Seite 2: 30 Jahre Amiga - Die bewegte Geschichte des Kult-Computers

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Unnötige Verschlimmbesserung: Der Amiga 600

Der Amiga 600 soll 1992 den erfolgreichen 500er ablösen, wird aber nicht angenommen – zu hoch ist der Preis, zu zahlreich die Hardware-Macken. Der Amiga 600 soll 1992 den erfolgreichen 500er ablösen, wird aber nicht angenommen – zu hoch ist der Preis, zu zahlreich die Hardware-Macken.

In den Jahren 1991 und 92 ersetzt Commodore den Amiga 500 zuerst durch eine Plus-Variante, später durch den Amiga 600. Letzterer nutzt das Enhanced Chip Set des zwei Jahre zuvor erschienenen 32-Bit-Modells Amiga 3000 und verfügt ab Werk über 1 Megabyte Arbeitsspeicher.

Der im Vergleich zu gebrauchten Amiga-500-Modellen viel zu hohe Preis (800 DM) sorgt allerdings dafür, dass niemand den 600 wirklich haben will. Zumal das neue Betriebssystem AmigaOS 2.0 zu Beginn für Kompatibilitätsprobleme bei zahlreichen bekannten Spielen sorgt.

Bezeichnend: Ursprünglich soll der Amiga 600 angesichts seinen verkleinerten Gehäuses als Amiga 300 in den Handel kommen, doch Commodore ändert (wieder mal) kurzfristig seine Meinung - was auch daran erkennbar ist, das die Platinen der ersten Baureihe noch die Aufschrift Amiga 300 tragen. Noch im selben Jahr erscheinen mit dem Amiga 1200 sowie dem Amiga 4000 gleich zwei weitere Modelle, die zwar technisch deutlich ausgereifter, am Markt aber nur marginal erfolgreicher sind. Commodore braucht dringend einen Verkaufsschlager, um das endgültige Aus abzuwenden.

Commodore Dynamic Total Vision geht 1991 als Konkurrenz zu Philips CD-i an den Start. In dem schwarzen Gehäuse stecken die Komponenten eines Amiga 500. Commodore Dynamic Total Vision geht 1991 als Konkurrenz zu Philips CD-i an den Start. In dem schwarzen Gehäuse stecken die Komponenten eines Amiga 500.

Der PET ist 1977 Commodores Einstieg in den Heimcomputer-Sektor, das deutsche Versandhaus Quelle verkauft den Rechner zum Start für 2.999 DM. Der PET ist 1977 Commodores Einstieg in den Heimcomputer-Sektor, das deutsche Versandhaus Quelle verkauft den Rechner zum Start für 2.999 DM.

Commodore: In 40 Jahren vom Weltmarktführer zum Pleitier
Die Geschichte von Commodore beginnt mechanisch: Ab 1954 stellt das in Kanada angesiedelte Unternehmen altmodische Schreibmaschinen her. Ende der 1960er-Jahre steigt man dann in die Produktion von Taschenrechnern ein und produziert sogar einen der ersten Schachcomputer. Der Chef-Ingenieur Chuck Paddle überredet Firmenchef Jack Tramiel schließlich dazu, ins Heimcomputer-Business zu wechseln: Mit dem PET (Personal Electronic Transactor) wird Commodore 1978 endgültig zum Computerhersteller.

Der Nachfolger des PET nennt sich VIC-20 (in Deutschland: VC-20), kostet nur 299 US-Dollar und wird aggressiv beworben - unter anderem vom Schauspieler William »Capt. Kirk« Shatner. 2,5 Millionen verkaufte Geräte sind der verdiente Lohn. Dass der C64 diesen Erfolg sogar noch toppen kann, scheint zu Beginn angesichts seines hohen Preises von 595 US-Dollar utopisch - doch der Brotkasten wird mit 22 Millionen abgesetzten Exemplaren zum Phänomen einer ganzen Generation. Die Jahre 1985 bis 1993 werden im Hause Commodore vom Amiga und seinen diversen Varianten beherrscht. Als dann schließlich das CD32 grandios floppt, ist der einstige Schreibmaschinenbauer am Ende, am 29. April 1994 meldet Commodore Insolvenz an.

Die Markenrechte der Firma wechseln in der Folgezeit mehrmals den Besitzer, unter anderem klebt der Computerhändler Escom aus Heppenheim zeitweise Commodore-Logos auf einige seiner PCs. 2010 bringt ein Start-up-Unternehmen namens Commodore USA dann PC-Systeme im oldschooligen C64-Design auf den Markt, ohne nennenswerten Erfolg. Und im Juli 2015 überrascht schlussendlich Commodore Business Machines aus England mit Android-Smartphones, auf denen Emulatoren für Amiga und C64 vorinstalliert sind. Fortsetzung folgt.

Gescheiterte Videospiel-Konsole: Das CD32

Im Jahr 1993 wird die CD-ROM zum Hoffnungsträger der Computerindustrie. Commodore baut in seiner Verzweiflung also eine Videospiel-Konsole, in der die Hardware-Komponenten eines Amiga 1200 werkeln - garniert mit einem entsprechenden Disc-Laufwerk.

Doch das Amiga CD32 steht von Anfang an unter keinem guten Stern: Die Spiele sind zumeist nur bloße Umsetzungen, welche die Stärken der Konsole nicht annähernd ausnutzen. Und in den USA scheitert der Markstart an den bürokratischen Schwierigkeiten von Commodore: Nicht rechtzeitig bediente Kredite resultieren in einem Einfuhrverbot - die bereits fertig produzierten CD32-Geräte lagern in asiatischen Fabriken.

Schlimmes Joypad, kaum Software-Unterstützung, rechtliche Probleme: Das CD32 scheitert auf ganzer Linie und kann Commodore nicht vor dem Konkurs bewahren. Schlimmes Joypad, kaum Software-Unterstützung, rechtliche Probleme: Das CD32 scheitert auf ganzer Linie und kann Commodore nicht vor dem Konkurs bewahren.

Letztlich fehlt dem angeschlagenen Hersteller das finanzielle Durchhaltevermögen: 1994 kreist der Pleitegeier nicht mehr nur über dem ehemaligen Marktführer, er schlägt sich bereits den Magen voll. Der Markenname Amiga taucht jedoch auch in der Folge noch mehrmals auf. Zahlreiche Firmen versuchen sich daran, den Meilenstein der 1980er-Jahre wiederzubeleben - ohne Erfolg.

Amiga-Quiz:Testen Sie Ihr Wissen

Und so ist der originale Amiga in der Schule in Michigan ein Denkmal, das seine Herstellerfirma um 22 Jahre überlebt hat, wenn es 2016 in die Hardware-Rente geht: Denn dann wird eine neue Klimaanlagen-Steuerung angeschafft - für 1,5 Millionen US-Dollar!

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