Mit Hand und Fuß, aber ohne Arm und Bein!

Sicher, Medieval 2 sieht gut aus. Es hat viele Features, viele Möglichkeiten, viele Elemente. So vermittelt es den Eindruck großer Freiheit und Komplexität (auf...

von - Gast - am: 25.01.2009

Sicher, Medieval 2 sieht gut aus. Es hat viele Features, viele Möglichkeiten, viele Elemente. So vermittelt es den Eindruck großer Freiheit und Komplexität (auf diese Teile will ich im Test nicht eingehen, hier verweise ich auf die zahlriechen anderen Beschreibungen). Vielmehr handelt es sich um die Gründe warum ich nach ca. 20 Stunden Spielzeit genug von dem Spiel habe.

Dieser Test bezieht sich auf die 'Gold Edition' die M2 und das Addon Kingdoms umfasst.

Diplomatie

Die Auswahl an Optionen bleibt gering. Das ist aber auch relativ egal, weil man bei einigen eh kaum erkennen kann was es genau bringt (Handelsrechte, schön und toll, aber was bringts, was wird denn gehandelt und vor allem was verdiene ich daran?), die Möglichkeit zur Steigerung der Beziehungen praktisch nicht gegeben ist (man kann mal etwas Geld hinschmeißen und sehen ob es was bringt oder auch nicht) und letztlich eh alles egal ist da Beziehungen und Bündnisse der KI scheinbar eh egal sind. Da macht dann auch der militärische Zugang nichts aus, man kann ja auch neutrale Armeen in gegnerisches Gebiet schicken ohne das etwas passiert (höchstens eine Beziheungsverschlechterung die, wie erwähnt, eh bedeutungslos ist). Durch dieses Kuddelmuddel ist es ohnehin schon kaum sinnvoll einen Diplomaten in seinen Fähigkeiten zu verbessern, bei einer Prinzessin die neben den Diplomatiemöglichkeiten noch mehr hat würde man es trotzdem gerne mal versuchen, nach der Anfangsphase sind diplomatische Abkommen jedoch kaum noch zu gestalten. Selbst ein Waffenstillstand wird von der KI praktisch nie akzeptiert selbst wenn man ihn recht großzügig ausgestaltet. Und falls doch, greift der Gegner eh bei allernächster Gelegenheit wieder ein, der Waffenstillstnad ist das Bit nicht Wert in dem er gespeichert ist.

Agenten

Es gibt eine Reihe von Sonderfiguren, Spione, Prinzessinen, Diplomaten, Kaufmänner, Attentäter, Priester. Sie sind aufwendig zu steuern (jeder Agent hat einen Stuerungsaufwand ähnlich einer ganzen Kampfarmee), nicht unbedingt billig und sterben schnell. Spione sind noch sinnvoll, andere sind entweder praktsich nutzlos oder müssen neben dem eigentlichen Spiel eher nervige Nebenaufgaben erledigen (Priester).

Papst

Ein Irrer der ständig seine Meinungen ändert, nach Tageslaune exkommuniziert und vergibt und ohne den die (Medieval 2-)Welt besser dran wäre. Leidet unter dem vergeigten Diplomatiefeature. Ruft manchmal einen Kreuzzug aus, bei dem allerdings auch nicht das mindeste Kreuzzug-Gefühl aufkommt. Im zweifelsfall stellt man eine Armee zusammen, verschifft sie, segelt zu der Stadt hin, überrennt sie und es ist wieder vorbei. Die Einheiten des Kreuzzugs kriegen einen Bonus (auch solche, die nur auf dem Papier diesem angehörten für einen Moment und nie auch nur einen Schritt in Richtung des gelobten Lands getan haben), und 3 Züge später wird man schon fast wieder exkommuniziert weil man den untreuen Franzosen der gerade das Bündniss gebrochen hat in einem Gegenschlag eine Stadt belagert.

Strategische Karte


Strategische Karte: Das Ausbauen von Städten und Burgen ist eine eher mühselige und repetitive Angelegenheit. Die Voraussetzung, das viele Gebäude erst bei ausreichend großer Siedlung verfügbar werden ist Geschmackssache. So wird Fortschritt zur Geduldsprobe. Insbesondere da man bestimmte wichtige Einheitentypen so nur schwer kriegt. Warum Städte, bei denen Bogenschützen sehr natürlich Verteidiger wären, erst bei mittlerer Größe Zugriff auf Armbrustschützen kriegen (die keine Feuerpfeilel schießen können welche wiederrum die einzige effektive Abwehr gegen Belagerungswaffen sind) bleibt ein Geheimnis.
Features wie Hinterhalte legen oder strategische Punkte (Flussübergänge, Bergpässe) zu verteidigen bleibt ebenso ein selten genutztes.
Ein echter Witz ist es, wenn eine neutrale Armee im eigenen Land steht und den Weg blockiert. Man kann teilweise nicht an ihr vorbei, man kann sie auch nicht vertreiben, man kann sie nur angreifen und damit dne Krieg erklären. Theoretisch kann ein Bauer an einer Kreuzung so ganze Streitmächte aufhalten, oder alternativ den Krieg erzwingen.
Am unverständlichsten bleibt, wieso die Übersicht über die Aktivitäten immer noch so schlecht bleibt. Jedesmal bevor man auf 'Runde beenden' klcikt, fragt man sich, habe ich was vergessen? Man weiß es einfach nicht. Also muss man noch mal alle Siedlungen und alle Armeen udn alle Agenten durchsehen. Eine Art 'Fortify' bei der man Einheiten passiv stellen kann und nicht immer mit im Zyklus der Durchsicht hat, gibt es nicht. Sehr lästig. AUch gibt es keinerlei 'Warnmöglichkeit' die Aufmerksamkeit darauf zieht wo man Aktionen treffen sollte, wie aufziehende Feindarmeen, Ketzer, streunende Inquisitoren, Rebellenaufstände (wobei Rebellenarmeen eh nur dumm in der Gegend rumstehen und Wege blockieren, nicht mehr, und manchmal mit Einheiten ausgestattet sind die 200 Jahre vor allen Städten der Gegend liegen). Also muss man noch mal die gesamte Karte durchsuchen nach diesen, manchmal unauffälligen und zwischen zahllosen uninteressanten anderen Figuren versteckten Quälgeistern suchen. Eine Quälerei.

Strategische Kampfvorbereitung

Auch hier hat M2 einige Schwächen. Die Verteidigung von Städten oder auch stark ausgebauten Burgen ist kaum bedeutend. Eine reaktive Verteidigung gibt es nicht. Der Gegner greift, meist mit minimaler oder gar keiner Vorwarnzeit, ein Ziel an. Wenn er Belagerungsgeraät dabei hat kann er sofort stürmen, ansonsten baut er welches vor den Toren. Letzteres ist unterm Strich genau so gut (oder schlecht), denn der Verteidiger kann keinerlei Truppen ausheben zwischen Start der Belagerung und dem Angriff (es sei denn der Angreifer wartet länger, eine Runde Belagerungsgerät bauen und Angriff reicht aber in der Regel und der Verteidiger kann keine Truppen ausheben). Verstärkungen von anderen Städten/Burgen heranzuholen ist ebenso selten möglich, selbst wenn es reine Reitereinheiten sind geht es zumeist nicht. So muss man jede grenznahe Siedlung sehr stark verteidigen, und in jedem Fall kann eine ausreichend größere Angriffsstreitmacht recht einfach und schnell den finalen Angriff einläutern. Raum für Strategie ist hier kaum.
Das Legen und Durchführen von Hinterhalten ist, wie erwähnt, ebenso kaum möglich und selbst wenn nicht wirklich lohnend, ähnliches gilt für strategische Punkte. Was bleibt ist das Zusammenziehen überlegener Streitkräfte und das Stückweise niederhämmern des Feindes in offener Feldschlacht oder der einen oder anderen 'Belagerung', wobei die Lager dort nie lange stehen sonder es eher 'Bestürmung' heißen sollte.

Die taktischen Kämpfe

Dieser Abschnitt verdient eigentlich eine ausführliche Betrachtung, da es sich hierbei um das Herz des Spieles handelt. Der strategische Teil ist eigentlich auf diesem aufgesetzt und dies leider schlecht. Ich halte es trotzdem kurz.
Der taktische Teil ist, meiner Meinung nach, im Vergleich zum Vorgänger Rome jedoch ebenso deutlich schwächer. Der einzige 'Fortschritt' ist, das die einzelnen kleinen Kerlchen nicht mehr alle gleich aussehen. Die KI jedoch verhält sich eigenartig, sowohl beim Gegner als auch bei eigenen Truppen. Insbesondere das erstürmen von Mauern, dort bleiben Einheiten oft hängen und die Kampfergebnisse sind oft schwer nachvollziehbar. Fernkämpfer sind ebenso fast nutzlos, wenn der Gegner Belagerungsgerät dabei hat schießt er damit Löcher in die Verteidigung und geht durch, er ist so nur kurzfristig im Schussfeld wodurch er kaum Schaden erhält und wenn er durch die Mauern durch ist, stehen die Bogenschützen meist ratlos obern herum statt in den Innenhof zu schießen. Ohne Beeagerungswaffen sieht es kaum anders aus, selbstgebaute Rammböcke fahren heran (nach reinstem Zufall können sie auch schon mal von Feuerpfeilen in Brand gesteckt werden) und zerstören das Tor ebenso in kürzester Zeit.
Auch im offenen Feld sind Fernkämpfer kaum einsetzbar, da sich sehr schnell alles in Nahkämpfe verwickelt und sie dann nicht mehr schießen können (auch wenn sie selbst nicht im Nahkampf sind). Allgemein ist die Balance der Einheiten eher mager. Außerdem entwickeln sich kaum große takische Schlachten, sondern meist löst sich bei großen Kämpfen alles schnell in einem großen unordentlichen Kampf auf (d.h., der Gegner macht Unsinn an allen Ecken und man nutzt dies, das Ergebniss ist ein klarer Sieg aber der Weg ist eigentlich eher lächerlich).

Fazit

Eine Menge Blendstoff ist gelegt über ein eigentlich recht ärmliches Spiel. Die Features sind hohl und bedeutungslos, die KI ist fehlerhaft und primitiv, viele Mechaniken bleiben im Dunkeln (auch die grauenhafte Eigenschaftsgewinnung für Generäle). Im großen ist der Schwierigkeistgrad leicht, durch undurchschaubare und scheinbar zufällige Effekte wird es manchmal schwer (plötzliche Angriffe von vielen Bündnispartnern, unnachvollziehbare Ergebnisse auf dem Schlachtfeld), wohl um dem Spieler wieder den Eindruck einer nicht vorhandenen Tiefe zu geben, die er nur ncoh nicht entdeckt hat. Es bleibt ein Stückwerk, mit dem faden Beigeschmack das bei Entwicklern keine Koordination da war und vieles eher drin gelassen wurde, weil es nun mal da war. Die goldene Regel immer wieder zu Fragen 'Was bringt dieses Feature, würde man es vermissen wenn es nicht da wäre und erfüllt es, was man von ihm erwarten würde?' wurde hier nicht eingehalten.
Für mich eine herbe Enttäuschung nach dem deutlich besseren Vorgänger Rome. Im Vergleich zu diesem einige Dinge verschlechtert (Balance, KI) und um viele verwirrende, sinnlose und/oder lästige Features erweitert bzw. solche ausgebaut (viele Agenten, Diplomatie).
Die Wertung wird nur nicht noch schlechter weil es für ein paar Stunden schon noch Spaß macht, solang die Hoffnung da ist dass es dort noch etwas zu entdecken gibt. Wenn diese Vorschusslorbeeren allerdings aufgebraucht sind, ist es vorbei.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Detailliert
  • Sound: Stimmungsvolle Musik, gute Kampfgeräusche
  • Balance: Stein Papier Schere Konzept
  • Atmosphäre: Mittalalterliches Flair
  • Bedienung: Größtenteils ausgereift wie Vorgänger
  • Umfang: Kampagne, Einzelmissionen, Seiten
  • Startpositionen: Verschiedene mit vielen Vor- und Nachteilen
  • KI: Komplexes Spiel
  • Einheiten: Große Anzahl, viele Fähigkeiten
  • Kampagne: Groß, lang
  • Grafik: Manchmal unübersichtlich
  • Sound: Keine
  • Balance: das schwach umgesetzt ist
  • Atmosphäre: Berater stören mit der Zeit (ausschaltbar)
  • Bedienung: Keiner Weiterentwicklung, Schwächen beibehalten
  • Umfang: Keine
  • Startpositionen: Nicht ganz ausgeglichen
  • KI: KI schafft es hinten und vorne nicht
  • Einheiten: Erfüllen ihre Aufgaben teils schlecht
  • Kampagne: Eintönig, unplanbar, später unübersichtlich

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(9)
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