2021 wird ein Schicksalsjahr für die Zukunft klassischer Rollenspiele

Meinung: Wer bei Rollenspielen am liebsten auf Retro-Tugenden setzt, hat 2021 ein gutes Jahr vor sich. Gleich drei verschiedene Spiele könnten den weiteren Weg für dieses Genre ebnen.

Wer mich kennt oder regelmäßig meine Artikel ins Auge fasst, den wird diese Aussage jetzt bestimmt nicht überraschen: Ich liebe Oldschool-RPGs! Dass Mitte der 2010er Jahre ein Ruck durch die Industrie ging, war für mich ein wahrer Segen. Endlich produzierten Entwickler haufenweise Rollenspiele, die wundervoll das Spielgefühl alter Klassiker wie Baldur's Gate mit modernen Komfort-Features und einer ansprechenden Optik kombinierten. Einer der schönsten Gaming-Trends der letzten 10 Jahre, wenn ihr mich fragt. Und so unerwartet.

Egal ob Pathfinder, Tyranny, Pillars of Eternity, Divinity: Original Sin, Disco Elysium oder auch Wasteland 2. Ich habe jedes dieser Spiele verschlungen und fühlte mich hier in meinem Drang zum Rollenspiel ernster genommen, als sogar in großen Open-World-RPGs wie Skyrim. All diesen famosen traditionellen RPGs haben wir eine eigene Liste gewidmet:

Gerade aufgrund dieser Retro-Liebe hat mich 2020 allerdings ein wenig enttäuscht zurückgelassen (also, ganz abgesehen davon, dass das Jahr abseits von Spielen ohnehin ein totales Desaster war). Die Schlagzahl an klassischen Retro-Rollenspielen nimmt derzeit nämlich wieder ab. 2020 hatten wir Wasteland 3. Ein ziemlich einsames Glanzlicht.

Der Autor:
Fabiano kennt sich mit keinem Genre besser aus als mit Rollenspielen. Hier kann er kreative Energie in seinen Charakter stecken, Abenteuer erleben und sich komplett in eine fremde Welt flüchten. Dabei hat er in der Regel Spaß mit allen Formen von RPGs. Er hat hunderte Stunden in Skyrim oder Oblivion verbracht, aber auch eine Menge Spaß mit Action-RPGs wie Diablo. Die Königsklasse bleiben für Fabiano jedoch die Oldschool-RPGs, die ihm das Gefühl geben, mit einigen guten Freunden eine spannende Pen&Paper-Kampagne zu durchleben.

Ansonsten gab es eigentlich nichts. Baldur's Gate 3 und Solasta: Crown of the Magister zählen zwar theoretisch, beide Spiele wurden 2020 aber nur im Early Access veröffentlicht und waren nicht bis zum Ende spielbar. 2021 wird hier deutlich ambitionierter aufspielen!

Dieses Jahr ringen nämlich mehrere Rollenspiele um unsere Aufmerksamkeit, die im Geiste von Baldur's Gate stehen. Dazu gehören selbstredend einerseits die beiden oben genannten EA-Spiele, hinzukommt zusätzlich noch Pathfinder: Wrath of the Righteous.

Das spannende dabei? Jedes dieser klassischen Rollenspiele geht einen anderen Weg. Die Oldschool-RPGs befinden sich im Wandel und wo die Reise in den nächsten Jahren hingeht, könnte in den nächsten zwölf Monaten entschieden werden.

Die besten Rollenspiele des Jahres 2020 Video starten 12:40 Die besten Rollenspiele des Jahres 2020

Drei Thronanwärter

Als die Retro-Flut etwa 2015 mit Pillars of Eternity ihren Anfang nahm, sah das Konzept noch sehr einfach aus. Man nehme eine isometrische Perspektive, verwendet eine etwas abgewandelte Version von DnD als Regelgrundlage, dazu pausierbare Echtzeitkämpfe und ergänzt das alles um eine spannende Gruppen-Konstellation mit interessanten Gefährten, die sich auf eine abenteuerliche Reise begeben. Komplex. Toll geschrieben. Aber eben auch kein überinszeniertes Spektakel.

Was diese Spiele genau auszeichnet und ob man die Formel überhaupt modernisieren darf, haben unsere Redakteure Dimi Halley, Maurice Weber und Ex-Chefredakteur Jochen Gebauer im Podcast diskutiert.

Diese Oldschool-Formel hat funktioniert. Also wurde sie kopiert. Lediglich Divinity: Original Sin 2 modernisierte die Formel wirklich spürbar. 2021 sieht die Lage anders aus. Von den drei großen Releases bedient sich nur ein einziges noch an der bewährten Formel. Und auch die anderen beiden setzen verschiedene Schwerpunkte.

  • Pathfinder: Wrath of the Righteous: Der Nachfolger zu Kingmaker setzt unbeeindruckt die Formel der modernen Oldschool-RPGs fort. Hier erwarten euch neben Echtzeitkämpfen mit Pause-Funktion eine konsequent isometrische Perspektive und Dialog in Textkästen. Doch das unauffällige Gehäuse verbirgt wie der Vorgänger ein hochkomplexes Rollenspiel-Uhrwerk.
  • Baldur's Gate 3: Larian verantwortet die Fortsetzung eines der beliebtesten Rollenspiele vergangener Tage, aber verlässt sich dabei keinesfalls auf Nostalgie. Nicht nur bekommt Baldur's Gate 3 das rundenbasierte Kampfsystem von Divinity, alle Dialoge werden zudem cineastisch inszeniert und vertont. Der Koop-Multiplayer bietet einen zusätzlichen Anreiz.
  • Solasta: Crown of the Magister: Solasta schlägt eine ähnliche Richtung wie Baldur's Gate 3 ein. Auch hier werden Kämpfe rundenbasiert ausgetragen, aber mit weniger Tamtam. Dafür werden die DnD-5-Regeln noch etwas treuer umgesetzt. Außerdem pfeift Solasta auf vorbestimmte Begleiter. Wir erstellen uns die komplette Heldengruppe selbst.

Für Abwechslung hat das Jahr 2021 also schon einmal gesorgt. Ich persönlich freue mich auf jedes einzelne dieser Spiele. Ich fiebere darauf hin, mich in Pathfinder wieder durch die Regeln zu wühlen, freue mich auf die hochwertige Inszenierung von Baldur's Gate 3 und Solasta könnte für mich sogar ein sehr altes Dilemma lösen:

Was hat Erfolg?

Obwohl diese drei Rollenspiele so unterschiedlich sind, haben sie doch eine Gemeinsamkeit. Meiner Meinung nach ist bei keinem dieser Spiele ein Erfolg garantiert. Jedes einzelne hat Fallstricke und womöglich könnte der Konkurrenzdruck ihnen dann den Rest geben.

Pillars of Eternity von Obsidian war einer der ersten Oldschool-Vertreter, die ab 2015 immer häufiger entwickelt wurden. Der Nachfolger hat sich aber trotz seiner Qualität nicht gut genug verkauft und nun liegt die Reihe auf Eis. Pillars of Eternity von Obsidian war einer der ersten Oldschool-Vertreter, die ab 2015 immer häufiger entwickelt wurden. Der Nachfolger hat sich aber trotz seiner Qualität nicht gut genug verkauft und nun liegt die Reihe auf Eis.

Während Pathfinder erstmal beweisen muss, dass die traditionelle Formel nicht doch wieder zu viel Staub ansetzt, riskiert Larian mit Baldur's Gate 3 einen gefährlichen Mittelweg. Das DnD-Regelwerk in den Divinity-Mantel zu zwängen, kann auch nach hinten losgehen. Solasta könnte derweil das Problem bekommen, dass die erstellten Gefährten auf Dauer keine so spannenden Geschichten erzählen, wie wir es von anderen Party-Rollenspielen gewohnt sind.

Sollte einer dieser Fälle eintreten, wird das Konsequenzen für künftige Rollenspiele dieser Art haben. Wenn sich Larian mit Baldur's Gate übernimmt, wäre eine Rückkehr zu Textkästen oder pausierbarer Echtzeit vielleicht attraktiver. Aktuell scheint es noch so, als würden rundenbasierte Kämpfe komplett übernehmen.

Sollte stattdessen Pathfinder ins Wanken geraten, hätte sich nach Pillars of Eternity schon die zweite Reihe in eine Sackgasse manövriert. Solasta ist wahrscheinlich zu klein und zu unbekannt, um bei einem Scheitern für schockierte Gesichter zu sorgen. Hier könnte aber ein unerwarteter Erfolg eventueller Nachahmer inspirieren. 2021 hält viele Chancen für die RPG-Zukunft in seinen Händen!

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