Für rund zwei Milliarden US-Dollar (ca. 1,35 Milliarden Euro) möchte das amerikanische Spielestudio Electronic Arts den heimischen Konkurrenten Take Two Interactive übernehmen. Nachdem EA bereits Mitte Februar eine Abfuhr vom Take Two-Management erhalten hatte, tritt der Spielekonzern nun öffentlich an die Aktionäre heran und bietet ihnen 26 US-Dollar (ca. 17,5 Euro) pro Firmenanteil. Das Angebot liegt damit 64% über dem letzten Schlusskurs vom Freitag.
Die ersten Fühler streckte EA-Chef John Riccitiello schon Anfang Februar aus. In einem Schreiben vom 6. Februar beglückwünschte er Take Two-Vorstandchef Strauss Zelnick zum bevorstehenden Release von GTA 4 beim Tochterunternehmen Rockstar Games, um danach gleich zum Thema zu kommen: EA strebe eine vollständige Übernahme des kleineren Konkurrenten an und biete 25 US-Dollar pro ausstehender Aktie. Nach Meinung von Riccitiello sei die Sache klar: „EA würde eine stabile und unterstützende Umgebung für [Take Two] Studios bieten, die sich mit dem Rückhalt des Marktführers voll darauf konzentrieren könnten, großartige, neue Spiele zu entwickeln. Wir glauben, dass EA die beste Heimat für diese Studios in der gesamten Entertainment-Branche ist.“
Strauss sah dies anders und lehnte das Angebot in zwei Briefen zum 15. und 22. Februar offiziell ab. Weder der Preis, noch der Zeitpunkt sei für Take Two akzeptabel. Anscheinend hofft Zelnick auf einen guten Verkauf von GTA 4, der Take Two Interactive naturgemäß in einem besseren Licht dastehen ließe. „EAs ungebetenes Angebot ist hochgradig opportunistisch und versucht von der bevorstehenden Veröffentlichung von GTA 4 zu profitieren.“, so Strauss. Zudem sei der Preis im Brachenvergleich zu niedrig.
In dem letzten Schreiben, erhöhte Riccitiello das Gebot auf 26 US-Dollar und betonte noch einmal die Vorteile einer Übernahme. Zugleich warnte er die Aktionäre davor, dass Angebot gering zu schätzen. Es sei nicht sicher, dass in Zukunft noch einmal eine vergleichbare Summe von EA oder einem anderen Käufer gezahlt werden würde. Nach der Veröffentlichung von GTA 4 stehe Take Two des Weiteren eine längere Durststrecke ohne große Titel ins Haus.
Electronic Arts hatte vor kurzem die Entwickler Pandemic und Bioware übernommen und sich damit unter anderem die Marken Full Spectrum Warrior, Jade Empire und Mass Effect gesichert. In einer Rede auf Computerspiele-Konferenz D.I.C.E. 2008 erklärte Riccitiello zuletzt, in der Vergangenheit viele Übernahmen „vermasselt“ und damit zum Niedergang von Studios wie Bullfrog, Origin und Westwood beigetragen zu haben. In Zukunft wolle EA dies besser handhaben.
Den vollständigen Briefwechsel zwischen John Riccitiello und Strauss Zelnick finden Sie auf den folgenden Seiten:
Electronic Arts: 6. Februar, erster Brief
Take Two: 15. Februar, Antwort
Electronic Arts: 19. Februar, zweiter Brief
Take Two: 22. Februar, Antwort
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