25 Jahre GameStar: Michi Obermeier - Der Herr der Schmalzringe

Ich finde das Ende von »Die Rückkehr des Königs« eigentlich furchtbar. Viel zu lang, viel zu schmalzig – und trotzdem habe ich es diesen Monat in echt erlebt. Denn am Rheinufer in Köln hatte ich auf der diesjährigen gamescom-Branchenparty das vermutlich schönste Erlebnis meiner inzwischen 15-jährigen GameStar-Karriere.

Hier kommt jedes Jahr nach einem stressigen Messetag abends die gesamte Branche zum Feiern zusammen, wo ich im Abstand von wenigen Minuten mehrere Dutzend Weggefährten nach zwei Jahren Pandemie das erste Mal wieder getroffen habe. Und dabei ganz wie Frodo und Co. (eventuell Kölsch-bedingt) mit Zeitlupe und Weichzeichner debil grinsend realisierte, was ich mit all diesen tollen Menschen in den letzten anderthalb Jahrzehnten alles erleben durfte. 

20:59 Video-Tagebuch von der gamescom 2022 - Das hätte Michi nie erwartet!

Ich hab in den vergangenen Jahren die Helden meiner Kindheit getroffen, etwa Mark Hamill beim Lichtschwert-Kampf, mit Hideo Kojima über irre Verschwörungen gequatscht, Ron Gilbert mehrfach persönlich für Monkey Island gedankt, die Bayrisch-Fähigkeiten von RPG-Guru Josh Sawyer geprüft – und dabei alle Kontinente des Planeten besucht. 

Ich habe mit kleinen und großen Stars von den Bühnen jeder großen Spielemesse und Preisverleihung moderiert, große Hits von der ersten Ankündigung bis zur endgültigen Abschaltung begleitet, war dabei, als die alte Spielepackung Platz für digitale Stores gemacht hat und habe den Aufstieg von erst Websites und später YouTube im Games-Journalismus miterlebt. Bin vom bayerischen Dorf in die große Stadt und inzwischen sogar in ein anderes Land gezogen.

Neues Team, alte Seele

Und all das in einem Team, das sich über die Jahre zwar stets verändert hat, der ursprüngliche Geist aber bis heute erhalten geblieben ist. »Trained Improvisers« hat uns ein weiser Mann mal genannt (je nach Erzählung entweder Ex-Video-Meister Toni Schwaiger oder RPG-Legende Ken Rolston). Das ist es nämlich, was ich bis heute so an meinen Kolleginnen und Kollegen schätze: Egal, was man denen an Herausforderungen in den Weg wirft: Für ihr Publikum rocken sie das und geben alles – auch wenn’s am Ende in letzter Minute mit Gaffer-Tape zusammengebastelt wurde. 

Einige arbeiten heute noch für GameStar, andere hat es über die Jahre in alle Winde der Games-Branche verstreut, der Kontakt ist aber irgendwie geblieben. In diesem einen Moment an den Rheinterrassen in Köln waren sie aber plötzlich (fast) alle wieder beisammen - für so eine Art Momentaufnahme meines bisherigen Lebenswerks. Schmalzig, ich weiß. Aber wäre ohne GameStar nie möglich gewesen – und ich könnte mir kein besseres Leben vorstellen.