Regisseur Paul Greengrass dreht gerne Filme mit starken Charakteren und eine ordentlicher Portion Action. Gemeinsam mit Kumpel Matt Damon hat er das in den letzten Jahren in Die Bourne Verschwörung, Das Bourne Ultimatum und Green Zone unter Beweis gestellt. Mit Captain Phillips schlägt er nun nach seinem 9/11-Film Flug 93 erneut ernstere Töne an.
Die wahre Geschichte rund um den von somalischen Piraten entführten Kapitän eines Containerschiffes ist kaum Hollywood-konform und setzt eher auf Dramatik und Emotionen als auf pure Action. Dadurch hat der Film streckenweise wenig vom klassischen Popcornkino und verlangt dem Zuschauer vor allem gegen Ende einiges ab. Langweilig wird Captain Phillips trotz weniger Figuren und kammerspielartiger Inszenierung auf engstem Raum aber nie.
Die Story
Die Handlung von Captain Phillips orientiert sich an der wahren Geschichte des Container-Frachtschiffes MV Maersk Alabama, das im April 2009 vor der somalischen Ostküste von Piraten gekapert wurde. Für die Besatzung und den Kapitän des Schiffes ein Schock, denn einen solchen Fall gab es bei amerikanischen Schiffen zuletzt über 200 Jahre zuvor. Hilflos und verzweifelt versucht Kapitän Richard Phillips (Tom Hanks) mit den Piraten zu verhandeln, um seine Crew zu schützen.
Doch das an Bord vorhandene Bargeld ist den Piraten nicht genug. Sie nehmen Phillips als Geisel und brechen mit ihm in einem Rettungsboot der Alabama in Richtung somalische Küste auf. Dabei geraten Phillips und der Piraten-Anführer Muse (Barkhad Abdi) immer wieder aneinander. Um Zeit zu schinden, versucht Phillips Ruhe zu bewahren - denn er ist sich sicher, dass seine Befreiung im Hintergrund bereits organisiert wird. Er behält Recht: Nach drei Tagen kommt es endlich zu einer Rettungsaktion - doch die verläuft weitaus dramatischer als geplant.
Von Globalisierung, Recht und Unrecht
Zwar sind die Schattenseiten der Globalisierung den meisten Bürgern der westlichen Welt ein Begriff, zeigen sich aber selten in unserem Alltag. Aus diesem Grund hatte es sich Paul Greengrass schon bei Filmen wie Green Zone (2010) oder Flug 93 (2006) zur Aufgabe gemacht, kontroverse Themen aufzugreifen.
Ebenso bei Captain Phillips: statt des Hollywood-typischen »richtig« und »falsch«, schafft Greengrass eine moralische Grauzone, durch die der Zuschauer beinahe Verständnis für die Handlungen der Piraten bekommt. Er zeigt, wie ihnen durch die stete Überfischung der Meere die Lebensgrundlage als Fischer genommen wurde und sie nur durch Piraterie das Überleben ihrer Familien sichern konnten.
Dabei rechtfertig Greengrass das Verhalten der Piraten in keiner Weise, kreiert aber Mitgefühl beim Publikum für die vom Überlebenswillen getriebenen Somalier - ein Element, dass Captain Phillips zu einer gelungenen Mischung aus Thriller und realistischem Drama werden lässt, ohne je überzogen zu wirken.
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