Seite 3: Torchlight 2 im Test - Der Diablo-Killer?

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Klassenkampf mit gutem Fluss

Wer jemals ein Spiel wie Diablo, Titan Questoder den Vorgänger Torchlight auch nur kurz angerührt hat, weiß über die grundsätzliche Spielmechanik natürlich Bescheid. In isometrischer Draufsicht steuern wir den Helden oder die Heldin unserer Wahl durch die Levels: als nahkämpferischer Berserker, auf Distanz austeilender Outlander, zauberfreudiger Embermage oder schlagkräftiger Engineeer, der sich zudem Hilfsroboter bastelt.

Embermage Der Embermage kommt dem am nächsten, was man gemeinhin als Elementarmagier bezeichnet. Ausgestattet mit der Kraft der drei Elemente Feuer, Eis und Sturm pustet er aus seinen Zauberstäben Tod und Vernichtung. Und wirft mit ihnen auch mal Gratis-Geschosse, wenn ihm das Mana ausgeht. Charge-Fertigkeit: Sprüche verbrauchen kein Mana.

Engineer Der Engineer entspricht eher einem zupackenden Maschinisten als einem vergeistigten Ingenieur. Am liebsten zertrümmert er Gegner mit mächtigen Zweihand-Prügeln, unterstützt von selbstgebauten Robotern, die zum Beispiel heilen oder schießen. Charge-Fertigkeit: Kann mehrstufig Fertigkeiten verstärken.

Berserker Zwar ist der Berserker wie erwartet ein klassischer Haudrauf, der tollwütig auf seine Feind eindrischt. Allerdings sind ihm auch die Kräfte der Natur untertan. So kann er zum Beispiel einen Wolf beschwören, der die Lebensenergie der Gegner auf ihn überträgt, oder Erdbeben hervorrufen. Charge-Fertigkeit: Jeder Angriff ein kritischer Treffer.

Outlander Der Outlander ist wohl John Woos Idealvorstellung von einem Action-Helden. Egal ob mit großer Wumme oder je einer Handfeuerwaffe in jeder Hand, richtig glücklich ist der Outlander erst, wenn er aus allen Rohren, Läufen, Bögen oder Armbrüsten auf Gegnerhorden ballern kann. Charge-Fertigkeit: Schusswerte steigen prozentual an.

So wirbeln wir flotten Schrittes (das Lauftempo ist generell höher als in Diablo 3) durch die in Abschnitte unterteilte, teils frei erkundbare, teils linear angelegte Spielwelt, verkloppen Monster aller Art, sammeln Ausrüstung und werden immer mächtiger.

Die Heil-Roboter der Engineers helfen der ganzen Gruppe, allerdings sollte man sich dann nicht zu weit voneinander entfernen. Die Heil-Roboter der Engineers helfen der ganzen Gruppe, allerdings sollte man sich dann nicht zu weit voneinander entfernen.

Wie es sich für einen guten Genre-Vertreter gehört erzeugt auch Torchlight 2 einen herausragenden Spielfluss, stets jagen wir dem noch schärferen Schwert, der noch dickeren Rüstung hinterher. Weit mehr als Diablo 3 überschüttet uns das Spiel dabei mit magischen, seltenen, einzigartigen und Set-Gegenständen. Überflüssige Beute werden wir allerdings auch leicht wieder los – dazu gleich mehr.

Auch die Gefechte selbst spielen sich flüssig und angenehm knallig, zumal die neue Charge-Leiste zum exzellenten Spielfluss beiträgt. Wenn wir sie durch Fließband-Attacken vollständig aufladen, profitiert unser Held kurzfristig von besonderen Vorteilen, ein Embermage etwa darf dann zeitweilig ohne Manakosten hexen. Das motiviert, wie im Rausch immer weiter und weiter zu kämpfen, um die Charge-Leiste zu füllen.

Auch wenn sich die Kämpfe von Diablo 3 noch eine Tick geschmeidiger, flüssiger und einfach besser anfühlen, muss sich Torchlight 2 in Sachen Spielfluss vor keinem Konkurrenten zu verstecken.

Elite und Hardcore für die Hardcore-Elite

Bei den Monstern gibt es die üblichen Abstufungen zwischen dem normalen Fußvolk, das erst in großen Rudeln gefährlich wird, den deutlich stärkeren Elite-Gegnern, die uns zufällig überall auflauern können, und den echten Bossen, die wir zum Fortschreiten in der Handlung oder als Questziel flachlegen müssen.

Dass Bosskämpfe auf dem normalen Schwierigkeitsgrad deutlich zu leicth geraten, haben wir bereits erwähnt. Resistenzen oder großartige Kampftaktiken spielen hier kaum eine Rolle, wer genügend Heil- und Manatränke dabei hat, besiegt mit etwas Geduld jeden Endgegner.

Nicht immer günstig gelöst: Manchmal verdecken Objekte die Sicht, dann kämpfen wir nur mir Röntgen-Silhouetten. Nicht immer günstig gelöst: Manchmal verdecken Objekte die Sicht, dann kämpfen wir nur mir Röntgen-Silhouetten.

Nur wer sich leichtsinnig in Gegnerpulks reinwirft oder zu viele Nebenquests auslässt, trifft mit der Zeit auf immer mächtigere Gegner und dürfte Probleme mit der normalen Stufe von Torchlight 2 haben.

Generell würden wir aber jedem, der bereits etwas Erfahrung aus Action-Rollenspielen mitbringt, empfehlen, gleich auf dem Schwierigkeitsgrad »Veteran« oder wenn nicht gar »Elite« anzufangen. Hier erst gestalten sich die Kämpfe taktischer und Resistenzen sowie die richtige Bewaffnung und Ausrüstung bekommen mehr Gewicht.

Wem das immer noch nicht genug ist, der schaltet noch den Hardcore-Modus hinzu, der zum permanenten Tod des Helden schon beim ersten Dahinscheiden führt.

Apropos Tod: Die Strafe fürs Ableben des Helden fällt in Torchlight 2 sehr milde aus. Wir haben in der Regel die Wahl, ob wir uns gegen viel Geld an Ort und Stelle wiederbeleben, gegen wenig Geld am Eingang des Levels oder für lau in der nächstgelegenen Siedlung. Erfahrungs- oder Ausrüstungsverluste drohen nicht.

Bossgegner holen immer zahlreiche Unterstützung herbei. Hier retten wir unseren Outlander-Schützen vor einem gepanzerten Bären. Bossgegner holen immer zahlreiche Unterstützung herbei. Hier retten wir unseren Outlander-Schützen vor einem gepanzerten Bären.

Da die Ausrüstung glücklicherweise keine Abnutzungserscheinungen zeigt, deren Reparatur in anderen Spielen wie eine Schikane wirkt, geht es so meist ohne Umschweife weiter im Geschehen. Auch davon profitiert der sehr gute Spielfluss.

Wer übrigens die bei halbwegs gründlicher Spielweise rund 15 Stunden lange Kampagne gemeistert hat, kann danach entweder über das »Mapworks«-System auf Zufallskarten weiterspielen oder im schwereren »New Game +«-Modus die Kampagne wieder von vorn beginnen; danach dann nochmal im »New Game ++«-Modus – und so weiter, bis das Level-Maximum von 100 erreicht ist.

Doch bis dahin dürfte einige Zeit ins Land gestrichen sein. Je nach Motivation und persönlichen Vorlieben sind Spielzeiten von 15 bis über 100 Stunden möglich, vor allem wenn man alle Charakterklassen über mehrere Durchläufe ausprobieren möchte.

Charakterliches Anti-Diablo

Viele Diablo-3-Spieler haben mit Unverständnis darauf reagiert, dass Blizzard die freie Charakterentwicklung zurückgeschraubt und etwa die Talentbäume gestrichen hat. Kein Wunder, schließlich gehört die Individualisierung des eigenen Helden zu den Grundsäulen jedes Action-Rollenspiels.

In dieser Hinsicht entpuppt sich Torchlight 2 tatsächlich als eine Art »Anti-Diablo«, denn es legt besonderes großen Wert auf die freie Charaktergestaltung. Jede der vier Klassen Engineer, Embermage, Berserker und Outlander verfügt neben den vier Grundwerten (auf die wir pro Stufe fünf Attributspunkte verteilen) über drei Talentbäume mit je sieben aktiven und drei passiven Skills.

Jede Fertigkeit lässt sich darüber hinaus noch in 15 Stufen aufwerten, nach jeweils fünf schalten wir spezielle Vorteile frei – etwa eine erhöhte Reichweite für unsere Flammenlanze. Da wir pro Levelaufstieg aber nur einen Talentpunkt verteilen dürfen, will die Wahl gut überlegt sein. Steigern wir nur wenige Spezialfertigkeiten sehr hoch, oder schaffen wir uns eine breite Basis und Variabilität?

General Grell ist der Bossgegner beim ersten Guardian. Während wir in vorderster Front als Engineer ordentlich Nahkampfschaden im dem Zweihand-Hammer austeilen, positionieren sich die Schützen lieber etwas weiter weg. General Grell ist der Bossgegner beim ersten Guardian. Während wir in vorderster Front als Engineer ordentlich Nahkampfschaden im dem Zweihand-Hammer austeilen, positionieren sich die Schützen lieber etwas weiter weg.

So darf sich zum Beispiel der an klassische Elementarmagier angelehnte Embermage zwischen Inferno-, Frost und Sturm-Attacken entscheiden. Die letzten drei verteilten Zähler dürfen wir gegen Gebühr zurücksetzen, mit unseren restlichen Entscheidungen müssen wir leben. Wer rechtzeitig aufpasst, lernt also nicht sofort die falschen Talente und läuft weniger Gefahr, den Helden zu »verskillen«, also ihm Fähigkeiten beizubringen, die später nutzlos sind.

Das steigert die Motivation, zu experimentieren und neue Taktiken zu erproben. Etwa wenn wir merken, dass unser fernkämpferischer Outlander doch lieber auf zwei Pistolen setzen sollte als auf eine tragbare Kanone.

Im Gegensatz zu Diablo 2 steigern wir die Talentbäume allerdings nicht linear, also indem wir mit gelernten Fähigkeiten weitere zugänglich machen. Stattdessen schaltet Torchlight 2 auf bestimmten Charakterstufen neue Talente frei, die mächtigste Aktiv-Fertigkeit gibt’s beispielsweise ab Level 42. Per Talentpunkt lernen müssen wir die Fertigkeiten natürlich trotzdem, anders als in Diablo 3 bekommen wir nicht einfach unser komplettes Helden-Können geschenkt.

Charaktermenü Ganz klassisch: Links steigern wir unsere Attribute, rechts schalten wir im dreigeteilten Talentbaum neue Fähigkeiten frei.

Respec Unsere drei letzten verteilten Talentpunkte dürfen wir gegen Gebühr zurücknehmen.

Zusatz-Zauber Mit erbeuteten Zauber-Schriftrollen bringen wir unserem Helden und unserem Pet bis zu vier zusätzliche Hexereien bei.

Weil wir nach einem einmaligen Durchlauf der Kampagne lediglich Level 50 erreicht und erst einen Teil der Talentbäume freigeschaltet haben, bleibt auch in hohen Stufen immer noch viel Raum und somit Motivation für die Charakterentwicklung. Die fällt in Diablo 3 zwar beliebiger aus, dafür erlaubt das Runensystem mehr Flexibilität, wenn wir kurzfristig andere Fertigkeiten brauchen. Was ihm besser gefällt, muss jeder Spieler selbst entscheiden, wir bevorzugen den klassischen Ansatz von Torchlight 2.

Zumal Runic Games die Charakterentwicklung mit dem altbekannten Ruhm-System würzt: Wenn wir Zwischen- und Bossgegner plätten oder Quests erledigen, sammeln wir Ruhmespunkte und steigen in separaten Ruhmesstufen auf. Für jede davon erhalten wir einen zusätzlichen Talentpunkt. Es hat also Sinn, gezielt nach den stärkeren Feinden und zusätzlichen Quests Ausschau zu halten. Ein cleverer Schachzug gegen das »Durch-Rushen« der Kampagne.

3 von 5

nächste Seite


zu den Kommentaren (161)

Kommentare(154)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.