The Wolf of Wall Street - Goodfellas auf Speed

Das temporeiche Biopic-Meisterwerk The Wolf of Wall Street von Regie-Altmeister Martin Scorsese muss man gesehen haben - und nicht nur weil es an Scorseses Mafiafilm-Klassiker Goodfellas erinnert.

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Es gab in den vergangenen Jahren einige Filme über die Bankenkrise, über das System Gier und skrupellose Börsianer, darunter Wall Street: Geld schläft nicht und Der große Crash. Doch kein Film bog dabei mit derart viel Esprit, Kinetik und Atemlosigkeit um die Ecke wie Martin Scorseses The Wolf of Wall Street. Die amerikanische Kritik warf dem Regie-Altmeister deshalb auch (sicher nicht ganz zu Unrecht) Verklärung und Überhöhung des Themas vor. Ein reelles Problem, bunt und laut verpackt in wohlgefällige MTV-Ästhetik.

So unterhaltsam wie in The Wolf of Wall Street war der Blick in die Abgründe der menschlichen Seele aber lange nicht. Scorsese lässt mit Jordan Belfort den wohl auch perfidesten Archetypus des Börsenmaklers von der Leine: schmierig, aalglatt und doch viel zu charismatisch, um ihn vom Fleck wegzu hassen. Perfekt zum Leben erweckt von Leonardo Di Caprio, ist sein Belfort jene Sorte von Typ, der seiner Mutter am Sterbebett noch eine Mittelmeerreise andrehen würde.

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Jordan Belfort war Unternehmer, der sich zwischen den späten Achtzigern und frühen Neunzigern als Makler ein unfassbares Vermögen ergaunerte. Zunächst noch legal, wenn auch mit teils drastischen Mitteln, später dann per Wertpapierbetrug und Geldwäsche. Bezeichnend für seine Herangehensweise war eine Verbissenheit, die ihm den Spitznamen »Wolf of Wall Street« einbrachte und damit wie eine Schablone für das Bild des modernen Finanzhais steht.

Scorsese macht jetzt auf Komödie

Um den Zuschauer wirklich in diese Welt hineinzuziehen , bricht Scorsese die so genannte »vierte Wand«. Immer wenn es ihm gerade passt, dreht sich Leonardo Di Caprio zum Publikum und spricht mit dem Publikum. Scorsese stößt den Zuschauer so direkt hinein in den Sündenpfuhl, macht ihn zum Komplizen und lässt ihn an fragwürdigsten Missetaten teilhaben. So muss man sich als Zuschauer unweigerlich fragen: Ist es nicht eigentlich amoralisch, diesem Mann begeistert zuzuhören?

Dass die Figur des Jordan Belfort auf einem realen Vorbild basiert, macht die Sache nicht weniger erschreckend, zeigt aber auch in welchen Gefilden wir uns befinden. Natürlich überzeichnet Scorsese stark. So sehr sogar, dass The Wolf of Wall Street bei den Golden Globes 2014 tatsächlich in der Kategorie »Beste Komödie« nominiert wurde. Dabei ist der Fall Belfort eigentlich ein sehr tragischer Fall, nur eben einer, über den man am besten lacht - vielleicht auch, um nicht weinen zu müssen.

Party on! Die Welt von The Wolf of Wall Street ist ein einziger Fiebertraum bzw. Kokainrausch. Party on! Die Welt von The Wolf of Wall Street ist ein einziger Fiebertraum bzw. Kokainrausch.

Wenn in The Wolf of Wall Street also wilde Exzesspartys am Pool gefeiert, Kokain aus dem Allerwertesten einer Prostituierten geschnupft oder Sexorgien im Flugzeug gefeiert werden, während draußen vor der Tür der Finanzmarkt ächzt, dann dürfte das mit ziemlicher Sicherheit nah an der Wahrheit sein. Der echte Belfont war laut eigenen Aussagen zu 90% des Tages bis unter die Hirnrinde mit Kokain zugedröhnt. Da erscheint es nur logisch, dass weite Teile dieses Films wie ein versnobter Fiebertraum wirken.

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