Spiel der Tausend Tode

DARK SOULS, der geistige Nachfolger vom Playstation-only Titel DEMON SOULS, erschien 2011 zunächst ebenfalls ausschliesslich für Konsolen, später folgte ein...

von - Gast - am: 17.11.2018

Wer gut sein will muss leiden...

"Get Good" bekommt man oft als Antwort wenn man sich über den sehr hohen Schwierigkeitsgrad des Spiels beschwert. Echte "Souls" Fans kennen kein Erbarmen, jeder Ruf nach einem einstellbaren Schwierigkeitsgrad wird gnadenlos abgestraft. Und das ist auch gut so! Sonst dürfte es sich nicht ein wahres "Souls" Spiel nennen! Denn der gnadenlos schwere aber nie wirklich unfaire Schwierigkeitsgrad ist genau das Markenzeichen dieser Reihe, die inwischen 3 DARK SOULS Spiele hervorgebracht hat und noch den P4 exklusiven BLOODBORNE.

Der (Spiel)Tod ist ein fester Bestandteil des Spiels - in keinem Spiel wurde es so genial implementiert wie hier. Es wird erwartet das man stirbt. Sehr oft sogar. Der 2012 PC Port bekam nicht um sonst den Untertitel "Prepair to DIE Edition" verpasst.

Zunächst beginnt noch alles ganz harmlos: wie es für ein typisches Rollenspiel gehört kreiert man zuerst seine Spielfigur, Männlein oder Weiblein, und wählt eine aus 10 Klassen aus, an die man aber nicht gebunden ist (man kann aus einem Magier auch einen Ritter machen und umgekehrt). Seinem Avatar gibt man noch einen anfangs nutzlos erscheinenden Gegenstand als "Gabe" mit auf dem Weg, darunter einiges an Plunder aber auch wahr Schätze, deren Nutzen erst gar nicht ersichtlich ist. Dann gehts los...

Nach dem interessanten und ebenso nichtssagendem Intro findet man sich in einer verfallenen Ruine eines Verlieses wieder, und ach ja, man ist tot. Besser gesagt, Untot.

Das Tutorial erweist sich als sehr nicht-hilfreich, es erklärt lediglich die Tastaturbelegung. Nach wenigen Metern springt einem auch schon der erste Boss vor die Füsse und in der Regel führt das auch erstmal zum ersten von vielen, vielen Toden...

Nicht nur die oft übergrossen Bossgegner können dem Spieler gefährlich werden: jeder Gegner im Spiel kann den Spieler potentiell töten - und das mit wenigen Treffern. Neueinsteiger werden mit DARK SOULS hoffnungslos überfordert sein. DARK SOULS ist auch Semi-Open World, d.h. der Spieler kann (fast) überall hin von Anfang an. Wählt man einen bestimmten Gegenstand am Anfang als Mitgift tun sich sogar mehr Tore auf... d.h. es ist anfangs auch nicht ganz klar wo es eigentlich hingehen soll. Die Katakomben, dessen Eingang gleich am Hub Firelink Shrine ist, lädt geradezu ein besucht zu werden, das wäre aber ein fataler Fehler... generell hält sich das Spiel mit Tips zurück, auch wohin es eigentlich gehen soll wird nur vage angedeutet.

Der Tod als Spielmechanik

Erfahrungspunkte und Stufen, sowie eine Währung. Den Part übernehmen in DARK SOULS "Seelen" die wir von besiegten Feinden und bestimmten Gegenständen erhalten. Mit diesen Seelen können wir bei Händlern einkaufen oder bei Lagerfeuern "Seelenlevel" (das DARK SOULS Pendant zu Erfahrungslevel) einkaufen. Das tun wir durch anheben eines der Attribute wie "Kraft" oder "Geschicklichkeit", was man aber gezielt und gut überlegt tun sollte, denn bestimmte Ausrüstungsgegenstände und Waffen haben besondere Voraussetzungen. In DARK SOULS kommt es nicht unbedingt darauf an wie hoch die Lebensenergie des Helden ist, sogar auf Maximum stirbt es sich schnell. Vielmehr ist es wichtig, welche Ausrüstung wir haben und wie gut wir mit dem Gamepad sind (die Tastatur und Maussteuerung ist zwar nicht mehr so katastrophal wie bei der PREPARE TO DIE EDITION, aber kann auch nicht wirklich als gut bezeichnet werden) und die Angriffsmuster der Gegner sollte man sich auch einprägen und entsprechend reagieren.

An Lagerfeuern werden auch sogenannte Wegpunkte gesetzt: nach dem Ableben unseres Helden kehren wir zu dem letzten Lagerfeuer zurück, an dem wir gerastet haben. Der Clou an der Sache: (fast) alle Gegner werden wieder gespawned, ausgenommen einiger besonderer Gegner und der Bosse. Diese müssen/dürfen dann erneut erlegt werden - gegen derselben Seelenbelohnung wie beim ersten Mal. ABER man verliert auch alle gesammelten Seelen bei Ableben und seine "Menschlichkeit" - man wird also wieder untot. Um diese Seelen wiederzuerlangen muss man es schaffen an den Ort seines Ablebens zu gelangen und die Seelen wieder aufzusammeln. Stirbt man unterwegs nochmal sind diese Seelen endgültig verloren.

"Menschlickeit" ist ein sehr seltener Fund, der die Spielfigur wieder lebendig erscheinen lässt. Das erlaubt dem Spieler an den Multiplayerfunktionen von DARK SOULS teilzuhaben: wir können uns Unterstützung in Form von NPCs oder echten Spielern in unser Spiel holen, diese Kämpfen dann für gewisse Zeit auf unserer Seite mit, z.B. gegen die Bosse. Es ermöglicht aber auch das Player versus Player Feature in Form einer Invasion: ein feindlich gesinnter Spieler dringt in unsere Welt ein und muss besiegt werden - oder er besiegt uns mit allen Konsequenzen. Gerade das passiert gerne in den unpassendsten Zeiten z.B. auf dem Weg zum Boss. Gerne lauern sie einem auf, um uns aus dem Hinterhalt anzugreifen. Der Tod lauert überall und kann mitunter sehr frustrierend sein, aber kein Spiel hat es je geschafft den Tod derart genial in das Gameplay einzubinden wie hier. Sauschwer - aber nie wirklich unfair.

Motivation wie nie zuvor

Trotz tausender Tode (vielmehr millionen Tode) ist DARK SOULS motivierenden als jedes bisher erschienene Rollenspiel. Kein Spiel bisher hat mich derart binden können, normalerweise bin ich jemand, der möglichst schnell möglichst viel sehen will, bei DARK SOULS geht das ganz und gar nicht. Trotzdem bleibt man gerne an der Stange, denn die Spielwelt ist nicht nur düster wie die Nacht sondern faszinierend wie kaum eine andere Spielwelt. Das liegt zum einen an dem genialen Leveldesign, das in sich verschachtelt ist und trotzdem natürlich wirkt und eine Illusion einer offenen Welt entsteht, obwohl es sich genaugenommen nur um ein Labyrinth handelt. Ein Labyrinth dass sich in alle Himmelsrichtungen erstreckt, aber auch nach oben und unten. Immer wieder werden Abkürzungen freigeschaltet dadurch ergibt sich ein grosses Ganzes.

Zum anderen trägt das Storytelling zur Motivation und Atmosphäre bei: es gibt kaum Zwischensequenzen, und die wenigen die es gibt sind sehr kryptisch. Bücher, die die Spielwelt erklären wie in SKYRIM sucht man vergebens. Vielmehr muss man seine Augen offen halten, die Spielwelt erzählt die Geschichte, viele Gegenstände geben Hinweise aber die Geschichten sind ein Puzzle aus vielen Teilen, das man erst zusammensetzen muss und dann auch viel Raum für Interpretation lässt. Und das ist einfach genial. Wer nicht die Itembeschreibungen liest und nicht aufpasst, andem geht der Grossteil der Lore und des Spielspasses vorbei, und der wird sich auch schnell fragen, was mach' ich hier eigentlich und warum?

Ist die Story wichtig um das Spiel zu schaffen? Nicht wirklich. Aber sie trägt ungemein zur Atmosphäre und Motivation bei, letztendlich war es auch der Grund warum ich das Spiel nicht bei Zin's Fortress aufgegeben habe, sondern mich durchgebissen habe. Das hat zuvor kein Spiel geschafft und ich denke es wird auch keines mehr schaffen. DARK SOULS 2 und 3 habe ich nie beendet. Sie hatten diese Genialität, diese Motivation bei weitem nicht, beide Sequels können DARK SOULS 1 nicht das Wasser reichen, nicht mal ansatzweise.

Prepare to Die Edition vs. Remaster

Die Prepare to Die Edition von 2012 war ein hervorragendes Spiel und ein extrem schlechter Port: die Grafik bot lediglich eine hochgescalete 720p Auflösung und die Tastatur+Maussteuerung war unspielbar, sodass ein Gamepad Pflicht war. An der Gamepadpflicht hat sich nichts geändert: die Maus+Tastatursteuerung gilt zwar nicht mehr als "unspielbar" aber über ein "mangelhaft" kommt sie nicht hinaus. Immerhin darf man die Tasten jetzt beliebig belegen. Die Grafik wurde ordentlich aufpoliert und unterstützt jetzt auch die inzwischen zum Standard gewordene 1920 x 1080 Auflösung. 4k wird ebenfalls unterstützt. Die Lichteffekte wurden stark verbessert, auch wurde das Spiel etwas aufgehellt wofür man an einigen Stellen echt dankbar sein muss. Allerdings, ein grafisches Meisterwerk darf man hier nicht erwarten, nicht mal ansatzweise. Das Spiel ist arg in die Jahre gekommen, sieht aber durchaus noch gut aus. Anonsten ist es das gute alte DARK SOULS, und das ist auch gut so!

Man hat ein zusätzliches Lagerfeuer spendiert (netter Komfortbonus) und das Mitspieler-Finden etwas verbessert (das hatte in der Urversion stellenweise noch ein bisschen gekränkelt).

Insgesamt wurde auch die Performance verbessert, d.h. die Framerate ist jetzt stabil, gab es in den alten Versionen noch Framerate Einbussen, vor allem in Blighttown.

Im Grunde ist die Remastered Version das was die Prepare to Die Edition eigentlich hätte sein sollen. Und das ist auch der einzige Kritikpunkt, den als Besitzer der Prepare to Die Edition auf dem PC wird man für das Remaster erneut zur Kasse gebeten. Zwar muss man nicht den vollen Kaufpreis von ca. 40 Euro blechen, sondern "nur" die Hälfte, bedenkt man aber, dass man mit der Prepare to Die Edition einen der schlechtesten Ports überhaupt serviert bekommen hat, und das die Enhanced Editions von THE WITCHER 3, und THE ELDER SCROLLS V: SKYRIM, sowie die DEFINITIVE EDITION von DIVINITY: ORIGINAL SIN 2 als Besitzer der Urversionen (mit allen DLCs) vollkommen kostenlos bekommen hat, ist das genaugenommen eine Unverschämtheit.

Lohnt sich der Kauf für Besitzer der PREPARE TO DIE EDITION also? Jein. Die aufpolierte Grafik ist zwar wirklich ein Vorteil, aber bahnbrechend ist sie immernoch nicht. Ausserdem gibt es die HD Grafik auch als kostenloser Community MOD zum Download. Für umsonst. Kostenlos. 0,00 Euro.

Die Steuerung mit der Maus+Tastatur ist selbst in der Remastered nicht zu empfehlen, die Steuerung mit dem Gamepad war aber immer schon gut. Der Bessere Multiplayer Part wird wohlwollend registriert, ich nutze ihn aber sehr selten. Trotzdem habe ich mir die Remastered gekauft -für 20 Euro - und ich habe es nicht bereut, da ich Mods nicht ausstehen kann. Wer wie ich mit Mods nichts am Hut hat sollte sich daher die Enhanced Version zulegen. Wer DARK SOULS noch nicht kennt sollte sich zunächst schämen und dann ebenfalls die Enhanced Version kaufen. Es ist eines der besten actionorientierten Rollenspiele aller Zeiten, für mich definitiv eines der besten Spiele aller Zeiten.

 

MEINE WERTUNG: 10/10


Wertung
Pro und Kontra
  • Endlich ein akzeptabler PC Port!
  • 2k und 4k Auflösungen werden endlich unterstützt
  • Gelungene, düstere Atmosphäre
  • Unerreichte Motivation
  • Besonderes Storytelling
  • Geniales Leveldesign
  • Geniales Spielsystem
  • Das hätte der 2012 PC Port sein sollen!
  • Besitzer der Prepare to Die Edition werden mit ca. 20 Euro erneut zur Kasse gebeten
  • Technisch trotz Verbesserungen veraltet
  • Mit Maus+Tastatur nachwievor nicht wirklich spielbar

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



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