Der (fast) perfekte Taktik-Shooter?

Ein Review nach zwei Jahren Als zaghafter Spätkäufer und Fan von den legendären Vorgängern, hatte ich erst seit einem halben Jahr die...

von Namtar am: 27.08.2014

Ein Review nach zwei Jahren


Als zaghafter Spätkäufer und Fan von den legendären Vorgängern, hatte ich erst seit einem halben Jahr die Gegelenheit CS:Global Offensive zu spielen. Dies ist meiner anfänglichen Skepsis zuzuschreiben. Mit gut 137 Spielstunden auf dem Buckel, berichte ich nun etwas verspätet über meine Erfahrungen mit dem neuen Taktik-Shooter aus dem Hause Valve. Eine Rezension zu einem seit nun über 2 Jahren erschienen Spiel zu schreiben, fühlt sich schon ein wenig unnütz an, aber hey: Es soll ernsthaft Leute geben, die Counter Strike nicht kennen und sie sollen wissen, was sie verpassen! Darüber hinaus leidet dieser Shooter ständig unter der Diffamierung durch die Medien und ich will zumindest,  besser später denn nie, zum Abbau der Vorurteile beitragen und manche potentiellen Spielern die Faszination eines Counter Strikes versuchen zu beschreiben.

 

Alle Jahre wieder


Nunja, das trifft auf Counter Strike nun wirklich nicht zu. Seit dem 2004 erstveröffentlichtem Counter Strike: Source, dem Nachfolger des ersten Counter Strike vom Jahre 2000, sind acht lange Jahre vergangen in denen sich viele Fans gefragt haben,  ob und wann Valve sich denn dazu entschliessen möge, einen neuen Teil zu releasen. Vor allem, weil CSS, trotz dem genialen und ungebrochenem Spielprinzip in Verruch geraten ist: Das Zielen sei angeblich leichter, die Hitboxen der Figuren führen ein Eigenleben und die Server sind von bösen Cheatern überflutet. All dies verlieh CSS über die Jahre den Ruf, ein Spiel für "unreife Kiddos" geworden zu sein. Dieser Auffassung waren hauptsächlich Veteranen die CS 1.6 gespielt hatten. Es war daher dringend geboten, frischen Wind in die CS-Szene zu bringen.

Dass uns ein neuer CS-Teil nicht alle Jahre in den Regalen anlächelt, hat seinen Grund: Anders als so manch anderer Ego-Shooter (Call of...*Hust*..Duty *Hust*) ist das Spielprinzip hinter Counter Strike so genial, dass die Entwickler Valve sich nicht genötigt fühlten ihr Spiel Jahr für Jahr zu klonen und anderseits auch den Anstand haben dies nicht zu tun.

 

Spielprinzip

 

Wie alle genialen Dinge, ist auch die Grundidee hinter Counter Strike einfach erklärt: Auf einer überschaubaren Map treten zwei Teams gegeneinader an. Die einen übernehmen die Rolle der Terroristen, die versuchen einen von zwei Bombenplätze zu erobern, während die anderen die Anti- oder Counter-Terroristen spielen und alles dafür tun müssen, um das Legen und Detonieren der Bombe zu verhindern. Dies ist im wesentlichen das Grundprinzip und der klassische Spielmodus: Bombenentschärfen. Zur Abwechslung gibt es auch Geiselbefreiung: Die Anti-Terroristen müssen Geiseln der Terroristen befreien und an den Startpunkt eskortieren. Aber dieser Modus ist längst nicht so beliebt wie das Bombenentschärfen, welches auch ausschliesslich im kompetitiven Bereich gespielt wird.

 

Jetzt kommt der taktische Teil

 

 So simpel sich das Prinzip von Counter Strike auch anhören mag: Das Spiel bietet taktischen eine nie dagewesene Tiefe und Komplexität.

Verstehen sollte man als erstes, das CS ein Teamspiel ist. Auf der durschnittlichen Map treten zwei fünf-Mann Teams gegeneinader an. Dabei muss die Rolle jedes einzelnen der fünf Teammitglieder wohl überlegt sein: Als Counter-Terroristen müssen beide Bombenplätze abgesichert werden. Durch die Beschaffenheit der Map gibt es auch noch eine Stelle die sich "Mitte" nennt. Sie verbindet die beiden Bombenplätze und die Spawn-Area der CT's und ist ein Dreh- und Angelpunkt vieler taktischer Manövern sowohl durch die Terroristen als auch die CT's. Deswegen muss man sich genau überlegen wie man diese Stellen "decken" möchte. Die übliche und unkreativste Aufstellung der CT's ist: Je zwei Spieler auf einem der beiden Bombenplätze A und B, und einen in der Mitte. Aber dies ist längst nicht die einzige oder bei weitem auf vielen Map's auch nicht immer die vorteilhafteste aller Stellungen.

Auf der anderen Seite haben wir die Terroristen. Ihr Ziel ist es die Bombe zu legen. Die Eroberung eines Bombenplatzes sollte möglichst koordiniert stattfinden: Schlau positionierte CT's warten nur darauf Terroisten abzuknallen, die einfach unüberlegt "durchrennen". Die offensichtlichste aller Strategien: Wir nutzen die numerische Überlegenheit aus und rushen 5 vs 2 auf einen der beiden Plätze. Erstaunlicherweise klappt dies nicht nur in den seltensten Fällen, aber die Runde ist auch beim erfolgreichen legen der Bombe  meistens verloren, da die Terroisten mit nur zwei Mann gegen drei weitere CT's verteidigen müssen, die die Bombe im Endeffekt entschärfen. Die Angriffsmöglichkeiten der Terroristen sind vielfältig und nur die eigene Kreativität begrenzt diese. Weitaus effektiver ist der "Split". Die Hälfte der Terroristen greift über einen längeren Weg einen Bombenplatz an, während die andere Hälfte den kürzeren vorprescht.

Neben dem obligatorisch gutem Aim ist viel Spürsinn und Erfahrung für die Spielweise der Gegner erforderlich. Gute Positionierung und Teamplay ist sogar noch fast wichtiger als gutes Aiming.

 

Waffen & Ausrüstung & Geldsystem

 

Couter Strike hatte im Vergleich zu manch anderen massentauglichen Shooter schon immer ein recht begrenztes Arsenal an Waffen und Ausrüstungen zur Verfügung. Die meisten davon werden in "echten" Matches, in denen es ums gewinnen geht, so gut wie nicht gebraucht. Trotz der vegleichsweise armen Aussatttung bieten sich auch hier, gerade was Taktik angeht, extrem viele Möglichkeiten.

In Counter Strike kauft man sich zu Beginn jeder Runde von seinem begrenzten Geld Waffen und Ausrüstungen. Für jeden Kill und jede gewonnene Runde erhält man Cash dazu. Damit ist man für die nächste Runde versorgt. Oftmals wird es passieren, dass das Team für eine oder zwei Runden nicht genügend Geld zur Verfügung hat, um sich gescheit auszurüsten. Diese Runden sollten dann möglichst wenig gekauft werden, damit man in der nächsten Runde wieder eine Chance hat. Auch das Geldsystem und das spekulieren auf eine ECO-Runde des Gegner birgt viel taktische Tiefe in sich.

Die Hauptwaffen, mit denen man 99% des Spiels auskommt, sind die M4A1 und die AK47. Die M4A1 ist präziser und macht weniger Schaden, während die A47 mehr Schaden dafür aber auch ein höheren Rückschlag hat. Dauerfeuer ist mit keiner Waffe möglich. Treffen tut man so nichts. In der ersten Runde kämpft man noch ausschließlich mit Pistolen, was ihr den Namen "Pistol-Round" beschert hat. Das ist auch ein gutes Beispiel für's Geldmanagementsystem: Wer diese Runde verliert, verliert in den häufigsten Fällen auch die nächsten 2 Ruden, wegen Geldmangel. Man steht mit Pistolen und ohne Kevlar-Weste Gegnern mit Maschinengewehren gegenüber. Die erste Runde ist somit eine sehr wichtige und es ergeben sich durch die Beschränkung auf Pisolen abermals sehr viele interessante taktische Überlegungen. Gerade die "ECO-"Runden können risikofrei zum Experimentieren von neuen Manövern und Taktiken genutzt werden.

Das Schlüsselement im Ganzen Spiel bleiben aber die Granaten: Die Splittergranate, die Blendgranate und die Rauchgranate. Diese müssen sehr bedacht und in dem richtigen Moment eingesetzt werden,  um sich gegenüber dem anderen Team kurzfristige Vorteile zu verschaffen, die allerdings richtig genutzt rundenentscheidend sein können! Mit einer Blendgranate kann man die defensiven CT's hinter ihren Verstecken blenden, um somit schneller und besser auf den Spot zu gelangen. Aber auch die CT's können "Gegenflashen" und somit den ganzen Rush ruinieren. Die Rauchgranate nimmt den Gegner die Sicht und ist das wichtigste überhaupt wenn im Gegnerteam eine AWP ihr Unwesen treibt: Das ist die stärkste Waffe im ganzen Spiel, ein Scharfschützengewehr, das mit einem Treffer tötet. Nichtsdestotrotz, ist die AWP, entgegen vieler Kritiken, garnicht overpowerd: Wer sich mit Rauchgranatne und schnellen Manövern über die AWP durchsetzen kann, wird diese schell und ohne größere Verluste ausschalten können. AWP ist zwar stark, aber auch sehr unhandlich und langsam. Gut eingesetzt richtet sie verheerenden Schaden an. Man kann sie aber auch schlau kontern.

Die Meisterschaft aller Waffen und vor allem der richtige Einsatz von den Granaten erfordert langes Training und Erfahrung. Das macht Counter Strike dauernd zur neuen Herausforderung. Alle Maps wollen studiert und gemeistert werden. Und bis man die Positionierung und die perfekte Strategie durschaut hat, kann man sehr lange spielen. Es gibt sie eigentlich nicht, da jedes Team anders "tickt" und man sich immer auf neues Situationen einstellen muss. Unglaublich spannend und motivierend!

 

Der Haken an der Sache

 

Obwohl mittlerweile eigentlich klar sein dürfte, dass Counter Strike kein 08/15 verblödetes Ballespiel darstellt sondern Teamplay und Kommunikation im Vorderung stehen so kann man eine Schwäche nicht leugnen: Das ganze Potenzial entfaltet Counter Strike erst, wenn man ein Team gefunden hat. Dazu müssen sich viele "Gelegenheitsspieler" ersteinmal durchringen.

Gerade der Vorgänger CSS bot für den Gelegenheitsspieler eigentlich recht wenig: Man suchte sich einen Server aus, der meistens von anderen Clans zum öffentlichen Spielen zur Verfügung gestellt wurde und musste mit 6-10 anderen Leuten, die man nicht kannte und mit denen man auch nicht kommunizierte Runde für Runde spielen. Jeder tat im Grunde was er wollte und ein Gefühl von Wettstreit kam meistens nicht auf.  Den vollen, immersiven und fesselnden Spielcharakter entwickelte CSS erst, wenn man ein Team mit weiter 4 "Freunden" gefunden hatte und man sich regelmäßig traf, um neue Strategien und Vorgehensweise auszuhecken und diese dann gegen andere Teams anzuwenden.

Da aus Zeitgründen mein Team verlassen musste, blieb mir nichts anderes übrig als CSS ab und zu auf Public-Servern zu spielen und das hat auf die Dauer überhaupt kein Spaß mehr gemacht, weil der ganze Taktische-Charakter des Spiel untergegangen ist.

 

Die sinnvollen Neuerugen

 

Am Spielprinzip lässt sich nicht rütteln. Auch im neuen CS:GO hat sich daran nichts getan. Was ich oben beschrieben habe gilt für CSS genauso wie für CS:GO. Berechtigterweise fragt man sich, warum sich die Investition in CS:GO trotzdem lohnen sollte, wenn es doch im Grunde das selbe Spiel ist. Das liegt daran, dass CS:GO mit einigen, wirklich sinnvollen Neuerungen aufwarten kann.

Zum einen wurde das oben beschriebene Problem dadruch gelöst, dass man ein völlig neues Matchmaking-System integriert hat. Es gibt einen Wettkampf-Modus wo man nach Skill-Gruppe mit weitern 9 Leuten verbuden wird und ein Match bestreitet. Diese Matches fühlen sich viel kompetivier an als die Casual-Public-Server des Vorgängers und man hat richtig einen Adrenalin-Schub, wenn man dort fordernde Matches-bestreitet. Als Motivation gibt es ein neues Ranking-System: Je nachdem ob man Spiele gewinnt oder verliert, wird man in eine neue Skill-Gruppe eingeteilt und darf dann mit besseren Spieler gemeinsam im Team sein. Für Gelegenheitsspieler ist das neue Wettkampf-System eine der sinnvollsten Neuerung überhaupt!

Bei den Waffen gab es ein paar Änderungen, sodass man jetzt nicht von Anfang an mit der M4A1 spielt sondern einer ähnlichen Waffe ohne Schalldämpfer. Die M4A1 mit Schalldämpfer gibt es zwar auch noch, aber hat 10 Munizionen weniger als in CSS. Man muss sich auf kurz oder lang für eine der beiden entscheiden. Die standardisierte Waffe der Terroristen bleibt die Ak47.

Taktikern unter euch dürfte es wahrscheinlich sehr erfreuen zu hören, dass zwei neue Granatentypen in das Spiel implementiert wurden. Zum einen gibt es eine Brandgranate, die allen Gegnern in ihrem Wirkungsradius für einige Zeit Verbrennungschaden zufügt und zum anderen eine Decoy, die den Schüsse abfeuert und auf dem Radar gegnerische Präsens anzeigt wo keine ist.

Auf den ersten Blick und für allen für eingestandene CS-"Profis" machen diese Granaten nicht den Eindruck als könne man sie in echten Matches gebrauchen. Tatsächlich findet man dann doch interessante Verwendungsmöglichkeiten: CT's kann man durch die Brandgranate von ihren heißgeliebten Positionen vertreiben und die Decoy wird bestimmt bei Fakes und Ablekungsmanöver sehr nützlich sein. Allem in allem kann man als Tüftler von neuen Strategien und Takitken bestimmt einiges mit diesen Granaten rausholen.

Grafisch gesehen hat sich auch viel getan, wobei der erste Eindruck geher negativ wahr: Counter Strike konnte immer durch das saubere und überschaubare Mapdesign überzeugen und auf den ersten Blick wirkte die grafische Verbessrung als Einbuße von Spielbarkeit und Übersichtlichkeit. Aber dieser erste Eindruck erweist sich schnell als falsch und man wird sich an die optische Veränderung schnell gewöhnen und in dem neuen CS:GO immer noch das alte Counter Strike wiedererkennen.

 

Die wenigen Macken

 

Wie bereits gesagt ist CS ein Teamspiel. Wer kein Team findet wird wahrscheinlich niemals diese beflügelnden Momente und diese Tiefe erreichen, die das Spiel bietet. Gelegenheitsspielern seien an dieser Stelle deshalb darauf hingeweisen. Leider muss man sehr viel Zeit darin investieren und das dürfte viele verschrecken.

Zur Einsteigerfreundlichkeit kann man nur sagen: CS ist ein Frustspiel. Gerade am Anfang wir man ständig als Noob beschimpft, weil die Leute nicht kapieren, dass kein Meister vom Himmel gefallen ist und andere das Spiel einfach nicht so suchten können. Das neue Ranking-System macht es Anfänger zwar erheblich leichter, Spieler auf dem selben Niveau zu finden, hat aber auch seine Tücken.

Ärgerlich ist z.B., wenn man als guter Spieler durch zwei "Deppen" im Team, zwei Matches verliert und dann runtergestuft wird.

(Eine weitere negative Sache die mir aufgefallen ist: Der Ingame-Shop. Je mehr Matches man bestreteitet, desto mehr "Waffenkisten" stauen sich irgendwann im eigenen Inventar. Diese enthalten die üblichen Waffen mit mehr oder weniger coolen Skins. Um eine Kiste zu öffnen, bedarf es aber Schlüssel, die man sich käuflich erwerben muss. Diese sind mit 1,79 € pro Schlüssel, um dann nach zufallsprinzip eine höchstwahrscheinlich unerwünschte Waffe zu bekommen ehrlich gesagt kein guter Deal.)...defused: Counter Strike: Global Offensive got this round!

Update: Nachdem ich den Kommentar von @Bunkersau gelesen habe, muss ich die Kritik am Ingame-Shop entschärfen. Lest ihn euch am besten selber. Ganz wichtig: Ihr könnt die Kisten auch verkaufen. 

Und damit kann man CS:GO auch schon einen Punkt mehr geben!

 

Fazit

 

Counter Strike zu lieben ist nicht schwer. Das Spiel ist ob seines einfachen Spielprinzips unglaublich komplex. Das wahre Potential entfaltet sich allerdings erst in einem Team, und das erfordert Hingabe und nicht jeder wird in den Genuss kommen können. Für Gelegenheitsspieler wartet aber CS:GO umsomehr mit dem sinnvollen Wettkampf und Rankingsystem, der zwar nicht das Spielgefühl in einem echten Team ersetzen kann, aber troztdem auch für Einzelspieler voll motivierend ist. Die Neuerungen halten sich auf spieltechnischer Seite eher im überschaubaren Rahmen. Trotzdem kann man CS:GO einfach jedem, der was mit Shootern anfangen kann, nur ans Herz legen. Und gerade Leute, die normalerweise von Shootern abgeschreckt sind, weil es nur ums stupide töten geht, die werden von CS angenehm überrascht sein. Und zum Schluss, weil's so gut passt verrate ich euch was: Ich kann mit Shootern überhaupt nichts anfangen.


Wertung
Pro und Kontra
  • bewährtes Spielprinzp
  • viel taktische Tiefe
  • sinnvolle Neuerungen
  • grafisch aufgewertet...
  • trotzdem Wiedererkennungswert
  • erst im Team wird es zum Überflieger
  • steile Lernkurve, trotz Rankingsystem
  • Rankingsystem hat seine Tücken
  • öftere Verbindunsprobleme

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(2)
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