Die X-Men sind anders. Aber ist das auch gut so? Im dritten Kinofilm zur Comic-Serie hebt ein so genanntes »Heilmittel« die Welt der Super-Mutanten aus den Fugen. Dieses Wässerchen sorgt dafür, dass aus den X-Men wieder ganz normale Menschen werden. Für den Bösewicht Magneto (Ian McKellen, Herr der Ringe) ist dies eine Provokation, da er die Mutanten für die überlegene Rasse hält und nichts daran finden kann, wieder zum weichlichen Menschen zu werden.
Als klar wird, dass die US-Regierung das »Heilmittel« als Waffe einsetzt, sieht Magneto rot. Zusammen mit seinen neu angeworbenen Gefolgsleuten, der Bruderschaft, zettelt er einen Krieg an, um die Schöpfer des Stoffes samt dem Forschungslabor auf Alcatraz zu vernichten. Dabei kann sich Magneto auf einen X-Men verlassen, der wie Phönix aus der Asche aufersteht.
Schlechte Heilung
Bei den guten X-Men, die sich rund um Professor Charles Xavier (Patrick Stewart, Star Trek Next Generation) versammeln, gibt es welche, die den Impfstoff als Chance sehen: So wird zum Beispiel Rogue (Anna Paquin) vor eine große Entscheidung gestellt.
Denn das Mädchen bringt mit ihrer Energieentzugs-Fähigkeit alle in Gefahr, die sie berührt. Gewissensentscheidungen ziehen sich durch den ganzen Film: Was ist gut, was ist böse? Was ist mehr wert: Das eigene Leben oder das der anderen? Wie verhalte ich mich gegenüber Freunden, die sich mir gegenüber ganz und gar nicht freundlich benehmen? Letztlich bleibt das X-Men-Abenteuer aber doch der herkömmlichen Farbenlehre treu: Die guten X-Men müssen ihre bösen Abbilder auslöschen und dabei möglichst cool aussehen.
Diese Coolness gelingt dem neuen Regisseur Brett Rattner, dessen Filmvita bislang eigentlich in eine andere Richtung ging: Rush Hour 1 und 2, After the Sunset und Roter Drachen gehören zu Rattners Referenzen. Der Hollywood-Mann vertraut vor allem auf seine durch die Vorgänger-Filme gut eingeführten Charaktere: Wolverine ist standfest wie immer, und Patrick Stewart als Professor kann eh nichts erschüttern. Halle Berry weiß als Storm ihre weiblichen Reize geschickt einzusetzen, und auch auf der Seite der Bösewichter bleibt Magneto so gut wie unverwüstlich.
Bekannte und neue X-Men
Ein paar neue Charaktere versuchen, Abwechslung ins Geschehen zu bringen: Beast, der zu Beginn des Films die Abteilung für Mutant Affairs der US-Regierung leitet, verfügt trotz seines massigen Körperbaus über übernatürliche Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer und Geschicklichkeit. Aufgrund seiner blauen Haut, die ihn von den Menschen abhebt, ist er für das »Heilmittel« durchaus empfänglich.
Ebenso vom X-Gen gestraft fühlt sich Angel (gespielt von Ben Foster) wegen seiner riesigen Flügel. Dabei wünscht sich doch jeder Mensch, frei wie ein Vogel fliegen zu können. Weniger Gewissensbisse und noch weniger im Kopf hat Juggernaut (Vinnie Jones, Snatch und Bube, Dame, König, Gras). Jones ist mit seinen absurd großen Körpermaßen geradezu die Idealbesetzung für den tumben Haudrauf.
Allen drei ist gemeinsam, dass sich der Film nicht sonderlich viel Zeit lässt, die Charaktere einzuführen. Man sieht sie kurz durchs Bild huschen; zurück bleibt der Wunsch nach mehr Szenen mit den Neuen. Dem Regisseur sind die bekannten Namen eben wichtiger. Wehe, wenn Storm wütend wird.
Übrigens: Wer auf grandiose Special Effects hofft, wird nicht enttäuscht. Im Film gehen jede Menge Gebäude und Fahrzeuge effektvoll zu Bruch. Unter anderem muss die Golden Gate Bridge in San Francisco dran glauben, die von Magneto kurzerhand einen viel schöneren Standort verpasst bekommt. Sehr beeindruckend ist auch die Eingangssequenz, in der Patrick Stewart und Ian McKellen digital um zwanzig Jahre verjüngt werden. Da explodiert zwar nichts, das Ganze wirkt aber täuschend echt.
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