Gelungenes Comeback

Nach dem doch sehr enttäuschenden Undercover schien es zuerst so, als ob EA die Marke Need for Speed einstellen wollte. Doch von wegen! Schon einige Monate...

von Firewind am: 30.09.2009

Nach dem doch sehr enttäuschenden Undercover schien es zuerst so, als ob EA die Marke Need for Speed einstellen wollte. Doch von wegen! Schon einige Monate später kam die Meldung, dass es doch noch weitergeht. Und nach noch nicht mal einem Jahr erscheint schon wieder ein neuer Teil und trägt den Namen 'Shift'. 'Shift' bedeutet übersetzt nicht nur 'Schalten', sondern auch Veränderung. Diese Veränderung hat man nun vollzogen. Es gibt keine Cops, keine schönen Landschaften, keine offene Stadt. Dafür fährt man wieder auf abgesperrten Strecken - und es gibt einen neuer Entwickler! Richtig, nicht Blackbox, sondern Slightly Mad Studios haben sich an ein Need for Speed gewagt. Die Frage ist, können sie auch einen Hit landen? Die Antwort darauf gibt es in diesem Test.

Aller Anfang ist schwer

Nach dem sehr schönen und rasanten Intro, in dem man schon mal einen kurzen Einblick auf das Spiel bekommt, geht es ins Hauptmenü. Dort kann man sich erstmal sein Spiel richtig einstellen. Das sollte man gleich vor Beginn der Karriere tun, da man während des Rennens weder Grafik- noch Steuerungseinstellungen ändern kann. Unverständlich, warum man das nicht wie in jedem anderen Spiel machen kann. Das ist für mich schon mal ein Minuspunkt in der Bedienung.

Ist das Spiel dann nach seinen Wünschen eingerichtet, kann man sich auf in die Karriere begeben. Das Ziel ist, alle vier Stufen freizuschalten und dann schließlich die NFS World Tour zu gewinnen und somit das Spiel als bester Fahrer zu beenden.

Übung macht den Meister

Bevor es aber so richtig zur Sache geht, wird vom Spiel getestet, welche Fahreinstellungen für uns am besten geeignet sind. Dazu fährt man mit einem BMW eine kleine Testrunde. Und hier merkt man schon gleich, dass das Fahrverhalten deutlich anspruchsvoller ist als in den bisherigen Need for Speeds. Hier ist nichts mehr von purem Arcade zu spüren. Dementsprechend fällt es auch schwerer, zu steuern. Von einer Simulation ist das Spiel aber noch sehr weit weg. Anschließend stellt das Spiel dann fest, welche Hilfen oder Schwierigkeitsgrad am besten für den Spieler ist. Natürlich kann man noch selber über die Einstellungen entscheiden und so oft testen, wie man will. Leider kann man diesen Prüfungsteil nicht überspringen oder abbrechen. Auch das find ich nicht optimal.

Die Karriere

So, nun geht es aber so richtig los mit der Karriere. Unser erstes Rennen beginnt und die Platzierung entscheidet, wie viel Startgeld man danach bekommt. Als Erstplatzierter bekommt man natürlich am meisten Kohle, und zwar 40.000$. Davon können wir dann unseren ersten eigenen Wagen kaufen. Achtung, es können nicht alle Autos mit Nitro ausgestattet werden und nicht alle sind für Drift geeignet. Dazu gibt es Symbole zur Erkennung.

Jetzt beginnen wir mit den Rennen auf Stufe 1. Das sind noch die einfachsten. Um weitere Rennen und später höhere Stufen freizuschalten, brauchen wir Sterne. Diese können wir in jedem Rennen sammeln, in dem wir aufs Podium kommen, eine bestimmte Punktezahl erreichen und sonstige Aufgaben erfüllen wie z.B. eine saubere Runde fahren.

Wie in Rollenspielen kann man auch in Shift seinen Level erhöhen, in dem man in den Rennen Profilpunkte sammelt. Für fast alles wird man mit Punkten belohnt. Dabei unterscheidet das Spiel zwischen präzisen (sauberes Überholen, Kurve gemeistert) oder aggressiven Aktionen (Gegner rammen, im Windschatten fahren). Aber Vorsicht, alles ist jedoch nicht erlaubt. Kürzt man die Strecke ab, wird die Rundenzeit nicht gewertet. Kürzt man mehrmals ab oder fährt die falsche Richtung, wird man disqualifiziert.
Die Punkte werden dann am Ende des Rennens zusammengezählt. Nach einer bestimmten Punktezahl steigt man im Level auf und kann so neue Sachen freischalten, z.B. Geld, neue Vinyls, neue Stellplätze für die Garage oder sogar Bonusautos.

Auch sehr motivierend finde ich die vielen Abzeichen, die man während der Karriere erreichen kann. Um Abzeichen zu bekommen, muss man bestimmte Ziele erreichen. Hat man genug kleine Abzeichen eines Typs, erhält man das Master-Abzeichen in Bronze, Silber, Gold oder Episch.

Ebenfalls sehr schön finde ich die Rückkehr der Replay-Funktion. Endlich kann man seine Rennen noch einmal aus verschiedenen Perspektiven bewundern. Leider gibt's keine Speicherfunktion, um die Wiederholungen zu speichern und sie dann später noch mal anzuschauen.

Tuning

Im Lauf der Karriere werden die Gegner natürlich immer stärker. Um da mithalten zu können, kann man sich also dazu entscheiden, entweder eines von über 65 Vehikeln zu kaufen oder das vorhandene Fahrzeug aufzurüsten. Die Auswahl der Fahrzeuge reicht dabei vom alltäglichen Golf über den Lotus Elise bis hin zum Koenigsegg CCX oder den 1000 PS starken Bugatti Veyron. Und diese darf man natürlich wieder leistungstechnisch aufmotzen. Leider kann man keine Einzelteile kaufen, sondern nur Upgrade-Kits. In drei verschiedenen Stufen lassen sich Antrieb, Motor, Turbo, Bremsen, Fahrverhalten und Reifen verbessern. Bei der Aerodynamik lässt sich das Gewicht oder die Karosserie verändern. Auch das Cockpit kann man ändern, aber das bringt außer einem anderen Aussehen natürlich keine Leistungsänderung. Bei all den Optionen kann man entweder einfach tunen oder erweiterte Einstellungen vornehmen und das Setup genau abstimmen. Das optische Tuning ist dagegen recht mager ausgefallen. Es gibt nur Lackfarben, Vinyls oder Felgen, dafür eine sehr große Auswahl.

Atmosphäre

Eine große Stärke von Shift ist für mich die Spannung und die Atmosphäre werdend der Rennen. Schon am Start wird unser Auto vom Rennteam, hübschen Damen und Kameraleuten umgeben. Auch während des Rennens bekommt man Blitzlichter vom Publikum, sich bewegende Riesenräder oder Flugzeuge in der Luft zu sehen. Auch die KI macht seine Sache fast immer gut. Sie fährt meist aggressiv, blockiert oder rempelt uns, macht aber auch nachvollziehbare Fehler. Ab und zu musste ich aber auch feststellen, dass sie im Pulk fährt.
Auch toll gemacht finde ich die Effekte, wenn man gegen die Mauer kracht oder heftig mit einem Gegner zusammen stößt. Dann wird das Bild kurzeitig unscharf und man hört den Puls des Fahrers.
Ebenfalls grandios ist das Geschwindigkeitsgefühl. Einfach toll, wenn man mit über 300 Km/h die Strecke entlang saust und dabei im Cockpit den Tunnelblick erlebt!

Die Karriere ist wirklich sehr lang und umfasst viele Events, die es zu gewinnen gibt. Auf Originalstrecken (wie der berühmten Nordschleife) und Fantasiekursen fährt man neben den bekannten Renntypen Rundkurs und Zeitfahren Heiße Runden (in denen man drei Zielzeiten unterbieten muss) sowie Serien, Ausdauerrennen und die sehr spannenden Fahrerduelle, in denen man sich eins von zwei Autos aussucht und dann gegen den Gegner zwei von drei Rennen gewinnen muss. Der Schwierigkeitsgrad in den Rennen schwankt dabei sehr und kann doch manchmal frustrierend sein. Hier hätte man doch noch etwas mehr aufpassen müssen.
Der Driftmodus ist wirklich schlecht geworden. Das Fahrverhalten ist einfach furchtbar, denn die Autos reagieren viel zu empfindlich auf die Steuerung, sodass man nur mit viel Übung und Feingefühl gute Drifts hinbekommt.
Gelegentlich werden auch Einladungs-Events angeboten, bei denen man sich zusätzliche Punkte und Geld verdienen kann.

Grafik

Mit dem Entwicklerwechsel hat man dem Spiel auch endlich eine neue Grafikengine gegönnt. Das wurde aber auch höchste Zeit, schließlich wurde für die letzten Teile immer nur die gleiche veraltete Engine verwendet. Die Automodelle sind wirklich toll geworden, und es gibt sogar wieder ein Schadensmodell, das zwar schön aussieht, aber nicht so detailliert ist wie in Grid und auch keine Auswirkungen aufs Fahrverhalten hat. Die Texturen sind größtenteils auch sehr gut. Nur die Bäume abseits der Strecke sind wirklich unschön geworden, aber auf die achtet man bei dem ganzen Renngeschehen eh nicht.

Sound

Der Sound ist diesmal wieder hervorragend geworden. Hier ist NFS einfach die Referenz. Die Motorensounds klingen richtig realistisch und brachial. Der Soundtrack ist auch gelungen und umfasst wieder einige bekannte Künstler wie The Prodigy, Mando Diao oder Kanye West. Nur der Sprecher wiederholt öfters am Anfang des Rennens, gibt aber ansonsten ganz gute Kommentare ab.

Fazit:
Ist das überhaupt noch ein Need for Speed? Oder ist das eine schlechte Grid-Kopie? Fest steht: Entweder werden es die Leute mögen, weil es realistischer ist und weg vom Underground-Setting geht, oder sie werden enttäuscht sein, weil es ein NFS-untypisches Szenario hat und sich völlig anders fährt. Ich jedenfalls als großer NFS- und Arcaderennspiel-Fan habe mich schon nach einiger Zeit an die neue Steuerung gewöhnt - und ich finde das Spiel einfach großartig. Eine Spitzengrafik, toller Sound und ein fantastisches Fahrgefühl sowie die abwechslungsreichen Strecken machen diesen NFS-Titel aus. Leider haben die Entwickler von Slightly Mad ein paar Fehler gemacht, die eine höhrere Wertung verhindern. Mit dem ersten Patch bekommt man übrigens endlich den LAN-Modus. Und es gibt auch schon die ersten von Usern erstellten Mods, mit dem es z.B. ein verbessertes Schadensmodell gibt oder die Aggressivität der KI etwas vermindert wird.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: tolle Cockpits und Automodelle, scharfe Texturen
  • Sound: super Motorensounds, gute Musik und Sprecher
  • Balance: leichter Einstieg, Schwierigkeitsgrade
  • Atmosphäre: gute Rennatmosphäre, Lizenzen, Zwischensequenzen
  • Bedienung: gut mit Tastatur, noch besser mit Pad oder Lenkrad
  • Umfang: lange Karriere, viele Autos
  • KI: leicht aggressiv, überholt, macht Fehler
  • Fahrverhalten: guter Mix aus Arcade und Sim
  • Tuning: viele Feineinstellungen, Lacks, Vinyls
  • Streckendesign: Originalstrecken und Fantasiekurse, anspruchsvoll
  • Grafik: hässliche Bäume
  • Sound: ---
  • Balance: Balance in der Karriere schwankt
  • Atmosphäre: ---
  • Bedienung: einige Bedienungsmacken, verschachtelte Menüs
  • Umfang: LAN erst mit Patch
  • KI: fährt manchmal im Pulk
  • Fahrverhalten: gewöhnungsbedürftig, Drift furchtbar
  • Tuning: nur Upgradekits, keine Einzelteile
  • Streckendesign: einige Strecken nicht so spannend

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(10)
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