Blizzard gegen Bossland - Klage gegen Cheats scheitert vor Gericht

Blizzard muss eine Niederlage vor dem Landesgericht Leipzig hinnehmen. Dort hatte der Publisher gegen Bossland geklagt, eine Firma, die Cheat-und Bot-Software gegen Geld anbot.

Blizzard dürfte das Urteil des Landgerichts Leipzig überhaupt nicht schmecken. Blizzard dürfte das Urteil des Landgerichts Leipzig überhaupt nicht schmecken.

Blizzard hat vor dem Landgericht Leipzig eine aus Sicht des Unternehmens äußerst unerfreuliche Niederlage hinnehmen müssen. Im Rechtsstreit mit dem Cheatsoftware-Unternehmen Bossland aus Zwickau, muss die Schummel-Firma keine 8,6 Millionen Dollar zahlen. Diese Summe hatte zuvor ein US-Gericht im April 2017 festgelegt. Sie sollte sowohl als Strafe, als auch als Schadenersatz dienen.

Bossland verkaufte für Blizzard-Spiele wie Overwatch und World of Warcraft Programme wie Honorbuddy, Demonbuddy und Stormbuddy, die es Spielern erlaubten, schnell an Erfahrungspunkte und Gold zu kommen. Dies lief über skriptgesteuerte Avatare, Bots also, ab. Blizzard ist der Meinung, dass dem Unternehmen dadurch Einnahmen entgangen sind, da Spieler abgeschreckt wurden und deshalb beispielsweise auf den Abschluss von Abos verzichteten.

Nicht nur die Cheat-Programme zu World of Warcraft bieten reichlich Zündstoff vor Gerichten. Nicht nur die Cheat-Programme zu World of Warcraft bieten reichlich Zündstoff vor Gerichten.

Das Gericht in Leipzig kam zu dem Schluss, dass die Gesamtsumme von 8,6 Millionen US-Dollar, welche durch eine Aufaddierung von insgesamt 42.818 Urheberrechtsverstößen zustandekam, "derart exorbitant ist, dass sie mit dem System des zivilen Schadensersatzes nicht mehr zu vereinbaren ist."

Gegenüber der Webseite buffed erklärt Fachanwalt für IT- und Medienrecht Marian Härtel:

"Reines 'Raten' von Schaden, ohne jede Beweise oder zumindest nachvollziehbare Begründungen, ist in der Bundesrepublik Deutschland nicht möglich. Das gilt insbesondere, wenn, wie vorliegend, entsprechend krasse Schadensersatzsummen entstehen und wenn diese, wie auch in anderen Fällen, regelmäßig für Kopfschütteln sorgen."

Das ist alles andere als ungewöhnlich, US-Recht kollidiert häufig genug mit EU-Recht und lässt sich selten lokal umsetzen. Es bleibt abzuwarten, wie Blizzard im Folgenden vorgehen möchte. Denkbar und wahrscheinlich ist der Schritt vor die nächsthöhere Instanz. Auch der Versuch, Vermögenswerte von Bossland gerichtlich einzukassieren, die sich in den USA befinden, wäre denkbar. Doch Bossland scheint dort keinen Besitz zu haben.

Der Rechtstreit zwischen Bossland und Blizzard dürfte also seit seinem Beginn 2011 noch eine Weile andauern. Inzwischen haben zahlreiche Klagen seitens Blizzard teils zu Erfolgen und teils zu Niederlagen vor den entsprechenden Gerichten geführt. Positiv für Blizzard: Mehrere Cheat-Programme, wie Hearthbuddy für Hearthstone, sind inzwischen eingestellt. Ende 2017 hatte Bossland gezwungenermaßen den Honorbuddy-Bot für World of Warcraft vom Markt genommen.

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