CoD Black Ops 6 macht in Season 1 meine schlimmsten Befürchtungen wahr und ich hab’s wirklich satt

Der Shooter verwandelt sein Agenten-Setting in eine bunte Clownsshow. GameStar-Kolumnist Phil stinkt das gewaltig.

Ich hatte die Vorahnung in unserem Test von Black Ops 6 ja schon geäußert: Die absolut unpassenden Sci-Fi- und Horror-Skins für Vorbesteller sind ein Vorzeichen dafür, was uns noch alles im Ingame-Shop bevorsteht.

Jetzt haben die Entwickler Season 1 enthüllt. Und es ist noch schlimmer, als ich gedacht hatte. Statt Black-Ops-Agenten in Zivilkleidung oder grimmiger Militär-Dudes (und -Dudettes), drückt Black Ops 6 das Quatsch-Gaspedal hemmungslos durch.

In das düstere und mit Irakkrieg-Schauplätzen vollgestopfte 90er-Jahre Setting werden jetzt scheinbar willkürlich Kämpfer in goldener Steampunk-Montur, Monster wie aus Dead Space, grell leuchtende Neonröhren-Krieger und sogar Drachen geworfen.

Ja, Drachen! Mit Flügeln und Hörnern und allem. Nur eben mit Sturmgewehr. Und das Sturmgewehr ist auch ein Drache. Nein, das denke ich mir nicht aus:

So sieht laut Activision offenbar ein typischer verdeckter Operator für die CIA in den 90er-Jahren aus. So sieht laut Activision offenbar ein typischer verdeckter Operator für die CIA in den 90er-Jahren aus.

Hemmschwelle über Bord

Klar, als langjährigem CoD-Spieler ist mir das alles nicht komplett neu. Aber in den letzten Jahren wurden die tendenziell abgedrehten Aktionen und Crossovers meistens gegen Ende der Lebensdauer eines Call of Duty hinzugefügt – nach dem Motto »Komm, jetzt darf es auch mal etwas wilder werden, bevor der nächste Teil in ein oder zwei Monaten erscheint.«

Philipp Elsner
Philipp Elsner

Phil kam 2013 zu GameStar und verstärkte das Team bereits als Content Manager, Autor, Community Manager und leitet heute die Nachrichtenredaktion. Wenn er nicht gerade Online-Shooter wie CoD Warzone, Hunt Showdown oder Rainbow Six Siege spielt, kundschaftet er gerade neue Craftbeer-Kreationen aus!

In den ersten Seasons bemühte sich Activision aber zumindest noch um einen Hauch von Logik im Szenario des Spiels: Modern Warfare lieferte 2019 neue Figuren im SpecOps- oder Terroristen-Look, CoD Vanguard bekam Operators im WW2-Anstrich – wenn auch mit vielen künstlerischen Freiheiten.

Doch jetzt scheint jegliche Hemmschwelle über Bord: Möglichst schrill, möglichst bunt, möglichst abgefahren scheint die neue Devise zu sein.

Ob das die Tonalität und den Stil des ganzen Spiels ins absolut Lächerliche zieht – offenbar längst völlig egal. Bereits MW3 ersetzte thematisch kohärent gefärbte Seasons mit bizarren und seelenlosen Crossovern.

Horror-Operator Die neuen Skins in Black Ops 6 haben mit dem ursprünglichen Szenario inzwischen nichts mehr zu tun.

Mehr Umsatz, weniger Stimmung

Das traurige Ergebnis: Black Ops 6 sieht bereits jetzt aus wie ein völlig beliebig zusammengewürfelter Haufen aus Versatzstücken, ignoriert sein eigentlich stimmungsvoll aufgebautes Setting und opfert Atmosphäre auf dem Altar der Geldgier.

Mikrotransaktionen sind offenbar längst viel wichtiger als ein Look mit greifbarer Identität – von der ursprünglichen Design-Vision von Black Ops 6 ganz zu schweigen. Da wäre es in Zukunft eigentlich nur konsequent, wenn CoD überhaupt kein konkretes (historisches) Szenario mehr aufbaut.

Call of Duty: Black Ops 6 - Wir schießen uns 5 Minuten lang durch die Open-World-Mission Video starten 7:00 Call of Duty: Black Ops 6 - Wir schießen uns 5 Minuten lang durch die Open-World-Mission

Ganz oder gar nicht

Denn wozu Immersion erschaffen, wenn man sie eh durch absolut groteske Skins wieder einreißt? Warum auf der Packung mit authentisch aussehenden Kommandosoldaten werben, wenn am Ende alle als Drache mit Drachen-Sturmgewehr herumrennen?

Viel konsequenter wäre es, die Fortnite-Route zu gehen und eine Fantasy-Arena zu erschaffen, in der einfach alles möglich ist und in der sich der Terminator mit Captain America prügelt.

Aber bitte, Activision: Verkauft mir in Zukunft keine vermeintlich geerdeten SpecOps-Kulissen mehr. Ich fühle mich längst veralbert.

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