Das neue Prince of Persia wird völlig anders - aber auch gut? Wir haben es gespielt

Statt Action-Adventure ein Roguelike samt höchst ungewöhnlichem Grafikstil, kann das gutgehen? Wir haben Probe gespielt und sind positiv überrascht.

So sieht der neue Prinz von Persien aus, der wieder mal sein Volk vor Invasoren schützen muss. So sieht der neue Prinz von Persien aus, der wieder mal sein Volk vor Invasoren schützen muss.

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Eine Sache kann man Prince of Persia definitiv nicht vorwerfen: Die Ubisoft-Traditionsmarke ist sich nicht zu schade, etwas Neues zu wagen.

Was in den 80ern als charmanter 2D-Sidescroller begann, mauserte sich zu Zeiten von The Sands of Time zum linearen Action-Adventure, gab dann ein semi-erfolgreiches Gastspiel auf der Kinoleinwand und legte erst im Januar 2024 mit The Lost Crown ein verdammt gutes Debüt als Metroidvania hin.

Jetzt auch noch ein Roguelike! war mein erster Gedanke, als ich von The Rogue Prince of Persia erfuhr. Im Mai 2024 steht uns schon das nächste Abenteuer ins Haus und natürlich betritt die Reihe wieder einmal unbekanntes Terrain.

Ich konnte den neuen Titel von Evil Empire (Dead Cells) bereits rund 30 Minuten anspielen. Am Ende schoss mir ein zweiter Gedanke durch den Kopf: Das macht zwar Spaß, aber ein bisschen persischer Sand ist noch im Getriebe.

Sören Diedrich
Sören Diedrich

Sören hat Dead Cells rauf und runter gespielt und sogar die Queen besiegt. Es hat ihn auch nur fünfhundert weitere graue Haare und einen neuen Controller gekostet. Umso offener steht er als Genre-Fan der Idee eines Roguelikes im Universum von Prince of Persia gegenüber. Er befürchtet aber, dass es das Spiel vor allem wegen des Grafikstils nicht einfach haben wird.

Die Hunnen machen Ärger

Die Handlung des Spiels ist schnell zusammengefasst: Hunnen fallen in das Reich der Hauptfigur ein und müssen aufgehalten werden. Ich schreibe Hauptfigur, weil zumindest anfangs nichts danach aussieht, als ob ich den namensgebenden Prinzen steuere, im Gegenteil. Der Held dieser Geschichte führt ein ärmliches Leben und musste schon von kleinauf stehlen, um zu überleben.

Das war im Grunde auch schon alles an Story, was ich zu Spielbeginn präsentiert bekomme. Schade, denn dadurch bekomme ich zunächst kein Gefühl dafür, dass die Hunnen eine echte Bedrohung für mein Volk und mein Land darstellen, und renne etwas planlos durch die Gegend. Erst zum Ende meiner Anspielzeit treffe ich die ersten interessanten Charaktere, etwa den alten Schmiedemeister Sukhra.

Ich bin schon gespannt darauf zu erfahren, ob The Rogue Prince of Persia trotz der genrebedingt vielen prozedural generierten Inhalte eine ähnlich spannende Geschichte zu erzählen vermag, wie es dem Entwicklerteam bei Evil Empire schon bei Dead Cells gelungen ist. Dort war es vor allem die Hintergrundgeschichte, die mein Interesse an der Spielwelt befeuert hat.

Böse Hunnen Die Rahmenhandlung ist simpel und muss noch beweisen, dass ihr auf lange Sicht nicht die Puste ausgeht.

Interessante Charaktere Auf seiner Reise trifft der Prinz auf einige Charaktere mit erzählerischem Potenzial.

Das Gameplay ist schon jetzt allererste Sahne

Feuer und Flamme bin ich aber schon jetzt für das Gameplay. Wow, spielt sich das flüssig! Gefühlt hat Evil Empire es geschafft, das ohnehin schon temporeiche Dead Cells noch einmal zu toppen. Von Sekunde eins an hüpfe, klettere und renne ich im Affenzahn durch die bei jedem Laden neu zusammengewürfelten Levels und ich gerate in einen Sog, der mich bei Laune hält.

Das Roguelike-Rad erfindet The Rogue Prince of Persia aber nicht neu. Alle Gameplay-Features kenne ich so oder so ähnlich schon aus anderen Titeln. Grundsätzlich ist das überhaupt nicht schlimm, ich möchte eure Erwartungshaltung nur direkt auf das richtige Maß stutzen.

Ihr ahnt also, wie es läuft: Ich muss einen Abschnitt schaffen, ohne besiegt zu werden. Gelingt mir das, dringe ich in neue Areale vor, werde stärker, sammle neue Ausrüstung ein und schalte dauerhafte Boni frei. Beiße ich hingegen ins Gras, pardon, den Sand, wird eine ominöse Macht aktiv und spult das Geschehen zurück. Ich fange von vorne an, die Levels werden neu generiert, nächster Versuch!

Wie das alles in Bewegung aussieht, könnt ihr euch jetzt auch einfach anschauen, denn ich habe euch 16 Minuten Gameplay von meinem Abstecher nach Persien mitgebracht:

The Rogue Prince of Persia - 16 Minuten Gameplay aus dem neuen Roguelike der Dead-Cells-Macher Video starten 16:09 The Rogue Prince of Persia - 16 Minuten Gameplay aus dem neuen Roguelike der Dead-Cells-Macher

Überall lauern Horden an Gegnern, die unterschiedliche Taktiken erfordern, um sie zu besiegen. Manche von ihnen kann ich einfach in Abgründe treten, andere sind aber dagegen immun und noch dazu gut gepanzert. Viele Widersacher setzen auf starke Nahkampfwaffen, es gibt aber auch diese feigen Plagegeister, die mich von fern mit ihren Pfeilen spicken oder mit Bomben bewerfen.

Das klingt sehr schwer und ist es auch. Ich halte nicht viel aus und kann kaum mal durchatmen, ehe mir schon der nächste Gegner den Hintern versohlt, ich in die nächste Dornenfalle hüpfe oder mich einer der besonders schweren Bosse ungespitzt in den Wüstensand rammt.

Als Genre-Fan geht mir dabei das Herz auf, ich hoffe aber, dass das fertige Spiel auch an Neueinsteiger denkt und verschiedene Schwierigkeitsgrade oder andere optionale Hilfestellungen anbietet. Andernfalls könnten viele Spieler schon nach kurzer Zeit frustriert das Handtuch werfen und Reißaus nehmen.

Hüpf, kleiner Prinz Die prozedural generierten Levels warten auch immer wieder mit Hüpf- und Rutschpassagen auf.

Immer feste drauf! Die Kämpfe sind mein persönliches Highlight. Sie sind herausfordernd und haben einen richtig schönen »Wumms!«-Faktor.

Loot ist gut In Truhen befinden sich neue Waffen, die allesamt Vor- und Nachteile aufweisen. Ein Dolch teilt zwar weniger Schaden als ein Speer aus, dafür erhöht sich das Angriffstempo.

Kaufrausch Genügend Gold vorausgesetzt, lassen sich neue Ausrüstungsgegenstände auch bei Händlern erwerben.

Boss = Autsch-Zeit Die Bosse sind richtig harte Nüsse, aber genau so muss das in Roguelikes doch sein.

Grafik und Sound sind gewöhnungsbedürftig

Reißauß nehmen werden manche wohl auch beim Anblick von The Rogue Prince of Persia. Ich sage nicht, dass das Spiel nicht gut aussieht. Mir gefällt der auf wenige Farben und simple Strukturen reduzierte Grafikstil. Das heißt aber nicht, dass es euch auch so gehen muss. Die sehr ausgefallene Grafik ist sozusagen euer erster Bossgegner, der darüber bestimmt, ob ihr lange Zeit Spaß haben werdet.

Das Gleiche lässt sich auch über die Musik im Spiel sagen. Ich bin kein Experte in Sachen Musikstile, also bitte seht mir die nun folgende laienhafte Beschreibung nach: Arabische Klänge treffen auf Techno-Beats und das relativ monoton und pausenlos. Nach etwa zwanzig Minuten hätte ich am liebsten mein Headset vom Kopf gerissen, aber wie schon die Grafik ist auch der Sound Geschmackssache.

Wenn ihr euch das obige Gameplay-Video angeschaut habt, dürftet ihr euch bereits eine Meinung zu Grafik und Sound gebildet haben. Deshalb lasst uns noch abschließend auf ein Problem zu sprechen kommen, das allgemeingültiger ist.

The Rogue Prince of Persia - Screenshots aus dem neuen Roguelike der Dead-Cells-Macher ansehen

Bei der Steuerung ist noch Luft nach oben

Das A und O eines guten Roguelikes ist eine maximal präzise und eingängige Steuerung. Die Sprungpassagen dürfen maximal schwer, die Gegner unerbittlich sein, wenn die Eingaben passen, kann ich den Grund meines Scheiterns bei mir selbst suchen und bin die Ruhe selbst.

Anders sieht es aus, wenn ich kein Gefühl für die Bewegungen meiner Spielfigur entwickeln kann. In The Rogue Prince of Persia ist das leider derzeit noch ab und zu der Fall und das Hauptproblem hat einen Namen: der Wandlauf.

Der Wandlauf ist zentraler Bestandteil des Gameplays. Er ist kein schmückendes Beiwerk, um möglichst cool durch die Gegend zu hasten, sondern Dreh- und Angelpunkt des gesamten Leveldesigns. Per Wandlauf überwinde ich große Abgründe und erklimme Vorsprünge. Ich nutze ihn aber auch für die vertikale Fortbewegung, also um höhere Abschnitte zu erreichen.

Noch dazu lässt sich der Wandlauf mittels eines gut getimten Sprungs verlängern. Initiieren kann ich den Wandlauf per L2/LT-Trigger am Controller. In meiner Anspielsession reagierte meine Spielfigur aber noch etwas nervös auf meine Eingaben, brach manchmal mitten im Wandlauf unvermittelt ab und stürzte in die Tiefe oder kraxelte eine Wand hinauf, obwohl ich mich eigentlich seitwärts bewegen wollte.

Wandsprung-Tutorial Zu Beginn des Spiels wird der Wandsprung zwar kurz erklärt …

Zentrales Feature … wirklich viel Zeit zum Üben bekommt der Spieler aber nicht. Später ist das gezielte Kraxeln dann gerne mal etwas fummelig.

Nichts davon kann ich einzig dem Spiel ankreiden. Es ist natürlich auch Fakt, dass ich nach 30 Minuten noch nicht eins mit der Steuerung geworden bin und noch dazulernen muss.

Aber um noch einmal den Vergleich zu Dead Cells zu ziehen: Hier ging mir das präzise Klettern und Hüpfen von Beginn an leichter von der Hand. Noch dazu empfand ich den dort essenziellen Doppelsprung als simpler und spaßiger als das immerhin hübsch anzuschauende Wandgerenne.

Ich möchte jetzt sofort weiterspielen

Unterm Strich bin ich positiv gestimmt. The Rogue Prince of Persia macht beim Gameplay schon jetzt sehr viel richtig, sieht vielleicht nicht atemberaubend hübsch, dafür aber zweifelsohne einzigartig aus und lässt in mir den Wunsch aufkommen, nur noch diesen einen Versuch weiterzuspielen. Ein gutes Zeichen!

Meine Mängelliste ist überschaubar, sollte aber dennoch von den Entwicklern angegangen werden: Der Soundtrack ist auf Dauer anstrengend und für mein Empfinden zu modern geraten, ich hätte lieber ruhigere, mystischere Klänge. Außerdem kann die Steuerung noch Feinschliff vertragen und der Wandlauf sollte als Mechanik zu Spielbeginn noch etwas genauer erklärt werden.

Zeit zum Nachjustieren hat das Team von Evil Empire allemal. Denn The Rogue Prince of Persia ist zwar bereits ab dem 14. Mai 2024 spielbar - aber erst einmal im Early Access via Steam. Basierend auf dem Feedback der Spieler soll der Titel dann glatt geschliffen und mit neuen Inhalten weiter ausgebaut werden.

Aber schon jetzt sieht alles danach aus, als ob der Prinz aus Persien auch den nächsten Genre-Wechsel mit Erfolg absolvieren wird. Ich bin schon gespannt darauf, wann wir den Hunnen in einem Ego-Shooter einheizen. Oder wie wäre es mit einer Wirtschaftssimulation namens The Tycoon Prince of Persia?

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