Damit hat mein Vater wohl nicht gerechnet! Als mein werter Herr Papa vor nun mehr 25 Jahren dereinst sein Abonnement für das damals noch brandneue GameStar-Magazin unterschrieb, wusste er nicht, welchen Stein er damit ins Rollen brachte. Wie denn auch? Wann denkt man sich jemals beim Kauf eines Magazins: Bestimmt wird eines Tages mein Sohn dort arbeiten!
Das kommt doch höchstens zwei oder drei Mal vor.
In dem Fall ist es aber tatsächlich eingetreten. Ich verdanke es meinem Papa, dass ich hier gerade vor einem leeren, digitalen Blatt sitze und die Gedanken zu meinem Werdegang bei GameStar niederlege. Seit der ersten Ausgabe ist mein Vater Abonnent dieses Heftes und mich begleitet die GameStar damit schon mein gesamtes Leben.
Zwar bin ich im Januar erst vier Jahre als festangestellter Redakteur dabei, doch in Wahrheit fühle ich mich genau so lange mit der GameStar verbunden wie sie überhaupt existiert. Und dafür bin ich unfassbar dankbar. Denn mein Highlight ist, dass mir dieser Wunschtraum erfüllt wurde und dass mein Papa diesen Wunsch in mir gesät hat.
Es ist tatsächlich unheimlich surreal, mir vorzustellen, wie sehr mein Leben von dem blauen Heft mit dem weißen Stern geprägt wurde und wie immens diese eine Entscheidung meines Vaters vor 25 Jahren meinen kompletten Lebensweg geprägt hat. Wo wäre ich heute, wenn mein Papa sich damals anders entschieden hätte? Was wäre gewesen, wenn die Riege um Chefredakteur Jörg Langer es nicht geschafft hätte, ihn von diesem Heft zu überzeugen? Wenn das Magazin nicht monatlich bei uns auf dem Esszimmertisch gelegen hätte?
Vielleicht wär ich jetzt ein komplett anderer Mensch. Vielleicht säße ich jetzt irgendwo in Frankfurt in einem sterilen Bürozimmer ohne Pappaufsteller von Alan Wake und würde Finanzkram machen. Ganz schauriger Gedanke.
Erst das Lesen dann das Schreiben gelernt
Selbst wenn ich ganz weit zurückdenke, an eine Zeit, als ich noch unbeholfen durch die Gegend getapst bin und Buchstaben für mich die reinsten Hieroglyphen waren, sehe ich mich schon mit einer GameStar in der Hand. Schlicht weil dieses Heft einfach immer irgendwo in meinem Elternhaus zu finden war (meistens auf der Fensterbank neben dem Klo - aber psst).
Und ich veralbre euch auch nicht wenn ich sage: Ich habe mit diesem Heft das Lesen gelernt! Ich bin natürlich wie viele andere irgendwann zur Schule gegangen. Aber ich erinnere mich noch ungewöhnlich lebendig daran, wie ich im Alter von sieben Jahren auf der Kellertreppe saß und mit dem Wissen aus der Schule anfing, dieses Heft zu entschlüsseln. Die bunten Bilder fand ich schon vorher faszinierend. Aber irgendwann lernte ich immer besser zu verstehen, was Langer, Deppe und Co. da eigentlich so alles von sich gaben.
Als das Lesen dann irgendwann klappte, gab es für mich keinen famoseren Gedanken, als einmal dort zu sein und vielleicht sogar mein Geld zu verdienen. Was habe ich mich mit anderen Kindern gestritten, die doch ernsthaft die Computer Bild Spiele für das bessere Heft hielten. Narren!
Während meiner Schulzeit geriet dieser Wunsch zwar ein wenig ins Hintertreffen - aber eher, da ich ihn als träumerischen Irrsinn abtat. Nachdem ich dann zweimal durch die Aufnahmeprüfung für eine Ausbildung bei hessischen Polizei gerasselt bin, war meine erste Reaktion: Dann also doch!
Also hab ich noch im Auto vor dem Ausbildungsgelände damals bei IDG angerufen und nach Praktikumsplätzen bei GameStar gefragt. Die gab es natürlich nicht.
Irgendwie ist es schon sehr lustig, dass meine Weichen so früh in meinem Leben eigentlich Richtung GameStar gedeutet haben und am Ende es trotzdem fast schon Zufall war, dass ich hier gelandet bin. Denn noch bevor GameStar zu Webedia gewechselt ist, war ich als Praktikant bei den heutigen GamePro-Kollegen, die damals noch für die recht neue Webseite Gamespilot schrieben. Es war dann eher ein glücklicher Zufall, dass ausgerechnet die GameStar plötzlich zum selben Verlag gehörte.
Großes Vertrauen von den richtigen Leuten
In der Folge kam ich mehrmals mit der Redaktion in Kontakt und setzte sogar als freier Autor von GamePro zur GameStar über. Eben weil es hier Leute gab, die mir aus irgendeinem Grund vertraut haben. Bis heute werde ich ganz stutzig bei dem Gedanken, dass mir Michael Graf schon 2018 es zugetraut hat, eine umfangreiche historische Analyse zu einem so großen Rollenspiel wie Kingdom Come: Deliverance zu schreiben. Das war dann auch der erste Artikel von mir, der es jemals ins Heft schaffte.
Das gleiche Heft, mit dem ich mich Jahre vorher im Lesen übte. Danach ging alles ganz schnell und jetzt sitze ich hier schon fast vier Jahre und mache genau das, was ich mir als Kind immer gewünscht habe. Natürlich ist nicht alles genau so, wie ich es mir immer ausgemalt habe. Schuld daran hat sicherlich auch Corona. Während viele Kollegen von fantastischen Auslandsaufenthalten schwärmen, hab ich die meiste Zeit alleine in meiner Wohnung verbracht.
Doch obwohl es früh in meiner Karriere zu großer Distanz kam, schätze ich vor allem die Verbindungen zu den Kollegen. Micha, der so viel Vertrauen in mich gesteckt hat. Heiko, der sich selbst als Chefredakteur erstaunlich viel Zeit für meine Ausbildung nahm. Petra, die mir zurecht einen Text auch mal um die Ohren gehauen hat. Dimi, der mir jeden Tag dabei geholfen hat, das beste aus meiner Arbeit rauszuholen. Aber auch Menschen wie Géraldine, die mein Privatleben unendlich bereichern.
Das alles hätte ich nicht, wenn mein Papa vor 25 Jahren die Finger von der GameStar gelassen hätte. Und darum gibt es auch gar kein größeres Highlight in meiner Karriere als diesen Moment.
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