TV-Einstellungen und die Kabel-Frage
Als wären die verschiedenen Treibereinstellungen nicht schon genug, finden sich außerdem in Fernsehermenüs meist viele Einstellungsmöglichkeiten zur Bildqualität. Immerhin gibt es mittlerweile bei vielen TVs einen Spiele-Modus, in dem zusätzliche Bildverbesserungen für eine möglichst geringe Eingabeverzögerung bereits deaktiviert sind. Ist das bei dem Fernseher Ihrer Wahl nicht der Fall, sollten Sie manuell Hand anlegen und die Bildverbesserungen ausschalten.
Im Falle unseres LG-Geräts ist für den HDR-Betrieb außerdem die Aktivierung der Option »HDMI Ultra HD Deep Colour« zwingende Voraussetzung. Wenn ein HDR-Signal von der Grafikkarte kommt, weist der Fernseher auch von selbst darauf hin, dass diese Option aktiviert werden muss. Außerdem wird dann automatisch der HDR-Bildmodus aktiviert, der sich in vielen Einstellungen wie etwa der Helligkeit, dem Kontrast oder dem Farbton von Haus aus vom Spiele-Modus unterscheidet. Für unsere Vergleichsbilder haben wir deshalb alle Optionen der beiden Modi vereinheitlicht.
Außerdem noch ein paar Worte zum Thema Kabel: Auch wenn im Handel spezielle »Hochgeschwindigkeits«-HDMI 2.0-Kabel verkauft werden, sind sie für den HDR-Betrieb nicht wirklich nötig. HDR ließ sich in unseren Tests dementsprechend auch mit älteren Kabeln nutzen. Das bedeutet allerdings nicht, dass es mit sehr langen oder mit weniger hochwertigen Kabeln nicht zu Darstellungsfehlern kommen kann.
Was bringt HDR auf dem PC?
Die vielen Vorbemerkungen machen schon deutlich, dass HDR auf dem PC momentan nicht unbedingt eine Plug-and-Play-Erfahrung ist. Es gibt jedenfalls viele Variablen, die Einfluss auf die HDR-Darstellung haben – viele HDR-Spiele gibt es dagegen nicht.
Wie eingangs erwähnt unterstützt aktuell nur Shadow Warrior 2 HDR auf dem PC. In den ebenfalls für Windows erhältlichen Titeln Forza Horizon 3 und Gears of War 4 lässt sich HDR zwar auf der Xbox One S nutzen, auf dem PC ist das unseres Wissens nach allerdings nicht der Fall (was auch mit der Veröffentlichung als Universal Windows Apps über den Windows Store zusammenhängen könnte).
Unsere Tests haben wir primär auf einem Windows 10-PC mit Core i7 4790K-Prozessor und 16,0 GByte RAM mit den zum Testzeitpunkt jeweils aktuellen Grafikkartentreibern von AMD (16.11.5) und Nvidia (376.19) erstellt. AMDs frisch veröffentlichter »ReLive Edition«-Treiber, der auch die HDR-Unterstützung verbessern soll, stand uns zu diesem Zeitpunkt übrigens noch nicht zur Verfügung, unsere Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf die Crimson Edition 16.11.5. Als AMD-Grafikkarte kommt eine Radeon RX 480 zum Einsatz, im Falle von Nvidia ist es die Geforce GTX 1060.
In Shadow Warrior 2 gefällt uns das HDR-Bild auf dem LG 55UH850V tatsächlich besser als das SDR-Bild. Einerseits sind in sehr hellen und in sehr dunklen Bildbereichen sichtbar mehr Details zu erkennen, andererseits wirken die Farben weniger übersättigt. Insgesamt verlieren sie aber überraschend stark an Kraft, zumal HDR ja klare Vorteile bei der Farbdarstellung gegenüber SDR haben sollte. Die in unserem Testsetup zu sehenden Ergebnisse machen dagegen fast den Eindruck, als könnte man sie auch mit Tools wie ReShade oder SweetFX auf einem SDR-Display erreichen.
Die zusätzlich erkennbaren Details sind beispielsweise auf den Vergleichsbildern zu Beginn dieses Artikelabschnitts in der Anfangs-Szene »Temple of Longing« gut in den Bereichen mit hellem Sonnenlicht zu sehen. Während von den Felsen und dem Gebäude im Hintergrund in SDR nur wenig bis gar nichts übrigbleibt, kann man in HDR deutlich mehr von der Umgebung im Sonnenlicht erkennen.
Auch in der dunklen Szene im »Zilla Research Lab« macht HDR einen klaren Unterschied. In SDR kann man die Stufen vor dem Spieler nur an den teils zu sehenden Reflexionen erkennen, in HDR tritt dagegen jede einzelne Stufe klar sichtbar hervor.
Der dritte Bildvergleich beim »Yakuza Mansion« zeigt sowohl die zurückgenommene Farbgebung als auch die zusätzlichen Details im Hintergrund gut. Die Bilder im RGB-Farbraum wirken dabei sowohl im Falle von AMD als auch bei Nvidia etwas gesättigter als die Fotos im YUV 4:2:2-Farbraum, AMD hat aber gleichzeitig leichte Vorteile bei der Darstellung des Himmels.
Während bei der Nvidia-GPU meist leichte Farbsäume zu sehen sind, stellt die AMD-Grafikkarte die Übergänge weicher dar. Das kann man durch den Wechsel zu YUV 4:2:2 in der Nvidia Systemsteuerung und eine Farbtiefe von 12 Bit klar abmildern, allerdings geht dann auch wieder etwas Sättigung bei den Farben verloren.
Grundsätzlich ist es überraschend, wie gering die optischen Unterschiede in HDR zwischen den verschiedenen Bit-Einstellungen in Shadow Warrior 2 sind. Das legt die Vermutung nahe, dass in keiner der Einstellungen ein »echtes« 10 Bit- oder 12 Bit-Bild angezeigt wird, sondern dass stets ein 8 Bit-Bild zu 10 Bit hochgerechnet wird.
Es ist auch nicht auszuschließen, dass das Problem an einer Stelle unseres Setups liegt, sei es beim Fernseher, bei der Grafikkarte oder beim Treiber (wobei wir auf verschiedenen Test-PCs identisch Ergebnisse erzielt haben). Außerdem könnte HDR in Shadow Warrior 2 auch einfach nicht sonderlich gut umgesetzt worden sein. Hier werden wohl erst weitere Tests mit anderen TV-Geräten und in kommenden HDR-Spielen etwas Licht ins Dunkel bringen können.
HDR-Benchmarks
In Sachen Bildqualität hat AMD die Nase also insgesamt leicht vorn, gleiches gilt auch für den Einfluss auf die Performance. Während die fps mit der Radeon RX 480 in allen drei Testszenen nur im Bereich von ein bis zwei Prozent sinken, wenn wir HDR aktivieren, liegt der fps-Verlust im Falle von Nvidia eher im Bereich von zehn Prozent.
Das muss zwar nicht in kommenden HDR-Spielen gleichermaßen gelten, zudem ist es denkbar, dass Nvidia die HDR-Performance per Treiber noch optimiert. Aktuell steht AMD bei den HDR-Benchmarks aber klar besser dar, zumal sich unsere Testergebnisse bei kurzen Gegentests mit anderen Grafikkarten (u.a. Radeon R9 390X, Geforce GTX 980) bestätigt haben.
HDR in Shadow Warrior 2
Full HD, Detailstufe »Ultra«, RGB, 8 Bit
- HDR aus
- HDR an
- 0,0
- 22,0
- 44,0
- 66,0
- 88,0
- 110,0
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