Seite 2: The Walking Dead: Episode 1 im Test - Interaktiver Zombie-Comic mit Tiefgang

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Wenig und doch viel zu tun

The Walking Dead spielt sich ähnlich wie das ebenfalls von Telltale entwickelte, Ende letzten Jahres erschienene Jurassic Park. Also weniger wie ein typisches Adventure, sondern vielmehr wie ein interaktiver Film – nur hat Telltale nun praktisch vollständig auf Rätsel und Minispiele verzichtet. Was es dann noch zu tun gibt? Eigentlich nicht mehr viel - und doch irgendwie eine ganze Menge.

Das Spiel konzentriert sich in erster Linie wie die Vorlage auf die Charakterzeichnung sowie die Beziehung und Interaktion zwischen den Figuren. Dialoge nehmen damit eine zentrale Rolle ein, bei denen wir aber nicht nur zum Zuhören verdammt sind.

So kommunizieren wir per Multiple-Choice, allerdings mit zwei Besonderheiten. Zum einen müssen wir oft unter Zeitdruck antworten, da während der Zombie-Apokalypse logischerweise keine Zeit für die minutenlange Auswahl der bevorzugten Antwort bleibt. Zudem würde im richtigen Leben unser Gegenüber ja auch keine Ewigkeit auf unsere Antwort warten, sondern sich irgendwann selbst seine Meinung bilden. Zögern und Sprachlosigkeit sind also auch eine Form der Kommunikation in The Walking Dead.

Lee Everett Lee ist der frische Hauptdarsteller des Spiels und neu im The Walking Dead-Universum.

Clementine Schon bald stößt Lee auf die kleine Clementine deren Eltern nicht mehr nach hause gekommen sind. Er nimmt sich der kleinen an.

Kenny Kenny und seine Familie sind ebenfalls neu in The Walking Dead. Durch den richtigen Umgang lässt sich eine freundschaftliche Beziehung aufbauen.

Lilly Fans der Comic-Vorlage kennen Lilly bereits. Sie und ihr Vater haben eine kleine Nebenrolle spendiert bekommen.

Hershel Hershel Greene ist aus Comic und Fernsehserie bekannt. Ihm begegnen wir auf seiner Farm - und wenn wir Mist bauen ist er nicht sonderlich gut auf uns zu sprechen.

Glenn Glenn ist ebenfalls aus Comic sowie TV-Serie bekannt und steht uns zeitweilig zur Seite.

Zum anderen merken sich die Charaktere unsere Antworten und Reaktionen, etwa eine schlechte Lüge oder ernsthaftes Interesse. Das kann genauso wie einige teils schwerwiegende Entscheidungen, die wir im Handlungsverlauf treffen müssen - Folgen nach sich ziehen. Diese Entscheidungen und Konsequenzen sollen übrigens auch in die kommenden Episoden übernommen werden. Das Ganze ist zwar keine neue Erfindung im Adventure-Genre, trotz allem immer noch selten genug, um angenehm frisch zu wirken.

Zombiefans brauchen jetzt aber keine Angst zu haben, dass die ganze Zeit nur palavert wird: Natürlich haben auch die Hirnfresser ihre regelmäßigen und zudem gelungenen Auftritte. The Walking Dead mutiert dann nicht zum Ego-Shooter. Stattdessen bestehen die Auseinandersetzungen aus einer Kombination von richtig platzierten Klicks und Quicktime-Events.

So müssen wir etwa mit zittriger Maus schnellstmöglich ein Schrotgewehr mit einer einzelnen Patrone laden, während ein Zombie langsam auf uns zu gekrochen kommt. Ein finaler Klick auf den Untoten reicht dann aus, um ihn endgültig ins Jenseits zu befördern. Die Quicktime-Events sind zudem ordentlich eingebettet und verkommen nicht zu deplatziert wirkenden sinnlosen Aneinanderreihung von irgendwelchen Tasten. Dabei geht das Spiel mit dem Thema Gewaltdarstellung übrigens genauso wenig zimperlich um wie seine Vorlage.

Die Kämpfe gestalten sich simpel aber spannend und gut inszeniert. Die Kämpfe gestalten sich simpel aber spannend und gut inszeniert.

Was Telltale (bisher zumindest) noch nie so recht konnte: eine ordentliche Maus-und-Tastatursteuerung implementieren. Auch The Walking Dead ist vornehmlich für Gamepads ausgelegt. Allerdings kann man durchaus Verbesserungen erkennen. So läuft die Steuerung von Lee per WASD-Tasten ein ganzes Stück runder als die der Helden in Tales of Monkey Island oder Back to the Future. Nach wie vor fühlt sich die Maus noch etwas schwammig an, sie erfüllt aber auch in brenzligen Situationen ihren Zweck. Allerdings sind einige Hot Spots nicht immer optimal platziert. So kann es schon mal vorkommen, dass der Punkt, auf den wir klicken müssen, um ein Gespräch zu beginnen, einen Meter neben der Figur herumschwebt. Besser also die optionalen Hilfsanzeigen beim Start nicht deaktivieren.

Stimmungsvolle Comic-Zombies

Was Telltale auch nicht kann: technisch anspruchsvolle Spiele. Was die Entwickler hingegen sehr wohl können: aus limitierten Mitteln ein Maximum herausholen. The Walking Dead fängt den Comic-Geist der Vorlage prima ein, wenn auch anders als das schwarz-weise Original in stimmigen Farben. Auf diese Art fallen die etwas detailarmen Objekte nicht so sehr auf und auch die aus der Nähe verwaschenen Texturen trüben das Gesamtbild nicht so stark. Für eine Comicgrafik sind die Gesichtsanimationen und Emotionen der Charaktere obendrein gut erkennbar, bei den Bewegungsanimationen hätten wir uns hingegen noch etwas Feinschliff gewünscht.

Hübsche Lichteffekte und die Comicoptik täuschen häufig über die matschigen Texturen hinweg. Hübsche Lichteffekte und die Comicoptik täuschen häufig über die matschigen Texturen hinweg.

Alles in Allem wirkt The Walking Dead in sich sehr stimmig und atmosphärisch, die guten (bisher lediglich englischen) Sprecher tragen ihren Rest dazu bei. Ansonsten gibt sich das Spiel soundtechnisch und musikalisch recht minimalistisch – und auch das macht sich überwiegend positiv bemerkbar. So schlurfen wir die meiste Zeit wortwörtlich durch Totenstille, gelegentlich unterbrochen vom Krächzen eines Aas-Vogels, zirpenden Grillen und dezentem Einsatz von Musik. Gänsehaut garantiert!

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