Vergessener Far-Cry-Rivale zurück auf Steam: »So schlecht, dass es wieder gut ist«

Es gab mal ein derart ambitioniertes Open-World-Spiel, dass selbst Far Cry davor den Hut ziehen sollte. Doch in der Realität kam es anders.

Boiling Point ist nach fast 20 Jahren zurück. Boiling Point ist nach fast 20 Jahren zurück.

Der Weg zur modernen Open World war manchmal ziemlich steinig. Jahre vor der Ubisoft-Formel, vor GTA 4 oder The Legend of Zelda: Breath of the Wild gab es immer wieder mutige Experimente, offene Welten zu erschaffen. Und naja, manchmal war die Idee deutlich besser als die Umsetzung.

Bestes Beispiel: Boiling Point: Road to Hell. Der Ego-Shooter packte sich 2005 ein paar ziemlich dicke Argumente auf die Packung: eine 450 km² große, tropische Open World, Arnold Vosloo (Die Mumie) als Coverstar, allerlei Rollenspielmechaniken der Marke Skyrim und Horden von Banditen, Drogenmafiosi und korrupten Regierungsmitgliedern, damit die eigene Knarre auch was zu tun bekommt.

Boiling Point wirkte in vielerlei Hinsicht wie ein The Elder Scrolls im modernen Setting: Dialogoptionen, Fraktionen, Freiheit, ein riesiger, dynamischer Sandkasten, den ihr nach Lust und Laune erkunden und manipulieren könnt. Ein Konzept, das selbst heute noch für leuchtende Augen sorgen kann. Doch in der Realität hatten sich die Entwickler hier dramatisch übernommen.

Jetzt erscheint Boiling Point neu: Seit dem 14. November 2023 könnt ihr den Klassiker für rund 10 Euro via Steam und GOG kaufen. An den Pros und Cons ändert die neue Fassung aber rein gar nichts.

Was steckt in der Neuveröffentlichung von Boiling Point?

Anders als bei vielen Neuveröffentlichungen reden wir nicht von einem Remaster, sondern wirklich nur von einem Re-Release. Die Neuauflage scheitert also an den gleichen Problemen wie das Original: So toll das Konzept auch sein mag, das Spiel ist voller Bugs und unausgereifter Mechaniken.

Boiling Point: Road to Hell - Test-Video - Test-Video Video starten PLUS-Archiv 5:48 Boiling Point: Road to Hell - Test-Video - Test-Video

Gegner rasieren euch viel zu schnell, ihr könnt Boiling Points Sandbox Gameplay ebenso leicht kaputtmachen, alles janky und überambitioniert. Das quittieren auch die ersten Steam Reviews, beispielsweise hier:

Genauso schlecht, hässlich und kaputt, wie ich es in Erinnerung habe. Aber mal ernsthaft: Boiling Point ist Far Cry 3, bevor es Far Cry 3 gab. Ein völlig überambitioniertes Spiel von unerfahrenen Entwicklern. Das Ergebnis ist so schlecht, dass es wieder gut ist.

Steam-Nutzer SiJei

Aber Boiling Point bewahrt sich auch 20 Jahre später noch eine kleine Fan-Gemeinde, die die vorhandenen Stärken des Open-World-Experiments loben:

Ein sehr unterschätzter Klassiker, von dem bis heute kaum jemand mitbekommen hat. Wir reden hier von einem einzigartigen Rollenspiel, es gibt keine Ghule, Goblins, Drachen oder Magie, sondern nur die Realität. Wir starten in Südamerika, wählen selbst eine Fraktion, der wir helfen wollen (Regierung, Banditen, Guerillas und so weiter), nehmen Missionen an, verdienen Geld, um unsere Ziele und Ausrüstung voranzutreiben, Fahrzeuge zu kaufen und so weiter.

Ich erinnere mich bis heute: Damals habe ich fast eine Stunde damit verbracht, im Spiel als Busfahrer Geld zu verdienen, um mir Krams zu kaufen. Ein unheimlich immersiver Klassiker, den ich von ganzem Herzen empfehlen kann.

Steam-Nutzer PsyWarVeteran

Solltet ihr euch das Spiel zutrauen, dann gibt's mittlerweile einige Fan-Patches, die euch den Einstieg ins Spiel erleichtern, weil zumindest die schlimmsten Bugs aus dem Weg geräumt werden. Trotzdem: Boiling Point hat so viele Ecken und Kanten, dass ihr mit sehr klaren Erwartungen reingehen solltet. Sonst wartet trotz aller tollen Ideen eine Enttäuschung.

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