The Day After - Angespielt

Der Dritte Weltkrieg ist vorbei und die Menschheit strahlt -- allerdings nicht vor Freude, sondern vor Radioaktivität: Mit nuklearen und chemischen Waffen haben USA und Sowjetunion den halben Planeten verseucht, ein nuklearer Winter droht. Im Strategiespiel The Day After vom russischen Entwickler G5 Software übernehmen Sie in dieser hoffnungslosen Lage das Kommando über eine von vier Allianzen: USA-England, Sowjetunion, Frankreich-Deutschland oder China. Die sind untereinander verfeindet und ringen um die letzten bewohnbaren Ländereien, die nicht unter dem nuklearen Winter leiden -- also Afrika und Südamerika. Wir haben eine Preview-Version von The Day After angespielt. Und wurden zunächst von einer Buchstabenflut erschlagen, denn Hintergrundgeschichte und Einheiten- sowie Missionsbeschreibungen gibt's nur als schnöde Texte. Aber okay, das sagt noch nichts über das Spiel aus.

Das Herzstück von The Day After ist die hässliche Kampagnenkarte, auf der Sie rundenweise Armeen verschieben. Ihre Kriegsziele sind Fabriken (stellen Ersatzteile her), Ölquellen und -raffinierien (bringen Treibstoff), Flugplätze (steigern die Effektivität von Lufteinheiten) und Depots (wertvolle Lager für Treibstoff und Munition). Zudem gibt's spezielle Szenario-Missionen, als Russe etwa vertreiben Sie Anglo-Amerikaner aus deren Festung am Nil. Erbeutete Ressourcen (Treibstoff, Ersatzteile, Munition) investieren Sie in frische Einheiten. Die reichen von Panzern über Truppentransporter bis zu Abfangjägern und Bombern. Cleveres System: Die Ressourcen brauchen Sie auch in den Gefechten. Wer mit seinen Munitions-Vorräten Artillerie kauft, steht auf dem Schlachtfeld ohne Geschosse da. Und wer alle Ersatzteile für fesche Panzer ausgibt, kann die Stahlsärge im Gefecht nicht mehr reparieren. Das ist strategisches Denken gefragt.

Schlachtfeld? Gefechte? Stimmt, wenn zwei Armeen aufeinander treffen oder eine Armee ein Kriegsziel besetzt, kommt's zur Taktikschlacht. Vor deren Beginn legen Sie Munitions-, Treibstoff und Ersatzteilvorrat der Truppen fest, dann geht's los. Die grob gepixelte 2D-Grafik der Kämpfe erinnert an Sudden Strike 1:Mini-Soldaten, die Sie nur mit Mühe erkennen können kämpfen gegen hässliche Panzer. Die grausame Oprik schmälert allerdings nicht den taktischen Anspruch. Wie in der Sudden Strike-Serie müssen Sie vorsichtig vorrücken und die Umgebung ausnutzen. So bombardieren Sie jedes Gebiet zunächst mit Artillerie, rücken danach mit Minenräumern und Panzern vor und sichern eroberte Stellungen mit Infanterie. Die Pixelmännchen dürfen Häuser besetzen und aus den Fenstern ballern; Panzer hingegen fahren Bäume um. Das Interface ist von vorgestern: Spezialbefehle wie »Haus verlassen« oder »Ziel bombardieren« erteilen Sie über Winz-Icons.

Der strategische und taktische Anspruch von The Day After mag in Ordung gehen, die Technik ist hoffnungslos veraltet. Erzhässliche Pixel-Grafik, Winz-Interface und Textwüsten sind einfach nicht mehr zeitgemäß. Für Strategie-Veteranen ohne Grafik-Anspruch könnte The Day After trotzdem einen Blick wert sein. Das Spiel erscheint Anfang Juni 2005, den Test lesen Sie voraussichtlich in GameStar 08/05.

Nuklearer Winter: Atomexplosionen schleudern Staub in die Erdatmosphäre, der den Himmel verdunkelt. Dadurch sinkt weltweit die Temperatur, große Teile der Nord- und Südhalbkugel werden eisig kalt und unbewohnbar. Nur in Äquatornähe bleiben warme Flecken erhalten, an denen Menschen überleben können.

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