Drakensang, ein Wechselbad der Gefühle.

Das Schwarze Auge Drakensang besticht auf der einen Seite durch eine interessante Story, einige nette Nebenquests und einer hervorragenden Charakterentwicklung....

von Honkman69 am: 15.10.2009

Das Schwarze Auge Drakensang besticht auf der einen Seite durch eine interessante Story, einige nette Nebenquests und einer hervorragenden Charakterentwicklung. Auf der anderen Seite fallen vor allem die Lauf-
wege, die strenge Linearität und die Kämpfe negativ auf.

Der Charakter und Ich

Die Erschaffung des Helden geht über fest vorgegebene Archetypen von statten. Man hat verschiedene Rassen bzw. Kulturen zur Auswahl, die dann
3 oder 4 Professionen besitzen. Das mag für viele ausreichen, aber das ich nicht im geringsten das Aussehen beeinflussen kann, störte mich doch sehr. So musste ich mich mit meinem etwas debil dreinschauenden Aueflischen Waldläufer zufrieden geben. Dann kann man noch etwas an den Werten der Talente schrauben, aber das ist beim Start doch etwas sehr überschaubar. Aber genau dort verspielt das Spiel viel Potenzial. Als leidenschaftlicher Pen and Paper DSA Spieler weiß man, das eine Charaktererschaffung gerne seine Zeit in Anspruch nehmen kann. Das wirkt alles sehr schludrig und motivierte mich kaum, nach dem holprigen Beginn weiter zuspielen. Allerdings entwickelt sich im Laufe eines Heldenlebens das Steigerungssystem prächtig und man hat viele Möglichkeiten seinen Charakter nach seinem Gusto zu gestalten.

Das Abenteuer beginnt !

Wir wollen unseren alten Freund Ardo besuchen, der uns auf seinen prachtvollen Sitz in Ferdok eingeladen hat. Doch soweit kommen wir erst einmal gar nicht, da die Straße nach Ferdok wegen mysteriösen Vorkommnissen dort nicht so einfach benutzt werden darf. Wir müssen uns 2 Fürsprecher in der Ortschaft Avestreu suchen, die bezeugen können, dass wir der Weiterreise würdig sind. Avestreu dient im großen und ganzen als Tutorial. Leider mochte der Funke nicht wirklich auf mich überspringen. Als ich dann das erste mal gegen eine Riesenratte kämpfen musste war mir endgültig klar, dass bis auf das abgespeckte Regelwerk, die Namen der Talente und Zauber das Spiel kaum was mit dem DSA wie ich es kenne zu tun hat. Allerdings sage ich dazu, dass man sich NICHT von dem ersten Eindruck täuschen lassen sollte. Spätestens in Ferdok nimmt das Spiel und die Handlung Fahrt auf.

Der Kampf mit der Steuerung

Die Steuerung der Gruppe, die aus maximal 4 Helden bestehen kann, ist recht komfortabel. Ausgewählte Gruppenmitglieder kann man mit den WASD Tasten oder der Maus bewegen, mit gehaltener Maustaste Rechts oder Q und E bewegt man die Kamera. Die funktioniert nicht immer einwandfrei und lässt gerne mal den Helden wild im Kreis laufen, ist aber als ordentlich zu bezeichnen. Mit dem Mausrad zoomt man rein und raus. In den Kämpfen kann man jederzeit Pausieren, um Zaubersprüche oder Spezialmanöver auszuführen. Das funktioniert auch in Echtzeit, aber das zuweisen der Specials ist im Pause Modus schon oft frickelig genug. Es wäre schöner gewesen, man teile einem Helden ein Ziel zu und die Spezialattacken, die man wählt, würden automatisch auf das Ziel angewendet. So muss man immer das Ziel bestätigen, was bei vielen Gegnern oftmals zu Verwirrung führt. Ansonsten sind die Kämpfe fordernd und ohne gute Strategie schwerlich zu meistern. Allerdings macht einem der Entwickler das Strategisch gute aufstellen dank fehlender Formationen unnötig schwer. Auch negativ anzumerken ist, dass viele Gegner wie gestochen auf den schwächsten Helden los rennen, auch wenn dieser sich hinter den Nahkämpfern verschanzen will. Da mein Hauptchar meistens das Opfer der ersten Aggression wurde und im Nahkampf nichts zu melden hatte, war der Frust zu Beginn mein treuester Begleiter

Von Freunden und Feinden

Die NPC's in den Städten tragen sehr zur Atmosphäre des Spiels bei. Leute diskutieren auf der Straße über eure Heldentaten oder tragen ihre Beziehungsprobleme aus. Die kleinen Probleme der Städter machen die Welt lebendig und sympathisch. Oftmals stellt man sich einfach neben sie und lauscht deren Ausführungen. Wirklich Klasse.

Leider sind die Gegner in Drakensang alles andere als abwechslungsreich. Ratten und Spinnen in Höhlen, Wildschweine und Wölfe im Wald, Skelette in Gruften, windige Schläger in der Kneipe oder auf der Straße. Ein paar Kultisten hier, komische Drachenwesen dort und ab und an mal ein Nekromant. Nichts besonderes und nur in der Masse gefährlich. Weniger aber dafür stärkere Random Gegner hätten dem Spiel mehr Würze verliehen. Die 'Boss-Gegner' sind allerdings viel zu leicht. Egal ob der riesige Drache oder die Hydra (?) am Schluss sind viel zu schnell besiegt und selbst letztere ist nur dadurch gefährlich, in dem sie permanent Gegner herbeiruft.

Atmosphäre: Die Grafik und der Sound

Die Grafik in Drakensang ist so eine Sache für sich. Die Städte sind alle wunderschön in Szene gesetzt. Der Efeu Bewuchs an den Fachwerkbauten sieht Klasse aus. Die Weitsicht ist allerdings extrem begrenzt. Das stört schon ein wenig. Die Texturen der Rüstungen sind detailliert, genauso sind die Gesichter schön gezeichnet und die Animation der Bewegungen im Kampf sind gut. Allerdings wurde auf realistische Mimik verzichtet und die Körpersprache der Menschen würde ich als extremes 'Overacting' bezeichnen. Gerade in Dialogsequenzen kann man sich oftmals das Schmunzeln kaum verkneifen. Die Landschaften sind auch durchweg gut gemacht, jedes Areal hat seinen eigenen Flair.

Doch in Höhlen und Dungeons wirds kritisch. Nicht nur, dass die Höhlen alle fast identisch sind... es fehlt an Dunkelheit. Warum kann ich Pechfackeln kaufen, wenn selbst in der tiefsten Höhle alles Beleuchtet ist. So wirkt der 'Licht-Zauber' eher als Behinderung, da er einem die Sicht eher nimmt als spendet. Gerade da hätte man durch gute Lichteffekte mehr Stimmung verbreiten können.

Der Sound ist über alle Dinge erhaben. Knackig dröhnt der Bass, glasklar die Sprachausgabe und die Musik ist immer zur Szenerie passend ausgewählt. Dickes Lob. Ärgerlich ist allerdings, dass nur sehr wenig Text auch wirklich vertont wurde. Aber die Sprecher machen ihren Job gut und ich meinte auch einmal die deutsche Bruce Willis Stimme ausgemacht zu haben.

Der Spielspass

Das größte Manko von Drakensang ist die für ein modernes Rollenspiel übertriebene Begrenztheit. Gebiete werden geschlossen und sind somit nicht mehr erreichbar und kleine Hindernisse machen einen langen Umweg nötig. Nicht einmal kleinste Geländeunebenheiten sind für die Helden passierbar. Ein wirklich trauriger Umstand, der sehr an der Geduld zehren kann. Auch die Story an sich ist ein ewiges auf und ab. Stunden voll Spannung wechseln sich mit Stunden gähnender Langeweile ab. Oft genug hab ich dem Ende entgegen gesehnt um kurz darauf wieder von teilweise unglaublich hahnebüchernen 'Wendungen' zurückgeworfen zu werden.

Die Haupt- und Nebenquests

Die Storylinien um die Morde in Ferdok und die Drachenqueste an sich sind gut geschrieben. Kleine Logikfehler ausgenommen. Nur die Wendungen sind auf Dauer etwas ermüdend und erwecken den Eindruck, eine Story von 15 Stunden Spielzeit auf 40 zu strecken zu wollen.

Es gibt zahlreiche kleine Nebenquests, die überwiegend spannend sind und sich immer durch nette Geschichten auszeichnen. Endlich mal ein Spiel, in dem es keinen einzigen sinnlosen 'Bringe 10 Felle' oder 'Töte genau 10 Wölfe' Auftrag gibt.

Fazit

Selten hab ich solche Probleme gehabt, ein Fazit zu einem Spiel zu ziehen wie bei Drakensang. Es ist eben gut und nicht gut in einem. Es ist eigentlich der spielbare Widerspruch. Die programmierte Schizophrenie, wenn man so will. Das wichtigste in einem Rollenspiel, die Story ist okay. Auch die eigenen Gruppenmitglieder machen einen sympatischen Eindruck und man leidet mit Ihnen mit, wenn sie einmal im Kapf arg hergenommen werden. Der Rest ist wie gesagt mal so, mal so.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Schöne Städte, Tolle Animationen, Texturen
  • Sound: Atmospärische Musik, Knackiger Sound , Sprecher
  • Balance: Schwache Gegner treten in Massen auf
  • Atmosphäre: Interessante Geschichten , Teils sehr spannend
  • Bedienung: übersichtliche Menüs , viele Zugriffsleisten
  • Umfang: Viele Talente , viele Zauber , lange Spielzeit...
  • Quests: Gute Nebenquests , Haupthandlung solide
  • Charaktersystem: Charakterentwicklung , Stufenunabhängiges Steigern
  • Kampfsystem: Sinnvolle Sonderfertigkeiten , Pausemodus , Taktik
  • Items: Fast alle Gegenstände nützlich
  • Grafik: Triste Dungeons , fehlende Weitsicht , Mimik
  • Sound: -
  • Balance: Simple Bosskämpfe , Wenig starke Gegner
  • Atmosphäre: Diebstahl ohne folgen , linear , teils langatmig
  • Bedienung: langweiliges Gelaufe , unpräzise Kamera
  • Umfang: ... die aber arg gestreckt erscheint ,
  • Quests: unnötig lange Laufwege , schwaches Finale
  • Charaktersystem: Eingeschränktes Charakter erschaffen
  • Kampfsystem: oft unübersichtlich
  • Items: Wenig

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(1)
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