Update vom 19. Dezember 2023, 6.50 Uhr: Wir wollten von euch wissen, ob ihr Dolby Atmos nutzt. Und die Antwort fällt klar aus.
56 Prozent aller, die bei der Umfrage mitgemacht haben, geben an, Dolby Atmos nur bei Filmen zu einzusetzen. 23 Prozent nutzen es nie und nur 21 Prozent haben es auch beim Musik eingeschaltet.
Ob Apples Push ein Umdenken bringt oder nur teurere Abos, wird die Zukunft zeigen. Vielen Dank fürs Mitmachen!
Apple will Musiker höhere Tantiemen anbieten, wenn sie ihre Werke mit Dolby Atmos anbieten. Auf den ersten Blick eine Win-win-Situation.
Musiker profitieren von mehr Geld, Apple wertet sein Portfolio bei seinem Musikdienst auf und Zuhörer haben eine größere Auswahl an Liedern mit 3D-Audio.
Der Schritt könnte aber auch falsche Anreize schaffen. Klar, die Musiker haben für höhere Qualität mehr Geld in der Tasche und als Kreativer gönne ich ihnen jeden Cent mehr. Allerdings ist Spatial oder 3D-Audio für Musik nicht unbedingt besser.
An den Nutzern vorbei investiert?
Logo, hochwertiges Audio auf teuren Geräten von Apple anbieten ist ein No-Brainer. Den Impuls hinter der Aktion des Tech-Riesen ist mir vollkommen klar und höhere Qualität grundsätzlich immer willkommen.
Das Problem mit Dolby Atmos: Wo 3D-Audio bei Filmen als großer Mehrwert wahrgenommen wird, gilt nicht dasselbe für Musik.
Habt ihr schon mal eure Lieblingssongs auf einem Kopfhörer mit simuliertem 3D-Klang gehört? Der Unterschied kann einen völlig aus der Bahn werfen – und ich meine nicht von der Qualität her.
So funktioniert Dolby Atmos: Der Standard ermöglicht eine objektbasierte Audiowiedergabe. Das bedeutet, dass Soundeffekte als individuelle Objekte behandelt werden, die im dreidimensionalen Raum platziert werden können, anstatt auf bestimmten Kanälen festgelegt zu sein.
Bei Filmen ergibt das Sinn: Autos von hinten, Gespräche von vorne, Helikopter, die über unsere Köpfe hinweg fliegen.
Während man sich bei Filmen mitten im Geschehen wähnen soll, kann dieser Effekt bei Musik mit Dolby Atmos die Erfahrung verzerren, anstatt für Immersion zu sorgen.
Guter 3D-Klang ist vom Mastering abhängig
Ein Lied aufzunehmen, sodass Dolby Atmos dem Song etwas hinzufügt, ist schwer. Es darf nicht zu überladen wirken, um herauszureißen. Andererseits kann man nicht einfach Lieder mit Spatial Audio remixen und es »im Nachhinein draufpacken«, weil das Ergebnis oft hörbar schlechter ist.
Und hier findet sich der Pferdefuß in Apples Dolby-Atmos-Push.
Apple plant, Künstler und Labels lediglich für die Erstellung von Titeln in Dolby Atmos Music zu belohnen, nicht wie gut diese tatsächlich klingen. Quantität über Qualität – verständlicherweise, denn Musiker können so ein paar Münzen mehr einstecken.
Samsung und Google haben übrigens eine Alternative zu Dolby Atmos in der Pipeline:
Der Fairness halber sei gesagt, dass die Anforderungen von Apple für Dolby-Atmos-Musik vorsehen, dass man nicht einfach Stereo-Songs hernehmen und daraus Spatial Audio machen darf.
Dennoch ruft die Aktion in mir Erinnerungen an einen längst vergessenen Hype aus dem Kino wach.
3D aus dem Kino
3D und ich werden keine Freunde mehr. Ich fand es damals nicht toll und rückblickend betrachtet war es das auch nicht. In einem ausführlichen Artikel schrieb ich darüber, wieso.
Trendsetter war einst James Cameron, der 2009 bahnbrechendes 3D mit seinem Film »Avatar – Aufbruch nach Pandora« zeigte und somit eine ganze Welle losgetreten hat.
Auf Jahre wurde fortan jeder Blockbuster in der dritten Dimension angeboten und das brachte vor allem zwei Probleme mit sich:
- 3D-Aufnahmen wurden in die Filme gezwungen: Schaut man sich einen Streifen aus der damaligen Zeit an und sieht im Film etwas auf sich zufliegen, weiß man, dass das als 3D-Effekt geplant war.
- Filme wurden mit 3D nachbearbeitet: Wo James Cameron die Extrameile ging und die dritte Dimension bei den Aufnahmen mitdachte, wurden viele Blockbuster in der Postproduktion einfach auf 3D gebürstet. Das Ergebnis: Irgendwie gar nicht mal so tolle Immersion.
Dasselbe könnte uns mit Dolby Atmos blühen. Wenn Apple den Einsatz vergütet und links und rechts 3D-Effekte an Lieder getackert werden, dann wird das weder der Musik noch dem Standard selbst gerecht.
Heraus käme ein mittelprächtiger Effekt, für den Abonnenten bei Apple Music dann zahlen (Apple hat das schließlich bei den Künstlern auch getan), ihn aber womöglich gar nicht nutzen.
Das heißt im Umkehrschluss nicht, dass wir keine tollen, neuen Songs bekommen, die den Standard für sich einzusetzen wissen. Doch es besteht das Risiko, dass Apples Plan nach hinten losgeht.
Dann saßen der Tech-Riese und wir auf einer Bibliothek an Spatial Audio, für die viel Geld bezahlt wurde, aber die es sich nicht lohnt, anzuhören.
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Apple vergütet den Einsatz von Dolby Atmos bei Songs mit mehr Geld für die Künstler. Das dient dazu, die Songbibliothek aufzufüllen, könnte meiner Meinung nach aber nach hinten losgehen. Wie seht ihr das? Ist 3D-Klang euer Ding? Kommen wir da in Zukunft nicht dran vorbei? Oder betrachtet ihr es bloß als Spielerei? Macht gerne bei der Umfrage mit und postet eure Meinung in die Kommentare!
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