Age of Empires 4 verliert tausende Spieler, weil Patches auf sich warten lassen

Twitch-Zahlen brechen ein, Influencer springen ab und tausende Hobby-Strategen legen das Spiel beiseite: Wie der Frust über träge Updates die Community zermürbt.

Es hätte alles so schön sein können: Gerade als Hera, einer der besten Spieler des legendären zweiten Teils, eine gewisse Müdigkeit gegenüber dessen Ranglisten-Matches und Turnieren verspürt, springt Age of Empires 4 in die Bresche und macht zunächst sehr vieles richtig.

Aus Starcraft, Warcraft und vielen weiteren Strategiespielen strömen die Menschen in die Multiplayer-Ladder von Age 4, experimentieren mit den verschiedenen Völkern und haben Spaß am gemeinsamen besser werden.

Doch je länger sie spielen und je ernster sie den Wettkampf nehmen, desto größer wird der Frust über die Bugs, die Schwächen in der Balance und die unsägliche Trägheit, mit der konstruktives Feedback in Patches umgemünzt wird.

In einem Ankündigungsvideo erklärte der Profispieler Hera, er werde die weitere Entwicklung zwar im Auge behalten, kehre der Serie allerdings vorerst den Rücken. Stattdessen wende er sich einem Spiel zu, bei dem er hoffe, seinen Hang zur ständigen Selbstoptimierung und seine Liebe zum Wettkampf wieder voll ausleben zu können und meint damit League of Legends.

Das volle Ankündigungsvideo, indem er seinen treuen Zuschauern die Hintergründe für diesen doch recht drastischen Schritt (für einen Kanal mit Age of Empires im Namen) erläutert, findet ihr übrigens hier:

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Weitere Gründe für den Exodus

Mit dieser Haltung ist Hera nicht alleine. Wie Niklas, ein weiterer beliebter und kompetitiver Age-4-Spieler, vom Kanal Bonjwa bereits im Januar auf YouTube resümierte, gibt es zahlreiche Gründe, warum gerade wettkampfbegeisterte Zocker sich lieber wieder anderen Titeln zuwenden. Niklas nannte seinerseits folgende Probleme:

  • Gerade im erfolgsorientierten Multiplayer-Bereich falle es schwer, sich wirklich auf den fairen Wettkampf zu konzentrieren, weil so viele Mechaniken schlecht oder halb gar ausfielen.
  • Die Balance sei miserabel. Mitte November wären die besten Strategien schon ausgetüftelt worden und es sei immer klarer geworden, dass nur wenige Völker und Vorgehensweisen überhaupt brauchbar seien.
  • Diese Strategien sollen allerdings so stumpf sein, dass sie nicht mal Spaß machen, weder auf der Verlierer- noch der Gewinnerseite, was wiederum auch den Zuschauern das Dabeisein vermiest.
  • Langsame Patches ist eine Sache, doch längst bekannte Probleme und Bugs über Monate hinweg ertragen zu müssen, zermürbe die Spieler.
  • Der eigene Rang in der Ladder fühle sich nichtssagend an, weil in den Turnieren dann wiederum ganz andere Leute auftrumpfen, die zuvor eher niedrig geranked wurden.

Er selbst habe zwar eine Weile viel Spaß gehabt, sei nun aber fast schon erleichtert, mit Age of Empires 4 abgeschlossen zu haben und sich nicht mehr über die wenig nachvollziehbare Update-Politik ärgern zu müssen.

Warum sich die breite Käuferschaft von diesen Multiplayer-Baustellen zunächst nicht grämen ließ, besprechen Maurice Weber und Marco Giesel in ihrer Video-Debatte:

Der Riesenerfolg von Age of Empires 4 hat sehr gute Gründe Video starten 22:42 Der Riesenerfolg von Age of Empires 4 hat sehr gute Gründe

Ein Schneeballeffekt setzt ein

Kompetitive Spieler wie Hera und Niklas fanden sich auf einmal in einer Zwickmühle wieder: Sie freuten sich über ein Age of Empires mit modernem Unterbau, spürten, dass sie noch viel von ihren Wettkampfgegnern lernen könnten und fieberten den regelmäßigen Turnieren entgegen, die mit Preisgeldern von bis zu 125.000 US-Dollar dotiert sind.

Doch das Spielen macht ihnen immer weniger Spaß und das merken auch ihre Zuschauer in den Streams auf Twitch. Während im November noch durchschnittlich 20.000 Menschen auf 200 Kanälen Age 4 guckten, schrumpfte das Interesse bis Februar um ganze 90 Prozent.

Auf Twitch brannte die Flamme von Age of Empires 4 zwar heiß, dafür aber nur recht kurz. Quelle: twitchtracker.com Auf Twitch brannte die Flamme von Age of Empires 4 zwar heiß, dafür aber nur recht kurz. Quelle: twitchtracker.com

Ferner geht nicht nur der Profi- und Ranglisten-Szene langsam die Luft aus, sondern auch die allgemeinen Spielerzahlen fallen monatlich um 20 Prozent. Der Großteil der gemütlichen Kampagnen-Zocker ist mangels Story-Nachschubs weitergezogen und setzt sich dieser Trend fort, droht dem Multiplayer eines der schlimmsten Schicksale dieses Genres: Tod durch Spielermangel.

Um das mal in Perspektive zu setzen: Age 4 lag im Februar 2022 bei rund 9.000 gleichzeitig aktiven Spielern auf Steam, während das ursprünglich vor über zwanzig Jahren veröffentlichte Age of Empires 2 in seinen HD und Definitive Editions immer noch von sage und schreibe 19.000 Menschen gleichzeitig gezockt wird. 9.000 sind zwar ebenfalls noch genug und dazu kommen noch all die Spieler aus dem GamePass, doch es zeigt, dass eben die Kern-Community Age 2 den Vorrang gibt.

Dabei ist Age 4 weit davon entfernt, ein schlechtes Spiel zu sein. Wollt ihr wissen wieso, dann lest gerne unseren Test zum Spiel:

Meinung

André Baumgartner
@GameStar_de

Ich persönlich hatte viel Freude an der Kampagne von Age of Empires 4 und kann sie nur jedem empfehlen, der kurzweilige (und überraschend informative) Echtzeit-Kost sucht. Gleichzeitig kenne ich aber das Gefühl, von einer großen Multiplayer-Hoffnung enttäuscht zu werden, nur zu gut.

Es frustriert, wenn angebliche Balance-Verbesserungen alles nur noch schlimmer machen; wenn absolut notwendige Komfortfunktionen erst ein halbes Jahr nach Release eingeführt werden; wenn Freunde und geschätzte Feinde das Handtuch werfen und einen alleine in einem Spiel zurücklassen, das man doch so sehr lieben wollte.

Dabei spreche ich gar nicht über Age of Empires 4, denn da ist tatsächlich noch alles möglich, wenn die Verantwortlichen die richtigen Schritte einleiten. Leider ist das bei einer Vielzahl von MMOs, Shootern und Strategiespielen in der Vergangenheit nicht passiert.

Sie alle hatten das Potenzial zu wahrer Größe, doch scheiterten schlussendlich an all den kleinen, stichelnden Alltags-Problemchen, die ihrer Spielerschaft schleichend die Langzeit-Motivation entziehen. Diese mögen einem einfach zu lösen erscheinen, doch oft ist die Entwicklungsrealität eine ganz andere.

Ich wünschte mir wirklich, es wäre anders. Denn anders als bei reinen Solo-Erfahrungen, bedienen Multiplayer-Spiele unser Bedürfnis nach sportlichem Wettkampf - und der beginnt und endet nun mal mit unanfechtbarer Fairness.

Wie ist eure Meinung zu Age of Empries 4? Habt ihr die Kampagne genossen und es befriedigt weggelegt oder habt ihr ebenfalls Frust im Multiplayer erlebt? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

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