Das (fast) perfekte Rollenspielerlebnis

Das (fast) perfekte Rollenspiel! Kingdom Come Deliverence ist für mich das fast perfekte Rollenspiel. Der Mix aus Open World und eng geführter...

von Anagro am: 27.03.2018

Das (fast) perfekte Rollenspiel!

Kingdom Come Deliverence ist für mich das fast perfekte Rollenspiel. Der Mix aus Open World und eng geführter Hauptquest ist in meinen Augen perfekt gelungen. Lediglich die Bugs machen das Spiel zu einem fast perfekten Erlebnis.

Die Story

Die Geschichte von Kingdom Come Deliverence wird in einer Hauptquestreihe erzählt, die toll inszeniert ist. Die vielen, teilweise langen, Zwischensequenzen bringen eine tolle Immersion und lassen uns gut in die Welt eintauchen. 

Sicherlich ist die Story nicht unbedingt die kreativste, aber es sind noch ein paar Wendungen drin und aus meiner Sicht überfordert sie dadurch auch nicht. Eine zu verquickte Geschichte hätte vielleicht auch nicht ganz zu Spiel und Setting gepasst. Sie ist eben Bodenständig, wie das Spiel selbst.

Spielerisch macht sie allemal Spaß, denn die Zwischensequenzen werden von actionreichen Spielanteilen unterbrochen. Diese sind sowohl herausfordernd, als auch teilweise mit mehreren Lösungswegen gespickt.

Die Open World

Die offene Spielwelt von Kingdom Come ist die glaubwürdigste und schönste, die ich je gespielt habe. Optisch ein wahrer Hingucker und gefüllt mit interessanten Orten. Neudeutsch sagt man dazu "environmental storytelling" und genau das trifft auch den Nagel auf den Kopf. Die Entwickler erzählen mit ihrer Spielwelt unzählige kleine Geschichten, ohne auch nur ein Wort zu verwenden. So macht eine Open World Spaß!

Hinzu kommen die vielen Aktivitäten und Nebenquests. In Kingdom Come können wir uns herrlich die Zeit vertreiben mit einer Fülle von Aktivitäten. Jagen, Plündern, Stehlen, Sammeln, Prügeln, Würfeln und so weiter. Alle authentisch eingebettet in die Spielwelt ohne dabei aufgesetzt zu wirken. Doch neben diesem netten Zeitvertreib sind es vor allem die Nebenquests, die Kingdom Come zu einem so tollen Rollenspielerlebnis machen. Es ist viele tolle kleine Geschichten mit unterschiedlichen Aufgaben. Dazu kommen die verschiedenen Lösungswege und wiederkehrende Weggefährten. Auch die Nebenquests sind teilweise mit Zwischensequenzen garniert und motivieren immer mit guten Belohnungen. Sei es Groschen (die Währung in Kingdom Come) oder hilfreiche Items. Und wenn alles nicht genug ist, skillt man durch die Nebenquests seinen Charakter.

Garniert wird die Open World mit der aus meiner Sicht tollsten Map, die ich in einem Spiel gesehen habe!

Das Charaktersystem

Und damit komme ich zu einem weiteren tollen Aspekt: Das "Leveln". Unser Hauptcharakter kann sich natürlich auch verbessern und entwickeln. Dies gelingt aber nur durch das durchführen von Aktionen. Apropos Hauptcharakter, wir spielen Heinrich, einen vorgegebenen Charakter. Dieser lässt sich nicht abändern oder austauschen. Lediglich die Kleidung können wir selbst bestimmen. Und das ist auch gut so, denn wir spielen seine Rolle und seine Geschichte. Wir können also keine globalen Erfahrungspunkte sammeln, die wir dann auf den gewünschten Skill anwenden, sondern wir müssen üben, üben, üben. Wir wollen einfacher und besser Tränke brauen? Dann müssen wir an den Alchemietisch und brauen. Wir willen besser reiten? Dann ab auf Pebbles und reiten! Man will besser im Schwertkampf werden? Dann hilft nur eins: Kämpfen! Und damit kommen wir zu den Problemen von Kingdom Come!

Bugs und Probleme

Ja, was wäre Kingdom Come ohne Bugs? Das beste 3D-Rollenspiel der aktuellen Zeit seit The Witcher 3! Doch auch, wenn ich nicht zu der Sorte Spieler gehöre, die förmlich das Haar in der Suppe suchen, sind mir die vielen kleinen Bugs aufgefallen. Mal fehlt ein Kopf, mal ein Gesicht. Mal muss man eine Quest neu starten, weil der Questgeber oder ein Gegenstand fehlt, mal hat sich unser liebes Pferd völlig verhakt. Und nicht zuletzt stören die Soundprobleme. Einige Dialoge sind zu leise und andere völlig asynchron. Aus meiner Sicht alles keine "Gamebreaker", aber doch kleine Ärgernisse.

Aber ich wollte ja eigentlich vom Schwertkampf zu den Problemen kommen. Und das aus gutem Grund, denn so toll, wie die Kampfmechanik auch ist, sie kommt im ersten Drittel des Spiels viel zu selten zur Anwendung. Das führt dazu, dass man völlig unerfahren ist und dann im Rahmen der Hauptquest an einen neuralgischen Punkt kommt, wo es auf der Stelle klappen muss. Das birgt eine hohe Frustgefahr und das ist Gift für viele Spieler. Mein Tipp: Einfach mal zum Bogen greifen!

An anderer Stelle ist das Balancing dann auch wieder etwas verrutscht, nur in die andere Richtung. Toll, dass unser Charakter schlafen und essen muss. Aber warum darf ich mich an jedem herumstehenden Topf einfach bedienen? Man hat dadurch kein Interesse, selbst zu kochen oder Essen auch nur mit sich herumzuschleppen. Das kostet dann Inventarkapazität und ist überhaupt nicht notwendig, denn die Töpfe stehen in der ganzen Spielwelt frei herum. Schade!

Mein Fazit

Trotz der genannten Bugs und Probleme ist Kingdom Come Deliverence ein tollen Rollenspiel und mein absolutes Lieblings-3D-Rollenspiel seit The Witcher 3. Die Verbindung zwischen Open World und Hauptquest ist toll gelungen und jeder Spielpart macht für sich Spaß, sodass wir ein tolles Gesamtprodukt haben.

Doch für Jedermann wird das Spiel nicht geeignet sein. Kingdom Come nimmt sich und den Spieler ernst. Viele Dinge müssen tatsächlich erledigt werden im Rahmen einer Quest und stehen nicht nur als Text da. Wer Spaß daran hat, mal fünf Echtzeitstunden einen Alltag im Kloster zu erleben oder bestimmte Kräuter im Wald zu suchen, der ist hier an der richtigen Stelle. Spieler, die von einer Actionssequenz in die nächste springen wollen, sollten das Spiel lieber meiden.

Aufgrund der Bugs komme ich auf eine Wertung von 86/100. Ohne diese wäre sich bestimmt bei einer 90 gelandet. Natürlich persönlich, nicht mit dem Anspruch einer Objektivität!

Für mich ist das Spiel absolut gelungen und ich hatte eine Menge Spaß in Böhmen des frühen 15. Jahrhunderts!


Wertung
Pro und Kontra
  • Toll inszenierte Story
  • Glaubwürdige Open World
  • Interessante Nebenquests
  • Viele kleinere Bugs
  • Soundprobleme in Dialogen
  • Ab und an Balancing-Probleme

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(2)
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