Eindrucksvolle Filmadaption für den heimischen PC.

Genau drei Jahre nach dem Kinostart des ersten Teils der Herr der Ringe Trilogie 'Die Gefährten' bringt EA nun zum Weihnachtsgeschäft 2004 das lang ersehnte...

von - Gast - am: 14.02.2009

Genau drei Jahre nach dem Kinostart des ersten Teils der Herr der Ringe Trilogie 'Die Gefährten' bringt EA nun zum Weihnachtsgeschäft 2004 das lang ersehnte Schlacht um Mittelerde auf den Markt, mit dem man sich die Atmosphäre der Kino-Filme auf den heimischen PC holen und die Abenteuer von Frodo und Co nachspielen darf. Selten zuvor hat ein Spiel eine solch dichte Atmosphäre gehabt wie 'SUM', dass dank der Zusammenarbeit von Electronic Arts und New Line Cinema auf Orginallizenzen zurückgreifen darf. Herrausgekommen ist ein fesselndes Strategiespiel, welches zwar die EA-typische Taktische Tiefe vermissen lässt, ansonsten aber in jeglicher Hinsicht in Puncto Grafik, Soundeffekte und Gameplay mehr als überzeugen kann.

STORY: Filmgerechte PC-Adaption

In Herr der Ringe - Die Schlacht um Mittelerde dürft ihr die drei Teile der Herr der Ringe Trilogie nachspielen. Hinzugefügt hat EA neben der 'Guten Kampagne' in denen ihr Frodo und seine Gefährten auf den Weg nach Mordor begleitet, auch eine fiktive böse Kampagne. Die Schauplätze erstrecken sich wie im Film über Moria, Amon Hen, Osgiliath, den beiden Festungen Minas Tirith und Helms Klamm bis hin zum schwarzen Tor welche die Handlung des Spiels und Films abschließt

KAMPAGNE: Künstlich in die Länge gezogen

Schlacht um Mittelerde beinhaltet zwei Kampagnen: Die gute (die, die Handlung des Films darstellt) und die böse, welche fiktiv von EA entworfen wurde. EA macht allerdings einen gewaltigen Sprung und lässt euch in der guten Kampagne mit den 9 Gefährten in den Minen von Moria starten. Bereits die erste Mission ist atemberaubend, ihr schlagt euch durch die dunklen Gänge Morias durch, begleitet von dem stimmigen (immer passendem) HdR Orginalsoundtrack, und sammelt durch das Töten von Orks Erfahrungen um eure Helden zu leveln. Nach dem ihr filmgetreu Bahlins Grab besucht habt und von Trollen und Goblins angegriffen und die Stellung gehalten habt, flieht ihr vor dem Balrog. Allerdings erlaubt sich EA hier einen kleinen bewussten Faupax. Gandalf besiegt hier in den Balrog und flüchtet mit den Gefährten anstatt zu sterben. Neben den wirklichen Orginalschauplätzen die auch im Film zu sehen waren baut EA nebenbei immer wieder langweilige 'Search and Destroy' Missionen ein, indem ihr ein Lager aufbaut, den Gegner aufspührt und ihn vernichtet. Leider überwiegen diese lieblosen 'Mache alles platt' Mission beide Kampagnen und ziehen das Ende künstlich in die Länge. Zwar sind die Karten wunderschön detailliert und mitreißend und auch die Stimmung und Atmosphäre bleibt HdR getreu, jedoch wirkt das ganze auf die Dauer einfallslos und überflüssig. Ein bisschen mehr 'Story' und Nebenhandlung oder Ziele in den Missionen fernab vom orginal übernommenem Filmgeschehen hätten der Kampagne gut getan. Neben der Moria-Mission sind es vor allem die Schuplätze Amon Hen, Minas Tirith, Helms Klamm, Ithilien oder Isengard welche dem Spieler Staunen und Bewunderung bereiten. Die beiden Kampagnen umfassen ungefähr jeweils 25 Missionen, wobei die gute (filmgetreue) Kampagne, das böse fiktive Gegenstück klar in den Schatten stellt. Sämtliche Helden des Films sind auch hier spielbar. Ob es Lurtz, Saruman oder die Nazgul auf Seiten Mordors oder Isengard sind, sind alle Gefährten und deren Verbündeten als Helden spielbar (nur nicht jeweils in einer Mission). Insgesamt hätte die Kampagne mehr zu bieten gehabt, sinnlose Search and Destroy Missionen sind auf Dauer langweilig und eines Herr der Ringe Spiels, welches den Strategie-Thron besteigen will nicht würdig.

GRAFIK: Ein Leckerbissen

Das Spiel verwendet die aufgebohrte SAG-Engine, welche auch schon in Command & Conquer Generals und dem Addon Zero-Hour verwendet wurde. Die Grafik gehört zum besten was die Zeit zu bieten hatte, detailliert und hochauflösend anzuschauen. Eine wirkliche Augenweide, sofern die Hardware Anforderung stimmten.

SOUND: Bombastische Soundkulisse

Herr der Ringe - Die Schlacht um Mittelerde hat soundtechnisch alles zu bieten was auch die Filme zeigten. Darunter fallen sämtliche Orginalsprecher sowie der komplette HdR Soudntrack von Howard Shore. Auch die Stimmen und Effekte der Umgebung und jeweiligen Einheiten ist perfekt abgestimmt. Sie sorgen für eine bombastische Soundkulisse und untersützen die ohnehin schon sehr gute Atmosphäre. Einziges Manko sind die 'falschen' Stimmen in der deutschen Version von Theoden und Gimli.

GAMEPLAY: Festes Bausystem

SUM ist eines der ersten Strategiespiele was die Umwelt speziell mit einbezieht. Die Spielphysik ist nahezu perfekt. Fällt ein Ent zu Boden reißt er die unter ihm befindlichen Einheiten in den Tod und eine riesige Staubwolke ensteht. Ein Troll kann Bäume ausreißen und damit seine Feinde verprügeln, ein Mumakil kann Amok laufen und ganze Batallione zertrampeln, ein Nazgul kann im Flug unter den Gegner ein Massaker anrichten, Rohans Rohirrim können, wie schon im legendären dritten Teil in der Schlacht von Minas Tirith, mit ihrer gewaltigen Reiterhorde die gegnerischen Reihen nahezu plattwalzen. Die Einheiten verfügen dazu über Emotionen, so dass beispielsweise Soldaten kurz erstarren wenn ein Nazgul über sie hinwegflieht oder Orks kurzzeitig Angst vor Ents haben die auf sie zumarschieren. Allerdings bleiben die Einheiten weiterhin unter Kontrolle, man muß also nicht wie in Rome Total War fürchten, dass seine Einheiten in Panik die Flucht ergreifen und 'verloren' sind. Sämtliche Einheiten sind allerdings wie in Rome zu Batallionen zusammengefasst, allerdings in deutlich bescheidener Größe. So beträgt das Battalion der guten Seite maximal 5 Einheiten, die der bösen doppelt soviele. Das Sortiment an Einheiten ist ebenfalls vielfältig. Über Gondor-Soldaten, Bogenschützen, Waldläufern und Wächtern der Feste bis hin zu den Reitern Rohans über die Orks und Uruks der bösen Seite ist alles dabei was man auch aus den Filmen herkennt. Zuzätzlich kommen die Helden mit ihren Spezialfähigkeiten dazu. Der Basisbau funktioniert über ein simples System. Im Mittelpunkt steht die Zitadelle, welche mit das wichtigste Gebäude im festen Bauystem von SUM darstellen. Ist sie und alle anderen Gebäude zerstört ist das Spiel verloren, solange der Spieler keine anderen Lager mehr besitzt, unabhängig davon wieiviele Einheiten der Spieler noch hat. Es gibt feste Bauslots und unterschiedlich große Basen. Die reichen von Außenposten (3 Bauslosts), über Lager (6 Bauslots) bis hin zu Festungen (8 Bauslots), bei deren ihr auch begehbare und erstmals dickere Mauern zum Schutz bekommt. Wählen könnt ihr dazu im Interface im Palantir und euch die Gebäude aussuchen. Schmieden, Farmen und Holzfäller sorgen für simple Rohstoffbeschaffung (ihr erhaltet alle paar Sekunden Geld). Die Gebäude selbst könnt ihr 'pimpen' indem ihr deren Erfahrungswert steigert, was nicht nur die Einheitenproduktion schneller vorranbringt sondern auch die Gebäude selbst befestigt. Leider ist das Einheitenlimit in Schlacht um Mittelerde sehr niedrig angelegt. Ihr habt ledeglich auf guter Seite 200 Commandopoints (ein Batallion Gondor Soldaten kostet schon 10 Battalione, Rohirrim ca. 45) auf böser Seite 400. An wirkliche Massenschlachten ist da beileibe nicht zu denken. Zumal auch die Helden ordentlich CP kosten. Die Einheiten lassen sich insgesamt leveln bis hin zu 10 Leveln und auch upgraden, wobei ihr allerdings ein Upgrade kaufen und dann jede Einheit einzeln aufrüsten müsst.

BALANCING: Schere, Stein, Papier

EA verzichtet in Schlacht um Mittelerde auf Taktischen Tiefgang (Ihr habt ledeglich zur Auswahl zwischen zwei Formationen und einem Combo-Modus, indem ihr unterschiedliche Einheiten zusammenbringt, z.b. Bogenschützen und Soldaten welche sich gegenseitig schützen, aber nicht mehr getrennt werden können) und setzt daher voll aufs Stein-Schere-Papier System. Soll heißen: Jede Einheit kann durch eine speziell andere besiegt werden. So sind beispielsweise Rohirrim effektiv gegen Orks und Goblins und sämtliche einfache 'Fußsoldaten'. Bekommen allerdings gewaltige Probleme gegen Speeträger von denen sie regelrecht aufgespießt werden. Letztere hingegen sind zwar der Schrecken jeder Kavallerie, fallen allerdings wie die Fliegen sobald sie vom Pfeilhagel der Bogenschützen erwischt werden. Diese wiederrum sind sehr effektiv gegen Mumakils und Ents sowie Trollen (also die großen Monster), vor allem wenn sie mit dem Upgrade an Feuerpfeilen ausgerüstet sind, haben jedoch keinerlei Chancen im Nahkampf. Die Mumaks und Ents brennen dann sogar und verfallen in Panik und rennen ziellos hin und her wodurch es schon einmal kommen kann das einige Einheiten platt getrampelt werden. Heilen kann man seine brennenden Ents und Mumaks in Flüssen, kleinen begehbaren Seen oder mit den Spezialzauberkräften des Ringes, wie der Heilkraft. Gesamt gesehen ist der Schwierigkeitsgrad auch in der Kampagne recht bescheiden angelegt. Selbst auf schwer gibt es für geübte Spieler nur selten eine Herausforderung. Vom Balancing her hat sich seit den vielen Patchs (1.04) einiges geändert. Beispielsweise wurde die 1 Held-Armee Gandalf in seinen Superkräften deutlich abgeschwächt und einige bisherige nutzlose Helden deutlich 'aufgepimpt'. Wie beispielsweise Boromir, Eowyn, Theoden oder Faramir. Das Balancing war in der ersten (Kauf)Version nicht ganz perfekt, aber auch keine Katastrophe, so dass EA mit insgesamt 4 (zu großen Teilen Balancing-)Patches nachbesserte.

HELDEN: Unverzichtbar!

Schlacht um Mittelerde lebt von den Helden des Hdr Universums. Damit man sie klar von anderen normalen Einheiten unterscheiden kann, hat EA seinen Helden spezielle Fähigkeiten mit auf den Weg gegeben. So verfügt Gandalf über die Fähgikeiten mit seinem Stab ganze Battalione hinwegzupusten oder das Licht der Istari einzusetzen oder seine 10 Level Superkraft ins Spiel zu bringen, die wie schon im Intro des ersten Herr der Ringe Films bei der Schlacht gegen Mordor, sämtliche feindlichen Einheiten in einem gewissen Radius den Gar ausmacht in dem sie explosionsartig hinweggeschleudert werden. Arragorn verfügt über die Fähigkeit der Elben sich und andere zu heilen, so wie über den Schwertmeister, Legolas verfügt u.a. über einen Pfeilhagel, den Nahkampf und Erfahrung für seine Verbündeten Bogenschützen, Bormir über das Horn Gondors und passive Fähgikeiten welche seine Rüstungs und Angriffsklasse erhöhen, die dunkle Seite von Saruman an verfügen über den Feuerball oder den Verkrüpplungspfeil des Uruk-Hai Anführers Lurtz, der Einheiten unbeweglich macht, sowie die Schreie der Nazgul welche den selben Effekt hervorrufen und den Gegner in die Flucht schlagen können. Alle Helden könne bis Level 10 gelevelt werden indem sie Erfahrungen durch das Töten von Gegner machen, änhlich wie in Rollenspielen wie Baldurs Gate oder Diablo. Vor allem das Leveln der Helden innerhalb der Kampagne und deren Einsatz (von Zauberkräften) sorgen für zuzätzlichen Spielspaß, ohne den Schlacht um Mittelerde nur halb so gut wäre.

KI: EA´s Achillisferse

Die KI ist leider eine der Schwächen von Schlacht um Mittelerde. Rekationsträge warten manche Einheiten darauf abgeschlachtet oder vom Pfeilhager der gegenerischen Bogenschützen dahingerafft zu werden. Das Wegfindeystem ist auch nicht wirklich ausgreift. Hier hätte EA eifriger und ordentlicher arbeiten müssen.

STEUERUNG & LAYOUT: Ein dicker Pluspunkt

Mit Schlacht um Mittelerde hat sich EA vor allem in Sachen Steuerung etwas besonders einfallen lassen: Das Spiel lässt sich nicht nur leicht und locker mit Maus und Tastatur steuern, sondern ist obendrein noch äußerst übersichtlich durch ein benutzer und spielfreundliches Layout. Über dem Palantir (Bild unten links) seht ihr klein eure Spezialkraftstammbaum sowie den Button fürs Hauptmenü, rechts daneben ein weiterer kleiner Palantir der euren Helden porträtiert und kurz und knapp seine Fähigkeiten auflistet, ganz links überhalb des Palantirs eure Spezialkräfte, im Palantir selber die Map. Anders als noch bei Command & Conquer Generäle vereckt dies nicht den gesamten unteren Bildschirmrant sondern deckt maximal 5% des Bildschirms ein. Auch die Steuerung ist sehr simpel, mit einfachen Mausklicks befehligt und koordiniert ihr eure Einheiten, für schnelles reagieren in Kampfszenen bei vielen Batallionen ist ein bisschen Micro gefragt.

FAZIT: Mehr als gelungen.

Schlacht um Mittelerde ist ein mehr als gelungenes Strategiespiel. Auch wenn die taktische Tiefe fehlt und das Spiel in dieser Hinsicht eher mit seinem Stein-Schere-Papier System glänzt, überzeugt vor allem die Grafik und die bombastische Soundkulisse, welches Schlacht um Mittelerde zu einem einmaligem Erlebniss mit genau der selben fantastischen Atmosphäre wie man sie in den Filmen erlabt hat, machen lässt. Darüber kann auch die durchwachsene bis mittelmäßige Kampagne nichts ändern. Wer HdR mochte, wird dieses Spiel lieben!


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: wunderschöne detaillierte Grafik
  • Sound: Orginalsprecher Orginalsoundtrack
  • Balance: Stein-Schere Papier Modus funktioniert einwandfrei
  • Atmosphäre: stimmige HDR-Atmosphäre
  • Bedienung: einfach und übersichtlich
  • Umfang: Zwei Kampagnen, Mehrspielermodus, Skirmish
  • Leveldesign: wunderschöne, unterschiedliche Maps
  • Einheiten: viele unterschiedliche Einheiten
  • Kampagne: HDR Schauplätze wie Amon Hen, Minas Tirith u.a.
  • Sound: teilweise falsche Sprecher in deutscher Version
  • Balance: zu einfach, Ein Held-Armee Gandalf, Inbalanced
  • Umfang: Kampagne künstlich in die Länge gezogen
  • KI: durchwachsene Wegfindung, kaum richtige Gegenwehr
  • Einheiten: einige zu teure und zu schwache Einheiten
  • Kampagne: zuviele Search and Destroy Missionen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(3)
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