Umstrittene Werbespots direkt im Spiel: EA will aufgebrachte Spieler beruhigen

Einem Bericht zufolge steht Spielern eine neue Form der Werbung in PC- und Konsolenspielen bevor, EA widerspricht aber bereits.

EA dementiert Berichte über einen Deal mit dem Marketing-Unternehmen Simulmedia, um Werbespots in Free2Play-Spiele zu integrieren. EA dementiert Berichte über einen Deal mit dem Marketing-Unternehmen Simulmedia, um Werbespots in Free2Play-Spiele zu integrieren.

Update vom 4. Juli 2021: Inzwischen hat EA gegenüber PC Gamer Stellung zu den Meldungen über angeblich abgeschlossene Werbedeals bezogen. Man habe aktuell keine Absichten, TV-ähnliche Werbung in Videospielen zu platzieren:

Nach unzutreffenden Berichten, dass wir planen würden, TV-ähnliche Werbespots in unsere Spiele einzubauen, wollten wir klarstellen, dass In-Game-Werbung für Konsolenspiele für uns derzeit kein Thema ist, wir haben auch keine Vereinbarungen darüber unterzeichnet. Unsere oberste Priorität bleibt es, die bestmögliche Spielererfahrung zu erschaffen.

Bisher sind keine weiteren Details bekannt, auch nicht darüber, ob der gesamte Bericht von Axios falsch ist oder nur gewisse Teile davon. Die Nachricht hatte in den vergangenen Tagen für viel Empörung unter Spielern gesorgt, die befürchteten, dass sich solche Werbungen schrittweise auch in Vollpreisspielen zur Normalität entwickeln könnten.

Wir haben EA auch selbst um eine Stellungnahme gebeten, falls wir weitere Informationen bekommen, werden wir sie in dieser Meldung ergänzen. Nachfolgend lest ihr unsere Originalmeldung zu dem Thema.

Ursprüngliche Meldung vom 02. Juli 2021

Laut der Nachrichtenseite Axios schlossen Electronic Arts sowie die Hi-Rez-Studios einen Vertrag mit dem TV-Marketing-Unternehmen Simulmedia, um ein neues Geschäftsmodell voranzutreiben.

So sollen Spieler von Free2Play-Titeln auf PC und Konsolen die Möglichkeit bekommen, einen 15- oder eine 30-sekündigen Werbespot anzuschauen, um damit Ingame-Währung zu verdienen. Das Ganze läuft über die eigens dafür entwickelte Werbeplattform »playerWON«.

Simulmedia prüft daraufhin, ob die Anzeige bis zum Ende angeschaut wurde und kann die Auszahlung des Spielgelds freigeben. Dies soll pro Tag und Spieler bis zu zehn Mal möglich sein.

Ob Nutzer auch komplett darauf verzichten können, geht aus dem Bericht nicht hervor. Jedoch äußerte der Vizepräsident von Simulmedia, Dave Madden, in einem Interview:

Eine großartige Möglichkeit, diesen Spielern Zugang zu all diesen hochwertig produzierten Inhalten zu verschaffen, besteht darin, sie kostenlos zu verschenken, im Gegenzug für eine 15- oder 30-sekündige Werbeeinblendung im TV-Stil, auf Wunsch der Spieler.

Dieses Vorgehen wurde in einer Pilotkampagne im Spiel Smite von den Hi-Rez Studios erprobt und soll zu einer höheren Wahrscheinlichkeit geführt haben, das Spiel zu spielen (22 Prozent). Außerdem soll die Bereitschaft, Geld auszugeben, erhöht worden sein (11 Prozent).

Diese Entwicklungen kommen nicht aus heiterem Himmel: Dass Umsätze mit Mikrotransaktionen nicht mehr so stark wachsen wie früher, ist schon seit 2019 bekannt.

Modell schon lange in Arbeit

Derlei Modelle wurden zuvor jahrelang getestet und haben sich laut Axios als praktikabel erwiesen. Der Deal mit EA und den Hi-Rez Studios legt nun die Vermutung nahe, dass bald mehr Spiele auf diese Praxis setzen könnten.

Dave Madden äußerte sich gegenüber der Website über die Motivation hinter dem Projekt:

Die Beschleunigung von Free2Play-Spielen auf Konsole und PC, wie Fortnite, Apex Legends, Call of Duty Warzone und Roblox, bedeutet, dass die Spielerzahlen und die Spielzeit explosionsartig gestiegen sind, dennoch gibt die große Mehrheit der Spieler, über 90 Prozent, nie Geld für F2P-Spiele aus.

Das Ziel ist laut Madden nun, das Netzwerk an Werbeanbietern und Spielen auszubauen und bis Ende 2021 rund 12 Spiele mit der »playerWON«-Funktion auszustatten. Welche Titel betroffen sind, ist unbekannt.

Free2Play im Fokus

Explizit ist in dem Bericht nur von Free2Play-Spielen die Rede, die diese neuen Geschäftspraktiken bekommen sollen, um den Profit zu steigern. Ein Beispiel aus dem Portfolio von EA wäre der Battle-Royale-Shooter Apex Legends, der sich komplett kostenlos spielen lässt und bislang optionale kosmetische Mikrotransaktionen und einen Battle Pass anbietet.

Allerdings ist bekannt, dass EA auch Vollpreistitel bereits jetzt aggressiv zusätzlich monetarisiert. Ein prominentes Beispiel ist die FIFA-Serie mit Ultimate Team, wodurch der Publisher weltweit, aber auch hierzulande ins Visier von Jugendschützern und Gesetzgebern geriet, die hinter den Lootboxen eine Normalisierung von Glücksspiel und Suchtpotenzial befürchten.

Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass die neue Geschäftspraktik auf andere Bereiche der Spielebranche überschwappt und schlussendlich auch Vollpreisspiele mit Werbespots daherkommen. Offiziell bestätigt ist das allerdings nicht. Wir haben bei EA um eine Stellungnahme gebeten und werden diese Meldung bei einer Antwort aktualisieren.


Das meint der Autor: Ich meide Free2Play-Mobile-Spiele aus Gründen, die fast ausschließlich mit dem auf Monetarisierung ausgerichteten Spieldesign zu tun haben. Auch invasive Werbung in jeglicher Form ist für mich ein rotes Tuch. Bleibt das Ganze vollständig optional, sehe ich keine großen Probleme. Aber meine Alarmglocken klingeln bei dem Bericht. Gut, ich bin alt, grantig und muss nicht mehr jeden Quatsch mitmachen. Aber ich befürchte, dass gerade jüngere Spieler für ein paar Ingame-Items durchaus bereit sein könnten, gefühlt nur ein paar Sekunden ihrer Zeit zu opfern. Falls dem so ist und nicht massiver Gegenwind aus der Community entsteht, befürchte ich, dass Ingame-Werbung auf PC- und Konsolenspielen Schule machen könnte. Das ist für mich persönlich ein weiterer Schritt auf einem Weg, dem ich nicht folgen möchte. Ich hoffe sehr, es geht der Mehrheit der Spieler ähnlich.

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