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In der Geschichte der Menschheit kam es immer wieder zu Spaltungen in der Gesellschaft. Sei es in Amerika wo Afroamerikaner zwar für ihr Land sterben aber...

von Tsabotavoc am: 11.09.2016

In der Geschichte der Menschheit kam es immer wieder zu Spaltungen in der Gesellschaft. Sei es in Amerika wo Afroamerikaner zwar für ihr Land sterben aber nicht wählen durften, in Europa zur düsteren NS-Zeit oder während der Jugoslawienkrise. Deus Ex legt den Rassen- und Klassenkonflikt neu auf und hält uns somit als Gesellschaft den Spiegel vor. Deus Ex wird zwar nicht die Menschheit spalten, sehr wohl aber die Spielerschaft: Denn längst nicht alles am Sci-Fi Verschwörungsthriller mundet jedem.

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Story mit Fanservice und eine Welt zum Nachdenken

Deus Ex: Mankind Divided versucht eine Brücke zu schlagen zwischen den Ereignissen in Human Revolution und dem Klassiker von Ion Storm. Entsprechend kommen gleich im Intro eine Menge alter Bekannter vor: Lucius DeBeers, Stanton Dowd, Bob Page... Wer bei diesen Namen nur die Stirn runzeln kann hat weder den Vorgänger noch den Klassiker gespielt.

Die Entwickler gaben sich zwar große Mühe die Story von Human Revolution in einem zwölf Minuten langem Video zusammenzufassen, wer den Vorgänger nicht gespielt hat wird dennoch viele Fragezeichen im Kopf haben. Daher ist die klare Empfehlung von mir zuerst Human Revolution zu spielen bevor man sich Mankind Divided kauft. Wem Human Revolution schon nicht zugesagt hat wird übrigens bei Mankind Divided erst Recht nicht glücklich werden.

Wer die Story kennt weiß das Humanoptimierungen, sogenannte Augs, im Klassiker von IonStorm sehr selten waren. Insgesamt traf man drei Charaktere die über diese mechanischen Verbesserungen verfügten. Mankind Divided versucht den Weg dahin zu erzählen: Nach dem Panchaia-Vorfall im Vorgänger steht die Welt augmentierten Bürgern nicht mehr sehr freundlich gegenüber. Hatten ursprünglich die Natürlichen, also Menschen die sich keine Augs leisten konnten oder wollten, Angst aus ihren Jobs von entsprechend verbesserten Mitbürgern vertrieben zu werden, so haben sie nun Angst das sich der Amoklauf wiederholen könnte.

Während im Vorgänger entsprechend optimierte Menschen große Vorteile hatten rächt sich die Masse nun an ihnen in einem Ausmaß der an das dritte Reich erinnert: Viele Geschäfte sind für Augmentierte verschlossen. Wollen wir unser Viertel verlassen werden wir teils mehrmals von Polizisten kontrolliert die klar machen: Wir sind Abschaum. Die Warteschlange vor den UBahnen ist in eine für Normale und eine für Augmentierte geteilt und wenn wir auf eine verbotene Toilette gehen riskieren wir erschossen zu werden.

Den Entwicklern muss man hier ein großes Lob entgegenbringen, für den Mut den sie im Umgang mit dieser leider wieder sehr aktuellen Problematik gezeigt haben. Wer sich die Zeit nimmt um die Welt in sich aufzunehmen beginnt sehr schnell über die Probleme nachzudenken vor denen die westliche Welt, insbesondere Europa, heute steht.

Dabei wird keine Seite als klar böse abgestempelt und auch nicht als klar gut: Deus Ex bewegt sich stets in der moralischen Grauzone und überlässt das Urteil uns dem Spieler. Die üppige Freiheit die es einem dabei einräumt tut ihr Übriges.

Die Staatspolizei schubst uns über große Teile des Spiels wie Abfall durch die Gegend. Wie verhällt man sich wenn man die Möglichkeit erhält zurückzuschlagen?

Wir dürfen hier nicht rein. Nach dem Opti-Zwischenfall in Panchaya sind Augmentierte nicht mehr gern gesehen.

 

Freiheit mit Fehlern

Diese Freiheit hat aber auch ein paar waschechte Nachteile: Jensen ist mittlerweile Mitglied einer internationalen Antiterror-Organisation. Er ist kein Outlaw mehr sondern ein Ermittler. Im Vorgänger mag es noch irgendwie vertretbar gewesen sein ein Polizeirevier dem Erdboden gleichzumachen. In Mankind Divided ist es zwar möglich, hinterlässt aber einen faden Beigeschmack. Die Freiheit alles zu tun zerstört also zum Teil die Immersion Mitglied einer Regierungsorganisation zu sein. Ein echtes Dilemma.

 

Liegen in der Schalterhalle Leichen rum und fuchtelt wer mit ner Kanone? Das kümmert mich als Investmentbanker überhaupt nicht die Bohne.

Im Gebäude hinter uns hatten wohl alle den gleichen Inneneinrichter...

Unabhängig davon leistet sich die Simulation aber auch so genügend Schnitzer: Da stehen Zivilisten zwischen totem Sicherheitspersonal und unterhalten sich mit dem Bankangestellten wie sicher nicht sein Unternehmen ist. Das hinten die Kameras nur noch Schrott sind und die Überreste eines Kampfroboters qualmend in der Schalterhalle liegen kratzt die nicht die Spur. Eventuell bestätigt das aber auch nur mein Vorurteil das Manager über Leichen gehen. Auch das organisierte Verbrechen ist nicht mehr so organisiert wie einst: Den örtlichen Don kümmert es nicht die Bohne das wir seine Schlägertrupps in die Valhalla geschickt haben. Wir können die Wohnung jedes Zivilisten ausräumen ohne das die auch nur mit der Wimper zucken. Kurz und gut: Deus Ex macht seine ersten Schritte Richtung Open World. Dabei ist es jedoch der Konkurrenz locker 5 Jahre hinterher.

 

Haben sie Prag schon bei Nacht gesehen?

Die meiste Zeit des Spiels bewegen wir uns in und um Prag. Und Prag kann sich durchaus sehen lassen! Es gibt keinen Tag- und Nachtwechsel doch besonders bei Nacht erhält man eine beeindruckende Kulisse. Wie aus Deus Ex gewohnt gibt es wieder eine Vielzahl von Aufgaben zu erledigen über die wir mehr oder weniger zufällig stolpern. Die Entscheidungen die wir dabei treffen wirken sich teils auf den Rest des Spiels aus. Helfen wir einigen Reportern DIE Story des Jahrhunderts zu schreiben? Retten wir eine Dokumentenfälscherin? All das wirkt sich auf das Ende der Story aus oder findet zumindest darin Erwähnung. Und soviel sei gesagt: Wo das Ende von Deus Ex Human Revolution mich etwas enttäuscht hat, hat mich dieses Ende voll überzeugt. Gerade zum Schluss fährt das Spiel nochmal alles auf was es zu bieten hat.

 

Gruselig? Warten Sie erst bis sie die Synchronstimme von Vaclav Koller gehört haben...

Prag ist wunderschön. Aber man sieht das es schon bessere Zeiten gesehen hat.

Stets stilsicher: Die Inneneinrichtung der Gebäude lässt einem oft die Kinnlade runterkippen.

Der Markt im Optighetto lässt einem auch die Kinnlade runterkippen. Alles hier schreit nach "Ich möchte hier nicht leben!"

Bis es soweit ist hat es bei mir knappe 50 Spielstunden gedauert. Die Spieldauer ist jedoch stark davon abhängig wie man spielt: Auf niedrigeren Schwierigkeitsgraden ist es durchaus möglich sich einfach durch alles durchzuballern und die lukrativen Nebenmissionen zu ignorieren. In dem Fall dürfte die Spielzeit auf einen Bruchteil schrumpfen. Wer 50 Spielstunden investiert hat entsprechend wirklich ziemlich alles gesehen. Hier sei auch eine Kritik an GameStar gerichtet: Wer den Abspann komplett ansieht bekommt die von GameStar kritisierten offenen Fragen nämlich sehr wohl beantwortet! Hätte man das eleganter lösen können? Vielleicht. Aber ich hatte nicht das Gefühl das es noch lose Enden gab. Auch der Verweis von Gamestar das der Story auf halbem Wege die Luft ausgeht weil sie sich als belanglos erweist... Haben wir hier wirklich das gleiche Spiel gespielt?

 

Problemlösungsstrategien

Dennoch: Tolle Story hin, Entscheidungsfreiheit her: Deus Ex würde gnadenlos gegen Konkurrenten wie Fallout abstinken wenn es nicht die Augmentierungen gäbe und die vielen coolen James Bond Gadgets die man einsetzen kann. Ein Beispiel? Wir müssen in einen Halle in der es von Beamten der Staatspolizei nur so wimmelt. Wir können uns versuchen auf normalen Wege vorbeizuschleichen. Das ist riskant. Wir können aber auch einfach unsere Augmentierung für Unsichtbarkeit aktivieren und vorbeigehen. Das kostet allerdings viele wertvolle Energiezellen. Oder aber wir könnten einen Getränkeautomaten wegschieben, was dank unserer Superkraft-Aug möglich wird, und den dahinter liegenden Luftschacht nutzen. Woher wir wussten das dahinter ein Luftschacht ist? Weil wir den Gang mit unserem Röntgenblick gescannt haben.

Der Weg vor uns wimmelt nur so vor Staatspolizei. Wenn wir aber unsere Röntgenaugen aktivieren...

Sehen wir hinter einem Getränkeautomaten eine Lüftungsabdeckung. Mit entsprechender Augmentierung können wir den schweren Automaten beiseite schieben...

... und diesen sympathischen, dynamischen jungen Mann im Panzeranzug umgehen.

Natürlich ist es aber auch möglich die Titanaug zu aktivieren. Dann werden wir, solange uns nicht der Saft ausgeht, unverwundbar und schießen einfach alles in Fetzen was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Oder aber wir könnten wir auch mit Mechanobeinen auf einen höherführenden Gang springen und dort einen Kurzschluss im Stromnetz verursachen.

Die osteuropäische Automafia kanns auch so: Ein Auto knacken in 10 Sekunden. Wir können eine Augmentierung dafür erlernen. Zusätzlich können wir damit Roboter deaktivieren, Kameras ausschalten und Laserfelder entschärfen. Schick!

Ein anderes Beispiel wie sich unsere Augmentierungen ergänzen ist ein simpler Einbruch in den Kofferraum eines Polizeiwagens. Diese haben alle eine Alarmanlage. Wenn wir aber die Augmentierung haben die es uns erlaubt über Distanz Geräte zu hacken dann können wir die Alarmanlage ausschalten. Nun stehen natürlich noch immer Cops neben dem Auto. Wenn wir uns unsichtbar machen können wir in Ruhe den Kofferraum plündern.

 

Das Hackspielchen aus Human Revolution ist auch wieder dabei. Und sogar noch deutlich verbessert!

Pflichtaugs gibt es dennoch keine. Oder zumindest fast keine. Wer auf Hacken verzichtet macht sich das Leben selbst sehr schwer und wird viele Orte im Spiel nicht erreichen können. Auch die Vergrößerung des Inventars ist mal wieder Pflicht denn ähnlich wie im Vorgänger wimmelt es auch diesmal von Zeug zum Mitnehmen. Die Balance zwischen den unterschiedlichen Waffen und Augs ist den Entwicklern nach wie vor nur bedingt gelungen. Ein Betäubungsgewehr hat beispielsweise kein Problem damit einen Polizisten im Körperpanzer mit nur einem Pfeil lautlos zu Boden zu schicken. Das Scharfschützengewehr, das eine vergleichbare Funktion erfüllt braucht hierfür zwangsweise einen guten Kopftreffer und macht dabei jede Menge Krach. Es stellt sich also die Frage wofür man gewisse Waffen überhaupt einpacken soll. Gerade Waffen mit sehr großer Reichweite kommen in Deus Ex nicht oft zum Glänzen da wir uns nur selten in weiten Arealen aufhalten um davon zu profitieren. Unabhängig davon hat Deus Ex aber noch mit ganz anderen Problemen zu kämpfen.

 

Was glitcht da durch die Wand?

Es ist eine Leiche oder zumindest die Hand. Die meiste Zeit stört das Ragdoll-Verhalten unserer Gegner kaum. Wenn wir aber versuchen eine bewusstlose Zielperson durch Ganggebiet zu schleifen und die Quest wiederholt neu laden dürfen weil diese sich mal eben mit dem Kopf durch eine massive Ziegelwand glitcht, dann kommen selbst beim Sanftmütigsten Rachegelüste auf. Oder aber wenn man eine Nebenquest abschließt um dann Stunden später festzustellen das offensichtlich etwas verbuggt ist und darum eine Folgequest nicht startet.

Bei den Glitches und Bugs wäre mir teils fast das Herz explodiert. So wie diesem engagierten Herrn mittleren Alters.

Das hat der Vorgänger wesentlich besser gelöst und diese Dinge haben dort auch wesentlich besser funktioniert. Ob die Entwickler das sehr fragliche Ragdollverhalten jemals patchen können bleibt abzuwarten.

Auch das bei den Hackminispielchen oftmals die Steuerung nicht mehr reagiert trägt nur selten zur Freude bei. Wenn man bedenkt dass das Spiel einen Ironman-Modus hat muss man hier sehr viel Stressresistenz mitbringen.

Exklusives defäkieren!

Wenn wir in Prag auf die Toilette wollen steht uns nur die für Augmentierte zur Verfügung. In das Klo für Natürliche müssen wir uns hacken. So wie Prag die Welt in Optis und Nicht-Optis trennt, trennen die Entwickler auch ihre Spieler. Ich denke es ist eine Premiere: Ein Itemshop für Solospieler. Der Itemshop wird im Spiel selbst weder angepriesen noch explizit beworben. Er hat sich mir nie aufgedrängt. Ein Balanceproblem ist er trotzdem. In erster Linie für jene die ihn selber nutzen. Durch passend gekaufte DLCs, Praxiskits und Credits verkommt das Spiel schnell zur Farce. Mit genug Geld kann man das Spiel vermutlich in 5 bis 6 Stunden durchspielen.

Ich bin gerne bereit für gut gemachten Content gutes Geld zu bezahlen. Aber so einen Stuss will ich in keinem Spiel sehen. Ein wirkliches massives Problem ergibt sich daraus vor allem für den BREACH-Modus. Hinter dem hochtrabenden Namen steckt nichts anderes wie das Rittern um Bestzeiten mit anderen Spielern und, ihr habt es erraten, wer wirklich konkurrenzfähige Zeiten haben möchte kommt um die Investition von Geld kaum herum.

 

Spieletester divided

Deus Ex: Mankind Divided macht sehr viel richtig. Seien es die organischer ins Spiel integrierten Bosskämpfe, die tolle Inszienierung Prags, oder das rundum aufgemöbelte System um die Augmentierungen. Es hat mich an den Monitor gefesselt und bis zum Schluss gepackt. Ich fühlte mich nie gelangweilt und hatte viel Spaß mit dem rundum überarbeiteten Adam Jensen.

Auf der anderen Seite macht es aber auch vieles sehr falsch: Personen kratzt es nicht das ich gerade ihren Kühlschrank plündere, ganz zu schweigend davon das auf einmal ein Fremder in der Bude steht! Zivilisten reagieren nicht immer auf Leichen und Wachen interessiert es nicht das der Kollege der vor 5 Sekunden noch Liegestütze gepumpt hat auf einmal weg ist. Leichen bleiben in der Wand stecken und führen zu Notlösungen wie "Ich stell den Kühlschrank vor die Wand dann merkts hoffentlich keiner" Kurz und gut: Die Open World Fassade bröckelt bereits wenn man nur leicht daran kratzt.

Was mich jedoch am meisten gestört hat ist, dass diverse Features im Spiel nur gegen Ingameshop bzw. DLC verfügbar sind. Das nützliche Zerlegen von Gegenständen steht beispielsweise nur gegen DLC für stolze 4,99 € zur Verfügung! Zerstückelung von Spielen gab es schon immer. Aber der Shop setzt dem ganzen eine bisher noch nie dagewesene Krone auf.

Aufgrund von Bugs und einem bisher für PC beispiellosem Itemshop habe ich mich daher entschlossen von der eigentlichen Wertung 15 Punkte abzuziehen.

Kann ich Deus Ex Mankind Divided empfehlen? Ja. Aber auf die Spielzeit seines Vorgängers mit über 300 Stunden wird es bei mir wohl nie kommen.


Wertung
Pro und Kontra
  • Tolle Umgebung und super Leveldesign
  • Spannende Story
  • Schöne Nebenmissionen
  • Viel zu entdecken
  • Das Spiel erlaubt sehr unterschiedliche Spielstile
  • Waffen können angepasst und modifiziert werden
  • Die Balance zwischen Waffen und Augs hat deutliche Schwächen
  • Teils Gameplayzerstörende Bugs
  • NPCs reagieren nicht immer glaubwürdig
  • Ein maßlos überzogener Itemshop
  • Leveldesign manchmal sehr künstlich
  • Qualität der Synchronsprecher ist schwankend

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



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