Nicht nur PUBG erfreut sich in China riesiger Beliebtheit - die ganze Spielebranche hat in den vergangenen Jahren einen massiven Aufschwung erlebt. Mehr noch, China ist der größte Gaming-Markt der Welt. Dessen Wachstum hat sich aber seit einiger Zeit stark verlangsamt, wie Gamesindustry.biz in Bezugnahme auf die South China Morning Post berichtet.
So befinde sich das jährliche Wachstum des Umsatzes durch Chinas Spieleindustrie auf dem niedrigesten Stand seit über einem Jahrzehnt. Schuld daran sei vor allem der Umstand, dass die verantwortliche staatliche Behörde seit ihrer Neuausrichtung im März 2018 keine Lizenz mehr an Spieleentwickler vergeben habe.
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Rückgang des Wachstums
In der ersten Hälfte von 2018 belief sich das Wachstum des Umsatzes auf lediglich fünf Prozent des Vorjahreszeitraums. Empfindlich treffe es den in China besonders relevante Mobile-Markt, der von einem Wachstum um satte 50 Prozent im Vorjahr auf 13 Prozent abgefallen sei.
Die Umsätze erreichten in Hälfte eins von 2018 zwar immer noch 105 Milliarden Yuan, umgerechnet rund 13,4 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr immerhin ein Wachstum um 5 Milliarden Yuan. Vergleicht man das Wachstum aber mit dem von 2017, wird die massive Verlangsamung deutlich. In den ersten sechs Monaten von 2017 hatte man über 20 Milliarden Yuan mehr als im ersten Halbjahr von 2016 umgesetzt.
Die chinesische Spielerschaft befindet sich weiterhin im Aufschwung. Laut South China Morning Post wurde in der ersten Hälfte von 2018 die Schwelle von 527 Millionen Spielern überschritten, davon 458 Millionen auf Mobilen Plattformen, sprich Smartphones und Tablets.
»Übersättigter« Markt könnte Mitschuld tragen
Einige chinesische Experten sind der Ansicht, dass auch die Übersättigung des Marktes ihren Anteil an den veränderten Zahlen haben könnte. Der Analyst Gao Baowen von der chinesischen Investmentbank Orient Securities dagegen führt ins Feld, dass die im März 2018 neu aufgestellte Staats-Behörde SART, der die Lizenzvergabe an Medien wie Computerspiele nun untersteht, den Löwenanteil der Verantwortung trage:
"Es gibt bereits tausende Spiele-Lizenzen, die auf Genehmigung warten."
Bei prognostizierten 700 bis 800 Spielen pro Monat brauche die SART mehrere Monate zum Abarbeiten der angehäuften Lizenzen. Damit wäre das diesjährige Sommergeschäft vorbei, und die fehlenden Umsätze hemmen offenbar schon jetzt das Wachstum der Spiele-Wirtschaft.
Macht durch Kontrolle
Über die Gründe für die Verzögerung kann man nur spekulieren, die Behörde selbst habe auf eine Anfrage der South China Morning Post nicht geantwortet. Möglicherweise ist der Verwaltungsaufwand enorm und die Behörde mit der Zulassung von neuen Spielen überfordert, vielleicht gibt es auch politische Gründe. Was es auch ist, der chinesische Spielemarkt spürt es.
Ohne Lizenzen läuft in China fast nichts: Jeder, der Medien wie Bücher, Filme oder Videospiele auf den Markt bringen möchte, benötigt sie. Die machthabende Kommunistische Partei Chinas kontrolliert damit weite Teile der kulturellen Landschaft im Reich der Mitte, denn sie bestimmt maßgeblich mit, was die Menschen schauen, lesen und spielen dürfen.
Ausländische Firmen bekommen ohne chinesischen Geschäftspartner oftmals keinen Fuß in die Tür. Der Battle-Royale-Shooter PUBG hat das am eigenen Leib erlebt. Weil Battlegrounds »den sozialistischen Grundwerten« zuwider gelaufen sei, wurde eine Veröffentlichung in der ursprünglichen Form nicht bewilligt. Erst als Entwickler Bluehole mit dem chinesischen Social-Media-Giganten Tencent kooperierte, durfte eine überarbeitete Fassung des Erfolgstitels in China veröffentlicht werden.
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