Annehmbarer Abschluss der Serie (Gothic 4 gibts nicht)

Gothic 3 hatte eine zu Anfang riesige Probleme. So war es extrem stark verbuggt und damit eigentlich unspielbar. Piranha Bytes hatte schon nach Gothic 2 mit...

von MattisHammer am: 21.03.2017

Gothic 3 hatte eine zu Anfang riesige Probleme. So war es extrem stark verbuggt und damit eigentlich unspielbar. Piranha Bytes hatte schon nach Gothic 2 mit der Entwicklung der neuen Engine (Genome-Engine) und Gothic 3 begonnen. Das Team spaltete sich. Björn Pankratz entwickelte mit fünf anderen Mitarbeitern das Gothic 2 Addon "Die Nacht des Raben", der Rest begann den komplett neuen Serien Teil anzufangen. Bis 2006 sollte es dauern bis Gothic 3 erschien und es war trotzdem noch unfertig. Vor allem weil Piranha Bytes sich überschätzte und JoWood das Spiel als Konkurrenten zu "The Elder Scrolls: Oblivion" haben wollte. Danach machte sich die Community daran Gothic 3 spielbar zu machen. Jetzt ist es das schon seit einiger Zeit.

Geschichte:

Die Geschichte schließt direkt an das Ende von Gothic 2 an. Der Namenlose Held ist mit seinen von ihm ausgewählten Freunden von der Insel Khorinis auf das Festland per Schiff gefahren. Dort ist der Krieg sozusagen schon verloren und die Menschen werden von den Orks, welche plötzlich ziemlich intelligent sind unterdrückt. Deshalb töten wir erstmal alle Orks als wir in das erste Dorf kommen. Nachdem wir das getan haben erfahren wir das unser Schiff von Piraten geklaut wurde. Wir können also nicht verschwinden und die Menschen ihrem Schicksal überlassen. Nein, wir werden in das Rebellenlager Reddock gebracht, wo uns die Situation erstmal näher erklärt wird. Xardas hat scheinbar irgendetwas damit zu tun und eine ausschlaggebende Rolle beim Sieg der Orks gegenüber den Menschen gehabt. Nun steht uns die Welt offen und damit die Möglichkeit uns den Rebellen, Orksöldnern, Assassinen, Nomaden, dem Waldvolk oder den Nordmarern anzuschließen.

Die Geschichte ist weder an sich wirklich interessant, noch ist sie gut erzählt. Man erfährt immer nur wenig über den gesamten Plot. Allerdings gibt einem das Spiel nicht wie andere Spiele wenige Infos, aber noch genug das man interessiert bleibt. Nein! Man hört nur Dinge wie "Xardas ist glaub ich irgendwo in Nordmar. Wissen tue ich das aber auch nicht genau" oder "Xardas? Wer ist das denn." Ersteres ist aber sogar noch eines der besseren Beispiele. Auch die Charaktere sind nicht weiter interessant. Mehr als irgendwelche Figuren, die einem Quests geben sind sie nämlich nicht. Selbst die alten Charaktere aus den Vorgängern haben viel ihrer Menschlichkeit verloren. Zum Glück hat man gute Synchronsprecher, welche den Figuren immerhin noch ein wenig Leben einhauchen können. Man vergisst den Plot ziemlich schnell und interessiert sich dann auch nicht mehr für ihn. Ich verstehe das man einen ähnlichen Weg wie "The Elder Scrolls" gehen wollte. Die Geschichte in den Hintergrund zu rücken und den Spieler sein eigenes Abenteuer erleben lassen zu wollen funktioniert hier meiner Meinung nach aber nicht ganz so gut wie in "The Elder Scrolls". Außerdem finde ich es so Schade, gerade weil Gothic 2 so einen tollen Mittelweg zwischen Geschichte und der Freiheit des Spielers gefunden hat und auch seine Geschichte weit besser erzählen und inszenieren konnte. Schlussendlich schafft es Gothic 3 nicht die Reihe wirklich befriedigend zu beenden. Es eröffnet einem nun mal mehr Fragen als es einem lieb wäre. 

Wo man im Vorgänger noch mehrere Zwischensequenzen hatte die, die Geschichte voran brachten, hat man hier nur noch das Intro, welches die Ankunft unserer Helden zeigt und kurz klar macht das hier einiges sehr falsch läuft. Das Intro ist aber trotzdem ziemlich gut, gerade weil die Musik von Kai Rosenkranz in diesem Spiel den Höhepunkt der gesamten Serie erreicht hat. Gothic 3 ist auch nicht mehr in Kapitel unterteilt, sondern lässt den Spieler bis zum Ende einen freien Weg, den er einschlagen kann wie er will.

 

Spielwelt:

Wie gesagt, kann man eigentlich von Anfang an die Welt erkunden und die sehr dünne Geschichte links liegen lassen, wenn man will. Die Welt ist wirklich schön gestaltet, mit einigem zu entdecken und vielen Möglichkeiten. Außerdem ist sie wieder komplett frei von Ladezeiten. Man hat diesmal drei verschiedene Klimazonen. Die Wüste Varant, das bewaldete Myrtana und den kalten Norden Nordmar. Dabei nimmt Varant den größten Teil der Spielwelt ein und Nordmar den kleinsten. Varant ist entgegen den anderen Gebieten flach und hat Dünen, Myrtana hat Gebirge und hohe Hügel und Nordmar hat tiefe Schluchten und enge Wege. Außerdem haben alle Gebiete ihre eigene Architektur, eigenen Einwohner und Gegner. Eine große Stärke der Reihe war schon immer die Atmosphäre und die ist auch hier wieder toll. Das Spiel ist zwar weniger düster und atmosphärisch auch ganz anders als die Vorgänger, aber für dieses Spiel passt es perfekt. Das ist auch die größte Stärke dieses Spiel. Einzeln sind Atmosphäre, Spielwelt, Musik auch gut bis großartig. Zusammen ergeben sie aber ein Paket das fast schon Perfekt ist. Wenn man durch die Spielwelt läuft, die Atmosphäre aufsaugt und die unglaubliche Musik von Kai Rosenkranz im Hintergrund hört funktioniert dieses Spiel so gut und man lernt die anderen Fehler einfach zu vergessen und es zu genießen. In der Welt gibt es einige Städte und die Rebellenlager in denen man meist Arena kämpfe machen kann, welche aus einem Grund auf den ich später eingehe nicht so gut funktionieren. Außerdem ist das Spiel voll mit Nebenquests auf die später auch nochmal näher eingehe. 

Außerdem kann man mit der Spielwelt interagieren. Wenn man eine von Orks besetzte Stadt befreit, werden die Rebellen vom nächstgelegen Rebellenlager die Stadt übernehmen. Allerdings hat das keine größeren Auswirkungen für den Spieler, außer das es einem das Gefühl gibt wirklich etwas erreicht zu haben. Schade ist aber dass die einzelnen Fraktionen nicht mehr wie in den Vorgängern auf deine Rüstung reagieren. So kann man einfach mit einer Rebellen Rüstung in eine von Orks besetzte Stadt gehen ohne das es irgendjemanden interessieren würde. Das kann man mit bestimmten Mods aber einfügen, was die Spielwelt echter wirken lässt.

Gameplay:

Und hier sind wir beim größten Schwachpunkt dieses Spiels und dem gleichzeitig schlimmsten Problem. Dem Kampfsystem, welches einfach nicht funktionieren will. Man hat einen Bogen oder eine Armbrust die auch toll zu benutzen sind, aber nicht unglaublich viel bringen, wenn man die KI der Gegner nicht gerade verarscht, da 90% aller Gegner im Spiel sobald du sie angeschossen hast auf dich zu rennen um dir mit ihrem Schwert ins Gesicht zu schlagen. Und auch der Nahkampf mit Lanze, Schwert ist nicht allzu gut. Man hat die Möglichkeit zwischen starken, langsamen und schwachen, aber schnellen Schlägen zu variieren. Durch die fehlende Möglichkeit auszuweichen, ob durch eine Rolle oder einen Sprung und da Schilde nicht Blocken, sondern nur die Verteidigungswerte erhöhen (kann mich was das angeht aber auch irren) kann man nicht den Schlägen der Gegner entgehen und ist immer gezwungen drauflos zu drücken. Neu ist das man nun eine Ausdauer Anzeige hat und damit auch die Möglichkeit zu sprinten, was in der großen Welt durch fehlende Transportmittel sehr nützlich ist. Eine Schnellreise Funktion gibt es auch wieder. Dafür muss man nur den Teleportstein für die jeweilige Stadt finden und kann sich ab dann dorthin Teleportieren. Tauchen wie im Vorgänger ist nicht mehr möglich, Schwimmen allerdings schon noch.

Allerdings ist nicht alles Schlecht. Das Interface ist nun deutlich besser, das Inventar in verschiedene Abteilungen unterteilt und dadurch viel sortierter und das hinzufügen einer Taskleiste macht das Trinken von Tränken und Essen von Fleisch weit einfacher. Die Karte ist jetzt zwar nicht mehr so atmosphärisch gezeichnet, aber dafür viel detaillierter, was bei einer so großen Welt auch nötig ist. Es gibt viele kleine Verbesserungen die das Spiel aber weniger fummelig machen, wie das man jetzt alle Fleischwanzen oder das Fleisch am Lagerfeuer auf einmal braten kann und nicht jedes einzeln braten muss.

Das Charaktersystem:

Wie vorher schon bekommt man für das töten von Gegnern Erfahrungspunkte. Hat man genug EP steigt man im Level auf und bekommt Lernpunkte mit denen man bei Lehrern neue Skills lernen kann oder bei den Götterschreinen mehr Leben, Ausdauer, Stärke oder Magie kriegt. Bei den Lehrern muss man aber auch noch Gold zahlen. Beides bekommt man aber im Überfluss, so dass es nicht so schwer ist sich allen Skills zu bemächtigen. Jedenfalls fühlt man sich über den Verlauf des Spiels immer mächtiger und stärker und hat das Gefühl sich wirklich weiterzuentwickeln.

Die Quests:

Die Haupt- und Nebenquests sind natürlich wieder nicht strikt voneinander getrennt, sondern vermischen sich, so das man zum Story Fortschritt Nebenquests machen muss. Man muss sich nämlich wieder einer der Fraktionen anschließen und um bei diesen im Rang höher aufzusteigen muss man Aufgaben für diese erledigen. Allerdings sind die Quests zu großem Teil nach dem Schema F. Oft macht man nicht mehr als etwas zu sammeln oder zu töten. Trotzdem erzählen sie meist nette Geschichten, die ihnen einen Grund geben in der Welt zu existieren.

Die Fraktionen:

Es gibt so gesehen nicht mehr drei Fraktionen denen beitreten kann, sondern nun Haupt- und Nebenfraktionen. So sind die Orksöldner und Rebellen die Hauptfraktionen und die Assassinen, Nomaden, Nordmarer und das Waldvolk die Nebenfraktionen. Das heißt das man sich zwar den Nebenfraktionen anschließen und dann deren Skills lernen kann, aber früher oder später entweder für Orksöldner oder Rebellen kämpfen muss. Eigentlich gibt es also nur noch zwei Fraktionen, was ein wenig schade ist. Ich finde auch das es keinen so hohen Wiederspielwert hat, da die Fraktionen sich nicht so stark voneinander unterscheiden und auch keine neuen Quests resultieren. 

 

Sonstiges:

- Es gibt eine sehr nützliche Quick Save Funktion

- Obwohl das Spiel schon etwas über 10 Jahre alt ist, sehen gerade die Landschaften und Aussichten immer noch gut aus. Auch die Texturen sehen noch ok aus. Die Animationen allerdings sind nicht allzu hübsch. Gerade in Gesprächen wo die Figuren wegen der fehlenden Mimik mit ihren Gestiken komplett übertreiben (Aber so kennt man Gothic nun mal).

- Es gibt sehr viele Gegner Arten, welche sich nicht immer Spielerisch unterscheiden, aber eine enorme optische Abwechslung ins Spiel bringen.

- Das Spiel wird gerade gegen Ende viel zu einfach, da man sich sehr leicht allen Skills bemächtigen kann.

- Zum durchspielen braucht man 40-60 Stunden.

- Dringende Empfehlung Community Patch zu installieren, da es sonst beinahe unspielbar ist. Mit dem Patch hat das Spiel eigentlich keine technischen Probleme mehr.

Fazit:

Ich möchte am Ende einen großen Dank der Community über aussprechen, welche Gothic 3 von allen möglichen Bugs befreit und viele Mods erstellt haben. Ohne diese könnten wir das Spiel heute nicht so genießen und mit den Mods konnten sogar viele Spielmechaniken verbessert werden. Also vielen Dank!

Ich finde das Gothic 3 trotz vieler Probleme ein gutes Spiel und ein annehmbarer Abschluss der Reihe ist und bleibt. Piranha Bytes hätte nur mehr Zeit gebraucht um gewisse Spielmechaniken zu verfeinern. Ach ja und die ganzen Bugs zu fixen.

Freue mich immer über konstruktive Kritik.


Wertung
Pro und Kontra
  • Gute Spielwelt
  • Tolle Atmosphäre
  • Mega Musik
  • Hoher Spielumfang (40-60 Stunden)
  • Verfeinerte Gameplay Elemente (Inventar, Interface, Taskleiste)
  • Schlechtes Kampfsystem
  • Belanglose und langweilige Geschichte
  • Viele Quests nach dem Schema F
  • Gerade gegen Ende viel zu einfach
  • Ohne Patch komplett unfertig (Danke an die Community!)

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



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