch die ein oder andere Frage, die sich nicht logisch beantworten lässt. Es sind jetzt aber keine großen Patzer, die einen während des Films völlig aus der Immersion hauen.
- Das Ende: Eigentlich ist das Finale von The Creator emotional und schön, drückt für meinen Geschmack aber zu gewollt auf die Tränendrüse und zieht sich auch zu lange.
- Nebenfiguren: Da Washington als Joshua den Großteil des Films füllt, gehen die anderen Schauspieler schnell unter. Interessante Nebencharaktere haben zu wenig Screentime, um ihr Potenzial auszuschöpfen und mich emotional auf sie einzulassen.
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