Cities: Skylines - Snowfall im Test - Eiskalt am Fan vorbei

Fast ein Jahr nach Veröffentlichung des Städtebau-Knallers aus Finnland bringen die Entwickler das zweite Addon heraus – und begraben das Spiel unter einer Lawine hübscher Nutzlosigkeiten.

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Ein beliebter Freizeitpark kündigt eine großartige neue Attraktion an. Spaß für die ganze Familie, Action, Effekte, Popcorn - die Werbung macht Lust auf mehr. An der Kasse aber erwartet Familie Danneberg eine böse Überraschung: Die großartige Attraktion gibt's gar nicht im heißgeliebten, oft besuchten Fun-Park, sondern in einer ehemaligen Fabrikhalle am anderen Ende der Stadt.

Die Entwickler von Cities: Skylines machen dasselbe mit ihrem Addon »Snowfall«: Die liebevoll seit langer Zeit gebaute Stadt wird nicht unter einer weißen Pulverdecke weihnachtliches Flair verströmen - wer Kälte & Co. will, der muss auf eigens dafür vorgesehenen Karten neu anfangen. Wie der Test zeigt, ist das ein gewaltiger Schritt... vom Spieler weg.

Spaß im Schnee

Das grundsätzliche Prinzip des erfolgreichen Städtebauspiels hat sich natürlich nicht geändert: Wir bauen weiterhin Straßen, weisen Zonen aus, erfüllen die Bedürfnisse unserer Bürger und versuchen, Verkehrsinfarkte zu verhindern. Die neuen Schneewelten können wir aber nur erleben, wenn wir auf einer der drei Schneekarten neu beginnen.

Wenn der Schnee auf unsere kleine Stadt fällt ist die Winter-Idylle perfekt. Wenn der Schnee auf unsere kleine Stadt fällt ist die Winter-Idylle perfekt.

Die grafische Umsetzung ist wieder einmal tadellos: Schneebedeckte Bäume und Dächer, Schnee auf Autos und auf den Straßen, Ski-Parks, Eislaufbahnen und andere Themen-Parks - fürs Auge wird richtig was geboten. Wenn des Nachts dichtes Schneetreiben einsetzt wird uns im Lichte der Straßenlaternen eine wundervolle Stadt im Winter präsentiert. Großartig!

Kartenspezifisches Gameplay

Das zugehörige Gameplay verlangt von uns, mit Schneepflügen die Straßen wieder freizumachen. Tun wir das nicht, kommen die Cims langsamer voran. Der Schnee wird in einer Deponie abgeladen und schmilzt dort langsam ab. Gleichzeitig brauchen die Häuser Heizungen.

Zu Beginn funktioniert das über Elektrizität: Sinkt die Temperatur, die wir als neue Anzeige in der Benutzeroberfläche beobachten können, steigt der Strombedarf. Das führt gerade zu Beginn zu einem Anstieg der Schwierigkeit, denn der exorbitante Stromhunger bei Kälte zieht unsere Bilanz runter wie Blei eine Ente.

Das neue Heizungssystem ist nur ein leicht verändertes Wassersystem. Immerhin können wir die alten Wasserrohre einfach aufwerten. Das neue Heizungssystem ist nur ein leicht verändertes Wassersystem. Immerhin können wir die alten Wasserrohre einfach aufwerten.

Um wieder wie gewohnt positiv wirtschaften zu können, müssen wir die neuen Kombi-Wasser-Rohre verlegen, die neben dem kühlen Nass auch Wärme transportieren. Alte Rohre können wir genauso wie die Straßen einfach aufwerten.

Zusätzlich braucht es noch ein Wärmekraftwerk. Wir haben die Wahl zwischen ölbetriebener Kesselstation oder grünem Geothermal-Kraftwerk.

Nicht kartenspezifisches Gameplay

Neben dem Schneetreiben und seinen Funktionalitäten gibt es neue Mechaniken, die auf allen Karten (also auch in existierenden Städten) am Start sind. Das Wärmesystem ist überall präsent und damit natürlich auch das Heizungssystem. Neben den »normalen« Temperaturschwankungen sorgt grafisch toll umgesetzter Regen und Nebel für Temperaturabsenkungen - wenn auch nicht in die Minusgrade der Grönland-Karten.

Hervorzuheben ist die Tram, die als neue Nahverkehrsoption die Innenstädte bereichert. Wer dachte, dass es sich dabei nur um neu texturierte Busse handeln würde, hat falsch gedacht, denn wir können die Tramgleise auch straßenunabhängig verlegen und damit den eigentlichen Vorteil einer Tram voll ausnutzen. Das funktioniert super und macht richtig Freude.

Damit fing alles an: Cities: Skylines im Test

Straßenbahnen sind das einzige spielerisch wertvolle Element des Addons. Die Schienen sind auch straßenunabhängig verlegbar. Straßenbahnen sind das einzige spielerisch wertvolle Element des Addons. Die Schienen sind auch straßenunabhängig verlegbar.

Straßen können nun zudem mit einem Instandsetzungsdepot verbessert werden, was höhere Geschwindigkeiten der Fahrzeuge zulässt. Und eine Sauna verbessert die Gesundheit der Cims im angezeigten Umkreis.

Falsche Prioritäten

Es gibt noch mehr kleinere Updates, beispielsweise eine verbesserte UI für den öffentlichen Personen-Nahverkehr. Neue Richtlinien lassen uns den Stromverbrauch im Winter regulieren - aber auch Albernheiten wie Antirutsch-Stollen für ältere Bürger in den Winterstädten. Im Editor dürfen wir jetzt das Karten-Thema und die Texturen bearbeiten. Und der Twitter-Klon Chirpy bekommt frei wählbare Mützen! Ist das nicht fantastisch?

Nein, denn wir sind von dem Addon schwer enttäuscht. Die interessante, toll anzusehende Jahreszeit wurde auf separate Karten gepackt und ist nur dort zugänglich. Unsere über hunderte Stunden liebevoll errichteten Städte werden keine einzige Schneeflocke sehen.

Eine ganze Reihe neuer Parks und Freizeitangebote für kaltes Wetter, beispielsweise diese Eislaufbahn, bereichern das Spiel. Eine ganze Reihe neuer Parks und Freizeitangebote für kaltes Wetter, beispielsweise diese Eislaufbahn, bereichern das Spiel.

Wer eine neue Stadt im ewigen Eis spielt, den ermüdet das ständige Schneetreiben irgendwann und sehnt sich nach etwas Sommer in der Stadt. Das Heizungssystem ist nur ein leicht verändertes Wassersystem, die Schneepflüge samt Deponien nichts weiter als das umdekorierte Müllsystem.

Die neuen Temperaturen sind ohne Jahreszeiten eigentlich nur ein Money-Sink - zumal es auf tropischen Karten etwas merkwürdig anmutet, wenn wir Heizungsrohre in den Boden rammen.

Den wirklich wichtigen Dingen hat sich Colossal Order nicht angenommen. Die Mechaniken aus dem Addon »After Dark«, die noch jede Menge Feinjustierung benötigen (etwa der Verkehr bei Nacht oder der Tourismus), wurden nicht weiter angefasst. Es gibt keine neuen Straßenvarianten, keine besseren Möglichkeiten, den Verkehr zu steuern.

Die AI wurde nicht angefasst, obwohl es sogar schon Modifikationen gibt, die selbige verbessern. Die Service-KI ist bei der Zuteilung der Einheiten immer noch stark verbesserungswürdig: Feuerwehren kommen weiterhin aus München, um in Hamburg ein Feuer zu löschen - obwohl in St. Pauli die Bundes-Brandschutzzentrale steht.

Voll am Skylines-Fan vorbei

Snowfall ist voll am Skylines-Spieler vorbei entwickelt worden und nichts Halbes und nichts Ganzes. Der einzige echte spielerische Mehrwert für das Spiel ist die Tram - und das ist für ein Addon eine Katastrophe. Auch die Erklärungen des Entwicklerteams auf bereits im Vorfeld geäußerte Kritik vieler Fans überzeugen uns nicht.

Das Geothermal-Kraftwerk hilft dem neuen Heizungssystem mit grüner Wärmeenergie auf die Sprünge. Das Geothermal-Kraftwerk hilft dem neuen Heizungssystem mit grüner Wärmeenergie auf die Sprünge.

Da wird sich weiter hinter Performance-Gründen versteckt, wenn es darum geht, den Verkehr zu verbessern. Da wird bezüglich der Entwicklung echter Jahreszeiten für alle Karten gesagt, dass die Entwicklung zu lange gedauert hätte. Kommunikation mit den Fans findet kaum noch statt und die Stimmung im offiziellen Forum kippt.

So toll Regen, Nebel und Schnee aussehen (ja wirklich, die Wettereffekte sind grandios): Das wirklich Wichtige an Cities: Skylines ist das Gameplay. Und es wird allerhöchste Zeit, dass Colossal Order sich die Wünsche und das Feedback der Fans zu Herzen nimmt und die Kernmechaniken nachjustiert, Bugs beseitigt und an Designstellschrauben existierender Mechaniken dreht, sowie viel mehr Möglichkeiten für das Verkehrsmanagement bereitstellt.

Der Weg, den sie mit »Snowfall« eingeschlagen haben, führt jedenfalls vom Spieler weg und hinein in eine Eiszeit mit den Fans.

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