Through the Woods im Test - Viel Wald um nichts?

Im Horror-Abenteuer Through the Woods steckt Einiges: nordische Mythologie, Familiendramen und viele hübsche Bäume. Klingt spannend, doch im Test sind wir hin- und hergerissen. Unsere Redakteure Patrick Mittler und Christian Schneider haben das Wald-Abenteuer sehr unterschiedlich erlebt.

Through the Woods - Ankündigungs-Trailer Video starten 1:22 Through the Woods - Ankündigungs-Trailer

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Nachts mit der Taschenlampe durch den finsteren Wald - wer das mal gemacht hat, vielleicht sogar als Kind, der vergisst das Erlebnis wohl nie. Die eigenen Schritte wirken plötzlich irre laut. Im Unterholz knackt es, ein Nachtvogel erhebt sich wild zeternd aus einem Wipfel. Und im Kopfkino wartet irgendwo hinter dem nächsten Baum das Monster mit den riesigen Krallen und den toten Augen.

Genau diese Stimmung will der norwegische Entwickler Antagonist mit seinem Erstlingswerk Through the Woods einfangen. Quasi zum Drüberstreuen gibt es eine Portion nordischer Folklore und eine Art persönliches Psychodrama in Form einer ziemlich schwierigen Mutter-Kind-Beziehung. Lohnt sich der Weg »through the woods«?

Karen allein im finsteren Wald. Nur mit einer Taschenlampe bewaffnet sucht unsere Heldin nach ihrem verschwundenen Sohn. Karen allein im finsteren Wald. Nur mit einer Taschenlampe bewaffnet sucht unsere Heldin nach ihrem verschwundenen Sohn.

Haben Sie meinen Sohn gesehen?

In Through the Woods blicken wir einer jungen Frau namens Karen über die Schulter, während sie einen unfreiwilligen Waldlauf nahe der norwegischen Küste macht. Denn gleich zu Beginn des Spiels wird ihr Sohn Espen gekidnappt - von einem unheimlichen alten Mann in einem uralten Holzboot. Nur mit einer Taschenlampe bewaffnet hetzen wir mit Karen nahe der Küste hinterher.

Im Laufschritt geht es durch eine sehr malerische Landschaft: dichte Wälder, verfallene Küstendörfer, mächtige Felsen und tiefe Höhlen. Da soll der Sohnemann mal warten, wir bleiben öfter in der Dämmerung stehen, um die schöne Kulisse zu bewundern. Und seine Spur verlieren wir ohnehin nicht. Der Junge ist clever, er verstreut den Inhalt seiner Taschen auf dem Boden, um uns den Weg zu weisen.

Hei! God aften! Ich suche meinen Sohn. Leider kann uns dieser Troll auch nicht weiterhelfen. Hei! God aften! Ich suche meinen Sohn. Leider kann uns dieser Troll auch nicht weiterhelfen.

Die Nacht senkt sich schließlich über den Wald, Musik und Geräusche driften in typische Horror-Klangwelten und wir finden vereinzelte, verwitterte Briefe in den weitläufigen und schönen, aber recht leeren Gebieten, die vor dem »alten Erik« warnen, der Kinder stiehlt und einem mythischen Wolf zum Fraß vorwirft.

Sie haben meinen Sohn wohl auch nicht gesehen? Solche Begegnungen sind meist statisch, aber zumindest nette Einsprengsel mit ein bisschen Gruselpotenzial. Sie haben meinen Sohn wohl auch nicht gesehen? Solche Begegnungen sind meist statisch, aber zumindest nette Einsprengsel mit ein bisschen Gruselpotenzial.

Karen selbst macht die Situation übrigens auf mehreren Ebenen zu schaffen: Während wir der Spur des Kidnappers durch den Wald folgen, erzählt sie in zahlreichen Monologen, was für eine schlechte Mutter sie bis jetzt doch war.

Eine wenig sympathische, dafür aber interessante Heldin! Zumindest für Menschen, die wahlweise Englisch oder Norwegisch beherrschen. Und während die norwegische Tonspur in unseren Ohren zumindest authentisch klingt, wirkt die englische Sprachausgabe vergleichsweise lahm.

Plötzlich ertönt ein Heulen. Wir drehen uns um und sehen, wie sich hinter einer Felskamm ein riesiger Schatten erhebt. Ein glühendes Auge schwenkt in unsere Richtung. Wir machen die Taschenlampe aus, kauern uns hin und ...

Kaum Herausforderung

Hinweise erklären leider allzu genau, wie wir dem Gegner hinter der nächsten Ecke beikommen können. Anspruchsvoll ist das nicht. Hinweise erklären leider allzu genau, wie wir dem Gegner hinter der nächsten Ecke beikommen können. Anspruchsvoll ist das nicht.

… schleichen um den Troll herum. In den nächsten zwei bis drei Stunden lauert noch eine Handvoll weitere Gestalten aus der nordischen Mythologie auf Karen. Die Kreaturen sind eine erfrischende Abwechslung zu den ganzen Zombies, Axtmördern oder Kannibalen in anderen Horrorspielen, aber alle Through-the-Woods-Gegner plagt dasselbe Problem.

Wir umgehen sie mit allzu offensichtlichen Kniffen - die das Spiel noch dazu in plakativen Nachrichten am Wegesrand verrät. Trotzdem ist die Geräuschkulisse dicht genug, um bei schreckhaften Gemütern Angst und Grusel zu erwecken. Ein paar Mal sterben wir dann doch - und ärgern uns über zu weit entfernte Rücksetzpunkte.

Zumindest ist der Wald recht schön anzusehen. Man hätte ihn nur noch mit besseren Inhalten füllen müssen. Zumindest ist der Wald recht schön anzusehen. Man hätte ihn nur noch mit besseren Inhalten füllen müssen.

Schade auch, dass die ganzen Anspielungen auf die nordische Mythologie eben nur das sind: Anspielungen. Andererseits würden zu detaillierte Erklärungen auch einen Teil der Atmosphäre zerstören. Treibende Kraft in Through the Woods bleibt ohnehin Karens Geschichte, beziehungsweise die ihres Scheiterns als Mutter. Man tut sich schwer, die Dame zu mögen, und das ist gut so.

Unsere Antipathie der Heldin gegenüber wird schnell zu einem Beweggrund, ihr Schicksal bis zum Ende zu verfolgen. Wartet eine unverdiente Erlösung auf Karen? Wird sie bestraft? Diese Fragen und die grundsätzlich stimmige Atmosphäre reichen, um uns bis zum Schluss bei der Stange zu halten.

Performance-Probleme
In den Foren klagen viele Spieler über die holprige Performance selbst auf High-End-PCs. Entwickler Antagonist hat per Patch einige Einstellungsmöglichkeiten im Grafikmenü hinzugefügt, die mit etwas Feintuning für Abhilfe sorgen sollen. Trotzdem hat Through the Woods noch eindeutig Optimierungsbedarf, denn auch während des Tests brach die Framerate ein, obwohl der PC den empfohlenen Systemvoraussetzungen locker entsprach.

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