Eine Industrie sucht ihre Zukunft
Spiele sollen zu Services werden – bloß was bedeutet das? Die Spieleindustrie auf der Suche nach den Einnahmequellen und Zielgruppen von morgen.
Wenn die diesjährige E3 eines gezeigt hat, dann, dass die Spieleindustrie mitten im Wandel steckt. Bislang mag es gereicht haben, ein Spiel in Schachteln zu verpacken, »45 Euro« draufzuschreiben und es auszuliefern. Und vielleicht wird das ja auch noch ein Weilchen reichen. Nur: Zukunft hat’s keine. Deshalb suchen die großen Publisher nach neuen Geschäftsmodellen, neuen Wegen, ihre millionenteuren Entwicklungs- und Serverkosten zu finanzieren. Welche Blüten diese Suche treibt, sehen wir bereits heute, etwa am Auktionshaus von Diablo 3,
das seinen Echtgeld-Betrieb aufgenommen hat, und an dem Blizzard mitverdient.
Ein in den letzten Jahren vielzitiertes Branchenmotto: Spiele müssen sich von einmal veröffentlichten und dann »vergessenen« Produkten in »Services« verwandeln, in Dienstleistungen also, die jahrelang gepflegt und erweitert werden – um damit weiter Geld zu verdienen. Diesen Weg geht Electronic Arts gerade mit dem Premium-Dienst zu Battlefield 3, dessen Nutzer u.a. DLC-Pakete zum Vorzugspreis abonnieren. Apropos: Bei vielen Herstellern scheint sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass gute DLCs eben nicht nur drei Multiplayer-Karten oder fünf Quests bieten sollten, sondern neue Spielelemente, neue Ideen. Der Skyrim-Macher Bethesda feilt derzeit mit Dawnguard an einem Download-Kapitel, das locker als klassisches Addon durchgeht. Auch so lässt sich mit einem Titel länger Geld verdienen.
Premium-Dienste, Auktionsgebühren, DLCs und die Verfügbarkeit der Titel auf allen großen und kleinen Bildschirmen – so reagieren die Publisher also auf den Rückgang im klassischen Spieleverkauf. Der Branchenboom tobt anderswo, bei den Smarthphone-Titeln, bei den Social Games, im Free2Play-Segment. Kein Wunder, dass Electronic Arts’ Labelchef Frank Gibeau jüngst in einem Interview sagte, sein Unternehmen müsse sich zum Free2Play-Hersteller wandeln. Free2Play darf allerdings nicht in »Pay to win« ausarten. Wer Geld investiert, soll eben nicht alle Gratis-Mitspieler zu Kanonenfutter degradieren. Sonst verlieren die nämlich die Lust und spielen nicht mehr mit, und mit leeren Servern lässt sich kein Geld verdienen.
Doch es geht auch anders. Indie-Studios mit niedrigen Kosten können sich die Bilanzprobleme der Großen in relativer Ruhe anschauen – und weiterhin kleine Spieleperlen entwickeln. Wie Super Meat Boy, wie Quantum Conundrum. Ein gutes Spiel braucht eben nicht unbedingt ein Millionenbudget – sondern einfach nur eine gute Idee. Was nicht heißt, dass wir keine Blockbuster, keine Mammutprojekte mehr brauchen, ganz im Gegenteil! Die Skyrims, Battlefields und Diablos sind’s, die unsere Industrie prägen, die die Massenmedien faszinieren und uns jahrelang fesseln. Nur müssen sie eben auch finanzierbar bleiben. Und genau das wird künftig immer schwieriger.
Ihr GameStar-Team
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