Ein Alien kommt selten allein

Die Furcht vor feindlich gesinnten Aliens besteht, seitdem uns die Idee kam, dass wir womöglich nicht die einzigen Lebewesen im Universum sein...

von 8Lisa91 am: 22.03.2016

Die Furcht vor feindlich gesinnten Aliens besteht, seitdem uns die Idee kam, dass wir womöglich nicht die einzigen Lebewesen im Universum sein könnten. Geschichten von Begegnungen der dritten Art spiegeln sich in Verschwörungstheorien wider und haben ihren Weg natürlich auch in Filme, Serien, Romane und Videospiele gefunden.
Eine der bekanntesten Vertreter ist dabei wohl die Filmreihe von Ridley Scott die Ende der 70er unter dem schlichten Namen Alien ihren Anfang nahm und bis heute einen Kultstatus unter ihren Anhängern genießt. Vor allem die taffe Ellen Ripley (Sigourny Weaver), das unheimliche und schier unzerstörbare Monster aus dem All und die bedrückende Atmosphäre der Raumstation Nostromo beeindruckten viele Fans.

Es ist also nicht gerade ein Leichtes, mit Erfolg an dieses Erbe anzuknüpfen, doch das Entwicklerteam Creative Assembly stellte sich der Herausforderung und brachte im Oktober 2014 Alien: Isolation auf den Markt. Bereits bevor es erschienen war, erregte das Spiel einiges Aufsehen, vor allem wegen der intelligent konstruierten KI, die im Verlauf der Story dazulernen und ihr Verhalten an die Spielweise des Spielers anpassen sollte. Ein kleines Videospielexperiment, das Neugier weckte.

Die Handlung setzt 15 Jahre nach dem ersten Film ein. Ellen Ripley ist verschwunden, viele glauben, sie sei tot. Ihre Tocher Amanda, Protagonisten von Alien: Isolation (AI), arbeitet mittlerweile für die Weyland Yutani Corporation, das gleiche Unternehmen, für das einst ihre Mutter tätitg gewesen war. Amanda erfährt, dass Ellen vielleicht noch am Leben sein könnte, da der Flugschreiber der verschwundenen Nostromo gefunden wurde und sich nun auf der Raumstation Sevastopol befinden soll. Als Amanda mit ihrer Crew auf der Station ankommt, finden sie die Sevastopol zum Teil verlassen und verwüstet vor und es stellt sich die Frage, was hier geschehen ist und noch viel mehr: Was sich auf der Raumstation noch außer ihnen herumtreibt.

Der Spieler schlüpft in die Rolle von Amanda, die erst auf der Suche nach ihrer Mutter auf der Sevastopol ankommt, dann jedoch um ihr eigenes Leben fürchten und auch kämpfen muss, während sie versucht, wieder davon zu entkommen. Dabei stellen sich dem Spieler Teile der Besatzung der Raumstation, feindlich gesinnte Synths und natürlich das namensgebende Alien in den Weg. Ein langer und beschwerlicher Kampf durch die Sevastopol steht einem bevor, der größtenteil in der Egosicht bestritten wird, aber von Cutscenes aus der Third-Eye-Persepktive unterbrochen wird, die die Handlung vorantreiben. Im Gegensatz zu vielen anderen Horrortiteln bewegt man sich nicht ausschließlich als hilfloses Opfer durch die Level. In AI stehen einem zahlreiche Waffen zur Verfügung, die einem zwar gegen die menschlichen und die Synth- Gegner helfen, gegen die harte Panzerung des Aliens aber eher alt aussehen.
Viel Abwechslung findet man über lange Strecken nicht. Sterile Gänge wechseln sich meist nur mit Räumen ab, in denen die Crew vor der außerirdischen Invasion lebte und arbeitete. Das macht jedoch nichts. Die dunklen, engen Gänge erzeugen eine dichte und drückende Atmosphäre, die die Angst schürt und Scotts Kultfilm von 79 ein würdiges Erbe darreicht.

Es dauert lange, bis das Alien das erste Mal auftaucht, aber wenn es erst mal da ist, bleibt es einem hartnäckig an den Hacken. Das Fiese ist, dass es sich trotz seiner beachtlichen Größe durchaus zu verstecken weiß. Es lauert in Schächten und packt einen, wenn man unvorsichtig darunter hindurchgeht. Die Raumstation ist für das Biest ein einziger Abenteuerspielplatz, man hört es über einem und neben einem und unter einem entlangscheppern, weiß aber nicht, wo genau es ist und von wo es einen packt. Die harte Panzerung, die praktisch jede Waffe abblockt, macht das Monster zu einem Gegner, gegen den man einfach nicht bestehen kann. Hinzu kommen die scharfen Sinne, die es schwer machen, dem Vieh zu entkommen und die Waffen, die das Alien von der Natur mitbekommen hat, die spitzen Zähne und Klauen und der desaströse Schweif, mit denen es den Spieler auf zahlreiche, kreative Wege umbringt. Statt sich der Bedrohung zu stellen, bleibt einem nichts anderes übrig, als sich zu verstecken. Sich wehren ist zwecklos, wegrennen ist zwecklos. Man muss geschickt die Umgebung nutzen, um sich zu verbergen, in Schränke oder Schächte steigen oder sich unter Tischen verkrümeln und mit List und Tricks verschiedene Gerätschaften wie Geräuschmacher oder Bomben bauen, um das Alien wegzulocken oder zu vertreiben. Diese kleine Tüfteleien hat man auch bitter nötig.
Die KI lernt mit der Zeit dazu. Sie merkt sich, wo sich der Spieler bevorzugt versteckt und lernt, auf die Spielweise zu reagieren. Da kann es einem beispielsweise passieren, dass man in einem Spind hockt und ständig das Alien rumpeln hört. Es pirscht die ganze Zeit umher und man traut sich einfach nicht heraus, weil man sich sicher ist, dass es hinter der nächsten Ecke wartet. Doch die KI verliert irgendwann die Geduld. Je länger man wartet, desto sicherer weiß das Alien, wo man sich versteckt. Es kommt ganz nah vor den Spind und lauscht. Man hat nur den Bruchteil einer Sekunde Zeit, um die Luft anzuhalten. Wenn man schnell genug ist, wartet es so lange, bis einem fast der Atem ausgeht, schafft man es nicht, zerrt es einem aus dem Schrank.

Die erste Begegnung mit dem Alien-Franchise hatte ich vor einigen Jahren, als ich als Teenager gemeinsam mit meinem Vater, der Alien-Fan seit der ersten Stunde ist, den ersten Film sah. Die Prämisse an sich ist wirklich verstörend: Man stelle sich nur mal vor, man befindet sich mitten im Weltall umgeben von unendlichem Nichts, weit weg von der Erde auf einer Raumstation und irgendwo springt ein schier unbezwingbares Wesen herum, dem man eigentlich gar nicht entkommen, dem man nichts entgegensetzen kann. Dem Team von Creative Assembly ist hier wirklich Lob zuzusprechen. Mit Detailtreue haben sie ein Spiel entwickelt, das kein öder Abklatsch der Filme ist, sondern den Charme des Franchises einfängt und widergibt. Amanda als beeindruckende Protagonisten kann sich ohne Probleme mit der starken Frau messen, die Weaver in den 70ern mimte. Die einsame und düstere Atmosphäre der Sevastopol verstärkt die Furcht, die man vor dem Alien empfindet, vor allem, wenn es plötzlich in einem pechschwarzen Gang vor einem steht und sich auf einen stürzt.

AI hat nur wenige Schwächen. Manche Stellen waren frustrierend, aber ich fand die Synths und die Waffengefechte mit den feindlichen Menschen fast nervender als das Alien.
Auch wenn die KI relativ schlau daherkommt, hat auch sie ihre Macken: Das Alien hatte hin und wieder einen blinden Fleck. Man konnte ab und an nahe daran vorbeischleichen, ohne dass es einen wahrnahm.

Im Großen und Ganzen ist Alien: Isolation ein tolles Spiel. Fans des Alien-Franchise haben sich den Titel vermutlich ohnehin sofort besorgt und dürften auch nicht enttäuscht worden sein. Alle anderen Fans von SciFi, Survival Horror oder düsteren, gefährlichen Spielwelten kommen hier auch ohne Frage auf ihre Kosten. Hin und wieder zwar etwas nervig oder frustrierend, aber dennoch sehr atmosphärisch, spannend und furchteinflößend.
Das Creative Assembly-Team hat hervorragende Arbeit geleistet. Schade ist jedoch, dass sich das Spiel nicht so gut verkauft hat. Man merkt, wie viel Blut und Schweiß darinstecken und wie viel Mühe investiert wurde, um einen würdigen Nachfolger der Alien-Reihe zu schaffen.
Ich persönlich bin zumindest ein großer Fan dieses Titels und würde ihn ohne zu zögern an jeden weiter empfehlen, der sich dafür interessiert oder über einen Kauf nachdenkt.


Wertung
Pro und Kontra
  • Schöne Grafik
  • Beeindruckende Schauplätze
  • Spannende Geschichte
  • Angenehmer Spielfluss
  • Sympathische Charaktere
  • Beeindruckende Heldin
  • Innovative KI
  • Dichte Atmosphäre
  • Zum Teil nervige Gegner
  • Kann frustrierend werden
  • Zum Teil hakelige Steuerung

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(3)
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