Ich habe The First Tree lange vor der Gratis-Aktion bei Epic entdeckt und bin ohne große Erwartungen an das kurze Spiel bei Steam ran gegangen - schnelle Adventure-Kost für einen Abend? Ja, warum eigentlich nicht. Aber mein Gott, was hab ich mich getäuscht!
Denn noch heute bin ich immer wieder tief ergriffen, wenn ich zurückdenke an das nur zwei Stunden lange Abenteuer um eine Füchsin, die ihre Jungen sucht. Eine für sich schon tragische Geschichte, aber unter der Oberfläche brodelt so viel mehr: Hinter der Reise der besorgten Tiermutter verbirgt sich nämlich eigentlich der Traum von Joseph, der seiner Freundin davon berichtet.
Eine emotionale Reise
Passend zum geträumten Familiendrama arbeitet er im Gespräch die gemeinsame Zeit mit seinem Vater auf, zu dem der Kontakt abgerissen ist. Soll er es nochmal versuchen? Traumwelt und zwischenmenschliche Tragödie - beides zusammen ergibt eine herzergreifende Parabel auf die Familie, die noch lange nachhallt.
Das Open-World-Adventure stammt von einem einzigen Entwickler, der technisch nicht das Niveau eines Firewatch abliefern kann, aber auch nicht muss. Denn die minimalistischen Landschaften inszenieren die Geschichte gemeinsam mit der gelungenen Vertonung trotzdem so stimmungsvoll, dass sie mich emotional packt und nicht mehr loslässt. Solltet ihr dieses Wochenende noch ein paar freie Stunden übrig haben, ist das kostenlose Spiel definitiv einen Blick wert!
Dieser Artikel erschien ursprünglich im September 2017. Weil The First Tree gerade kostenlos bei Epic ist, haben wir ihn aber nochmal aktualisiert.
Zwei Geschichten, eine Botschaft
Joseph wacht aus einem besonders lebhaften Traum von einer Füchsin auf und beginnt irritiert, seiner Freundin davon zu erzählen. Mit den Stimmen im Ohr durchstreife ich als diese Füchsin eine Schneelandschaft, die später von weiten Wiesen oder einem verträumten Wald abgelöst wird. Die schöne Landschaft kann ich aber kaum genießen, sind doch meine Jungen spurlos verschwunden.
Unterwegs meistere ich kleinere Sprungpassagen oder erkunde einfach die Umgebung: Dort tauchen immer wieder Gegenstände aus Josephs Kindheit auf, die Erinnerungen auslösen. Zum Beispiel selbst geschnitztes Holzspielzeug - sein Vater hatte es für ihn angefertigt, weil er nicht so coole Spielzeuge wie die anderen Kinder hatte. Man merkt, dass er seinen Vater früher stets geliebt und bewundert hat, aber trotzdem verloren die beiden sich mit der Zeit aus den Augen.
Die Autorin:
Elena (@Ellie_Libelle) versinkt gerne in gewaltigen Open-World-Spielen und hat ihre Favoriten auch kürzlich in ihren persönlichen Top 10 der besten Spiele mit offener Welt festgehalten. Allerdings braucht sie zwischendurch zum Ausgleich immer kurze Spiele wie The First Tree, die am besten aber genauso durch Story und Atmosphäre punkten. Gerade dieses Adventure hat sie mit den Gefühlen, die es in ihr weckte, komplett überrumpelt, weshalb das Fuchs-Abenteuer bis heute einen besonderen Platz in ihrem Herzen hat.
Das Beste kommt zum Schluss
Die verzweifelte Suche der Füchsin nach ihren Jungen mischt sich mit einer Geschichte, die mich sehr berührt, weil es ein Thema ist, das fast jeder kennt und nachvollziehen kann: Es geht um Familie, den Schmerz darüber, dass die gemeinsame Zeit begrenzt ist und das wundervolle Gefühl, immer jemanden zu haben, der einen auffängt. Ich weiß noch, dass ich direkt meinen Vater anrief, als der Abspann über den Bildschirm flimmerte.
»Hey, wie geht es dir, wollen wir mal wieder etwas unternehmen?« Ich hatte einen Kloß im Hals, den Kopf voll mit gemeinsamen Erinnerungen, Augenblicken, die ich über den stressigen Alltag viel zu oft verdrängt hatte. Ich habe mir durch First Tree vorgenommen, seltener »Ich kann gerade nicht« zu meiner Familie zu sagen und wollte das sofort umsetzen.
Der emotionale Wert von The First Tree überwog für mich so klar dem spielerischen, allerdings punktet das Adventure auch da zum Ende noch mit einer großen Überraschung, die das Erlebnis nicht nur passend abrundet, sondern sogar die Community des Spiels miteinbezieht. Ich sage nur so viel: Sammelt am besten möglichst viele der leuchtenden Sterne unterwegs ein.
Sollte euch The First Tree genauso erschüttern, bieten wir im GameStar Podcast aber Spiele zum Ausgleich an, die die Seele streicheln. Hört doch mal rein!
The First Tree stammt von David Wehle und ist seit dem 14. September 2017 für rund zehn Euro auf Steam zu haben. Bei Epic bekommt ihr das Spiel vom 15. bis 22. April 2021 zusammen mit Deponia: The Complete Journey und Ken Follet's The Pillars of the Earth kostenlos.
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