Artikel über Crusader Kings kommen immer an den Punkt, an dem man überlegen muss, ob man wirklich weiterschreiben sollte - auch bei Crusader Kings 3. Wir werden im Folgenden über das Kannibalen-Bistum Trier sprechen müssen, über Prinzen, die Bauen niedermähen, über Warteschleifen im Stammbaum und darüber, dass das Besudeln heiliger Schriften zu zweit einfach mehr Spaß macht. Ihr seid gewarnt. Das Mittelalter wird wild.
Und ja, Crusader Kings 3. Noch vor wenigen Wochen hatten wir uns im GameStar-Podcast in den kollektiven Irrglauben gesteigert, Paradox werde auf der PDXCon 2019, auf seiner diesjährigen Hausmesse also, ein Fantasy-Strategiespiel enthüllen. Ein Strategiespiel rund um Story-Schnipsel und Mini-Quests à la Stellaris, nur eben mit Magie und Drachen statt Technologie und … Weltraum-Drachen (kein Scherz, die gibt es in Stellaris).
Stattdessen tritt einen Tag vor dem offiziellen PDXCon-Beginn Paradox' wandelnde PR-Boombox Jesse Henning (klein, stimmgewaltig, kalifornisch) vors versammelte Pressepublikum und verkündet: »Nun, wie ihr wisst, machen wir nicht Vicky 3.« Ein Seitenhieb auf die seit Jahren kursierenden Gerüchte, Paradox entwickle einen Nachfolger zum Kolonial-Strategiespiel Victoria 2, liebevoll »Vicky« genannt, was Paradox konsequent mit dem Meme verneint, ihr neues Spiel heiße »Not Vicky 3«.
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Diese Wort prangen auch in Henning's Bühnenpräsentation. »Aber wir machen sowas Ähnliches!« Henning lässt das »Not« verblassen, dann die Buchstaben »V«, »i«, »y«. Übrig bleibt »CK 3«, na klar: Crusader Kings 3! Applaus, Freude durchsetzt mit Erstaunen. Echt? Crusader Kings 3? Sie wagen sich wirklich an einen Nachfolger von Crusader Kings 2, einen Nachfolger dieses sieben Jahre alten Strategiespiel-Monsters mit inzwischen 15 DLC-Erweiterungen?
Ja, sie wagen sich, und okay, so überraschend kommt das doch nicht, weil zuvor bereits verkündet wurde, dass Crusader Kings 2 ab sofort kostenlos zu haben ist (ohne DLCs freilich). Warum sonst sollten die Entwickler ausgerechnet jetzt Crusader Kings 2 verschenken, das Paradox mit seinen absurden Mittelalter-Geschichten überhaupt erst ins Youtube-Rampenlicht katapultiert und damit maßgeblich zum heutigen Unternehmenserfolg beigetragen hat?
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Mehr Mittelalter-Fantasy
Und irgendwie hatten wir ja trotzdem recht mit unserer Fantasy-These. Crusader Kings ist nämlich Mittelalter-Fantasy, im Zirkus aus vielfältigen Charaktereigenschaften und Story-Events leben wir unsere Fürsten-Fantasien aus wie in einem königlichen Rollenspiel. Rollenspiel Royale statt Battle Royale sozusagen. Als versoffener Herzog von Aragon unsere blinde Schwester heiraten und den Bastard des Bruders ins Verlies stecken, bevor er Ambitionen auf den Thron entwickeln kann? Klassisch Crusader Kings!
Um solche Fantasien geht es auch Game Director Henrik Fahraeus, der uns auf der PDXCon 2019 eine Live-Demo von Crusader Kings 3 vorführt. Bei einem Grand-Strategy-Spiel, das sich generell im Tempo von Kontinentalplatten bewegt, passiert da zwar wenig Action, dafür können wir nun viel besser nachvollziehen, was Fahraeus meint wenn er sagt: »Crusader Kings soll noch mehr Spieler-Fantasien bedienen, die im ersten Teil zu kurz gekommen sind.«
Deshalb setzt Paradox drei Schwerpunkte bei der Entwicklung:
- Charakterfokus: Fürsten, Bischöfe & Co. werden noch wichtiger und sollen nun bei wirklich jedem Feature die zentrale Rolle spielen - auch bei den Schlachten!
- Spielerische Freiheit: Crusader Kings 3 wird mehr Entwicklungsmöglichkeiten für die eigene Adelsdynastie und sogar eigene Religionen nach dem Baukastenprinzip erlauben.
- Bedienbarkeit: Crusader Kings 3 soll generell leichter bedienbar werden und klarer machen, welche Optionen man in der jeweiligen Situation hat.
Was das bedeutet, konnten wir bereits sehen und mit den Entwicklern besprechen. Mehr Tiefgang soll Crusader Kings 3 bieten - vom Start weg, ohne 15 DLCs. Eine Mammutaufgabe, die Fahraeus und sein Team unserem ersten Eindruck nach durchaus planvoll und clever anpacken. Paradox dreht an den richtigen Stellschrauben, um die Stärken von Crusader Kings 2 auszubauen, ohne dabei viele Errungenschaften des Vorgängers aufzugeben.
Zumindest, wenn am Ende alles klappt.
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