CoD Modern Warfare 2 steht nach 10 Wochen am Scheideweg

Hat Call of Duty Modern Warfare 2 samt Warzone 2 überhaupt eine Zukunft? Das entscheidet sich in sehr, sehr naher Zukunft.

Machen wir's wie Paulchen Panther und drehen die Uhr zurück. Es ist Anfang 2020, wir alle halten Corona noch für eine Biermarke, Call of Duty Modern Warfare (2019) ist seit wenigen Monaten auf dem Markt - und trotz eines unglaublichen finanziellen Erfolgs schrumpfen die Spielerzahlen rapide. Balancing-Probleme, Mapdesign-Patzer und viel verschenktes Spielmodi-Potenzial (hallo, Ground War) lassen die Luft schneller entfleuchen als diese empörten Hühner. Doch dann kommt die Rettung: Warzone erobert die Welt im Sturm, Modern Warfare ist gerettet - gerade noch rechtzeitig!

Modern Warfare 2 will eigentlich um jeden Preis verhindern, dass sich so eine knappe Kiste wiederholt. 2023 erscheint extra kein großes neues Call of Duty, sondern vermutlich bloß ein Addon, damit die Marschrichtung klar verfolgt werden kann: MW2 und Warzone 2 bekommen allen Support der Welt, um so richtig durchzustarten.

Doch schon zehn Wochen nach Release ist die Zukunft von Modern Warfare 2 alles andere als gewiss. Die Spielerzahlen schrumpfen zwar nicht auf null, aber sinken doch mit jeder Woche - der Unmut von Influencern, Fans und Presse wird indes lauter und lauter.

Das neue Call of Duty steht am Scheideweg und erneut muss Season 2 den Karren dringend aus dem Dreck ziehen.

Dimitry Halley
Dimitry Halley

Dimi hätte niemals gedacht, dass er zwei Monate nach dem Release von Modern Warfare 2 mehr Zeit mit Battlefield 2042 und Halo Infinite verbringt als mit Infinity Wards groß angepriesenem Shooter-Epos. Aber aus MW2 ist trotz toller Grundlagen einfach zu schnell die Luft raus: Die vielen Abstürze haben den Hype gekillt, die gleichförmigen Matches tun ihr Übriges. Und das ist doppelt ärgerlich, weil MW2 eigentlich so gut sein könnte.

Was ist denn da los?

Machen wir mal eine Bestandsaufnahme, denn seit Release hat sich einiges verändert. Warzone 2 und DMZ sind gestartet, außerdem gab es mit Shipment und Shoothouse zwei neue alte Karten und natürlich haufenweise Bugfixes. Viele grobe technische Probleme wurden bereinigt, darunter das kaputte Waffentuning. Auch die Abstürze haben sich merklich, wenn auch noch lange nicht gänzlich reduziert. Modern Warfare 2 ist nach zehn Wochen besser als zum Launch - aber noch nicht gut genug.

CoD Modern Warfare 2: Trailer stellt die neue Map Shipment vor Video starten 0:40 CoD Modern Warfare 2: Trailer stellt die neue Map Shipment vor

Die Steam-Rezensionen stehen derzeit bei ausgeglichenen 61 Prozent positiven Reviews, in den letzten vier Wochen gab's hier keinen nennenswerten Ausschlag nach oben. Und das deckt sich mit dem, was man auf YouTube, Reddit und Co. vernimmt: MW2 ist ein gutes Spiel - aber noch nicht über den Berg.

Meine Meinung: Infinity Ward muss mit Season 2 in zwei großen Bereichen zeigen, dass sie die Fans verstanden haben.

1. Warzone 2 muss gefixt werden

Aktuell trenden immer wieder Vergleichsvideos zwischen Warzone 1 und Warzone 2. Beispielsweise hier:

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Obwohl die Fans noch nicht so verzweifelt sind, sich Caldera rückwirkend nostalgisch zu verklären, finden sich doch klare Argumente, wo der alte Battle Royale die Nase vorn hatte:

  • Movement: Dass Modern Warfare 2 Slide-Cancelling entfernt, halte ich nach wie vor für die richtige Idee. Aber taktisch lässt sich mit Bewegung in MW2 einfach zu wenig anstellen. Ihr könnt beim Laufen keine Plates reinwerfen, Sliden bringt nahezu gar nichts, es gibt einfach wenig zu meistern für jemanden, der früher vor allem mit Movement Konfrontationen für sich entscheiden konnte.
  • Die Time to Kill: Modern Warfare 2 hat generell eine viel zu niedrige TTK. Wer in Warzone 2 zuerst anlegt, gewinnt in der Regel den Schusswechsel. Das verhindert zwar ein zu starkes Waffen-Meta wie im Vorgänger, allerdings macht es die Auseinandersetzungen auch weniger taktisch. Wer bloß lauert, gewinnt. Das Problem hat auch der reguläre Multiplayer.
  • Die Ingame-Wirtschaft: Was habe ich Warzone 1 dafür geliebt, dass ich dort mit eigenen Loadouts zocken konnte. Warzone 2 macht das so, so schwer, weil sie so verflucht teuer sind und Geld vergleichsweise rar ist. Und selbst wenn ich Geld ohne Ende farme, kann ich an Kaufstationen bloß eine Drohne erwerben. Die Ingame-Economy von Warzone 2 ist aktuell ziemlicher Quatsch.

Abgesehen vom Movement lassen sich diese Punkte durch Patches relativ kostengünstig fixen. Und durch eine bessere Time to Kill würden auch die spärlichen Bewegungsoptionen weniger ins Gewicht fallen. Ich bin überzeugt: Würde Activision heute Verdansk zurückbringen, wäre der Spielerverlust für Warzone 2 dramatisch. Hier muss der Nachfolger dringend die eigenen Geschütze in Stellung bringen.

2. Der reguläre PvP muss gefixt werden

Modern Warfare 2 wird auf Dauer langweilig. So geht's meinen Bekannten, so geht's mir, so geht's vielen von euch. Im regulären Multiplayer gibt es schlicht sehr wenig Spielraum, wie unterschiedlich sich die Partien auf Dauer anfühlen können. Ich laufe immer die gleichen Flure auf Raceway entlang, durch das skillbasierte Matchmaking schwitze ich dabei stets wie ein Ochse (schwitzen Ochsen eigentlich?) und ich entscheide maximal, ob ich mich als Sniper irgendwo hinlege oder per Run & Gun Konfrontationen suche.

MW2 belohnt ein passives, abwartendes Spielerverhalten - und das entzieht den Matches die Dynamik. MW2 belohnt ein passives, abwartendes Spielerverhalten - und das entzieht den Matches die Dynamik.

Dieses Problem plagt den CoD-Multiplayer seit Jahren, in MW2 ist es in meinen Augen größer als je zuvor: Durch das erratische Spawn-System, durch die niedrige TTK und recht kargen Maps laufen alle Matches grob auf eine Eins-zu-Eins-Ratio bei Abschüssen und Toden hinaus.

Hier muss Season 2 dringend neue Maps, aber auch ein überarbeitetes Waffenbalancing bieten, um irgendwie wieder Fahrt in einen PvP zu bringen, der für 70 Euro im Vergleich zum kostenlosen Warzone 2 einfach zu wenige Leute anlockt.

Kann Modern Warfare 2 gerettet werden?

Modern Warfare 2 steht am Scheideweg. Das Spiel steht mittlerweile auf einem soliden technischen Fundament und so viele Grundideen funktionieren eigentlich richtig gut, beispielsweise die Waffenvielfalt. Ich bin mir sicher: Infinity Ward kann dieses Spiel retten, wenn in Season 2 die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Sollte das jedoch ausbleiben, sieht die Zukunft ziemlich düster aus.

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