- Die allerersten Spiele-PCs kommen von einem Konsolenhersteller: Atari dominiert Ende der 1970er Jahre das Geschäft mit Konsolen und Gaming-PCs.
- Zum 40. Geburtstag des Retro-Königs blickt unser Autor zurück auf die technischen Spezifikationen, den Kampf mit Commodores C64 und den Grund für das Scheitern von Atari.
- Und natürlich darf ein Praxistest nicht fehlen: Bewaffnet mit Joystick und Folientastatur spielen wir bei GameStar Plus die alten Videospiel-Klassiker von Atari.
Günstig oder exquisit? Reduzierung aufs Nötigste oder Ausreizung des Möglichen? Dezente Optik - oder aggressives Design, das an Tarnkappenflugzeuge erinnern würde, hätte es keine grelle RGB-Beleuchtung? Im Jahre 2019 einen Computer zu kaufen, verlangt uns vor allem eine Entscheidung ab: Soll er nur der Arbeit dienen oder auch dem Spiel?
An dieser Wahl hängt vieles, das Innere des Systems, ein bisschen auch sein Äußeres, ganz sicher sein Preis. Doch diese Wahl hatten wir nicht immer. Die ersten Computer waren biedere Büromaschinen, Gaming-PCs noch unbekannt, RGB-bestrahlte Stealthbomber bei gesetzten Herstellern wie HP undenkbar. Doch vor 40 Jahren begann sich das zu ändern, der PC entdeckte das Spielen. Beigebracht hat es ihm ausgerechnet: ein Konsolenhersteller.
Vom Atari zum PC: Erst die Arbeit …
Auch wenn die »IBM-Kompatiblen« ab 1981 die Bezeichnung »PC« annektieren: Die ersten »persönlichen« Computer stammen aus den Siebzigerjahren, neuartig kompakte Tischgeräte, die erstmals von einem einzelnen Nutzer zu bezahlen und sogar zu benutzen sind.
Zu dieser Kategorie gehört nach der Schöpfung des Apple I vor allem das 1977er PC-Dreigestirn aus Apple II, Commodore PET 2001 und RadioShack TRS-80. Sie gelten als die ersten echten Heimcomputer, die wir für hochwichtige Anwendungen von Hausaufgaben bis Steuererklärung kaufen, dann aber natürlich hauptsächlich zum Spielen verwenden.
Dabei haben sie kaum Talent dafür: Der TRS-80 gibt bloß schwarz-weiße Grafik aus, der PET kann sogar nur Textzeichen. Der Apple II ist beiden weit voraus, er bietet einen hochauflösenden Farbmodus, perfekt für feine Spielegrafik - doch kaum ein Spiel nutzt ihn. Denn dafür ist eine Speicheraufrüstung nötig und der PC ist mit 1.300 US-Dollar Einstiegspreis schon teuer genug. Heute wären das inflationsbereinigte 5.000 Euro, selbst aktuelle Stealthbomber sind günstiger.
Zur kaufentscheidenden »Killer-App« für den Apple II wird dann auch kein buntes Spiel, sondern eine monochrome Tabellenkalkulation. Nein, der Apple II ist kein Gaming-PC, bloß ein seriöses Arbeitsgerät. Spiele? Die sind fest in der Hand eines anderen Unternehmens.
Die Erfindung des Gaming-PCs
Seriöse Arbeit scheint Atari fremd zu sein. Das hippe Gaming-Startup ist berüchtigt für seine juvenile, Joint-verqualmte Büroatmosphäre samt Meetings im Whirlpool - schafft es aber trotzdem (oder gerade deshalb), mit dem digitalen Tischtennis Pong 1972 das Videospiel zum Massenphänomen zu erheben.
Fünf Jahre später folgt Ataris Opus Magnum: Das Video Computer System (VCS) macht wechselbare Spielmodule populär - zuvor waren die meisten Konsolen beschränkt auf eine Handvoll fest installierter Spiele, meist Pong-Klone, manchmal aber auch so Bahnbrechendes wie Pong mit vier Schlägern, Pong mit nur einem Schläger oder gar Pong in Farbe. Mit dem VCS beherrscht Atari 1977 die Spielewelt, ahnt aber auch: In dieser Welt ist nichts von Dauer.
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