Seite 3: Der Messekrieg - Köln vs. Leipzig

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Leipzig: erpresst

Vollgestopft: Vor allem am Wochenende quetschen sich Besuchermassen durch die engen Verbindungsröhren der Leipziger Messe. Vollgestopft: Vor allem am Wochenende quetschen sich Besuchermassen durch die engen Verbindungsröhren der Leipziger Messe.

Seitdem eskaliert der Hahnenkampf. Im Februar 2008 kündigt der BIU an, in Zukunft eine eigene »europäische Leitmesse« auszurichten, unter neuem Namen: Gamescom soll das Branchentreffen heißen, in Anlehnung an die populäre Musikmesse Popkomm, die bis 2003 in Köln beheimatet war. Die Messe Leipzig ist an der Gamescom nicht beteiligt. Zur Games Convention im August lancieren die Leipziger den Vorwurf, der BIU versuche, die Stadt Leipzig zu erpressen. Denn die hat beste Chancen, 2009 den prestigeträchtigen, von der Bundesregierung ausgelobten Deutschen Spielepreis auszurichten – über dessen Vergabe wiederum der BIU mit zwei Partnerverbänden entscheidet. Es gäbe »in der Branche massive Bedenken, den Deutschen Computerspielpreis nach Leipzig zu vergeben, bevor die Standortdiskussion im Interesse aller Beteiligten zu einem Ende gekommen ist«, zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) aus einer EMail des BIU-Geschäftsführers Olaf Wolters an die Leipziger Stadtverwaltung. Die Messe Leipzig solle deshalb öffentlich erklären, in Zukunft auf weitere Spiele-Messen zu verzichten. In Leipzig versteht man das als unausgesprochene Drohung, den Spielepreis an eine andere Stadt zu vergeben. Als entsprechende Meldungen die Runde machen, dementiert Wolters umgehend; der Zusammenhang sei »konstruiert«, die Leipziger streuten Unterstellungen: »Die sind bei der Wahl der Mittel über das Ziel hinausgeschossen. Das war sehr unprofessionell«, schimpft der BIU-Chef.

Wenige Tage später kreist über der Games Convention ein Flugzeug, das ein Werbebanner für die Gamescom hinter sich herzieht, was nun wiederum die Leipziger in Rage bringt: »Das war eine ungewöhnliche Aktion«, urteilt der Messemann Marzin, »vom Stil her nicht in Ordnung.« Eigentlich hatten die beiden Parteien bis zum Abschluss der GC Kommunikationsstille zur Gamescom vereinbart. Hinter der Flugeinlage steckt die Messe Köln, der BIU weist die Verantwortung von sich: »Wir fanden die Aktion eher unglücklich.« Die Leipziger kontern zum Abschlusstag der Games Convention am 24. August mit der Bekanntgabe, auch 2009 eine Games Convention auszurichten. Das ist die Kampfansage an den BIU; mit einem Mal stehen Deutschland im Abstand von knapp drei Wochen zwei konkurrierende Spielemessen ins Haus. »Wir haben jetzt Wettbewerb «, kommentiert Marzin trocken.

Leipzig: ausgedünnt

Die Chancen der zwei Veranstaltungen sind von Anfang an ungleich verteilt. Denn mit dem BIU stehen zwölf der wichtigsten Spielefirmen auf Seite der Kölner. »Die Frage ist, ob das in Leipzig ohne die BIU-Unternehmen noch eine Games Convention sein kann«, stichelt Olaf Wolters. Die Leipziger kontern mit Zahlen. 90 Prozent der Aussteller und mehr als 80 Prozent der Besucher wünschten sich auch im Jahr 2009 eine Games Convention in Leipzig, ließ die Messeleitung in einer Blitzumfrage errechnen. Und jubelte in einer Pressemitteilung vorauseilend frech: »Gamesbranche bleibt 2009 in Leipzig!« Dabei wurde nach der Konkurrenzmesse in Köln nicht mal gefragt.

Eine aktuelle Umfrage unter GameStar- Lesern zeichnet ein anderes Bild: Wenn sich die Spieler für eine der beiden Messen entscheiden müssten, dann gingen derzeit knapp 59 Prozent nach Leipzig. 41 Prozent votieren bereits für die Gamescom. Und die Lage der Kölner dürfte sich noch bessern, sobald sich weitere Aussteller für den Standort West entscheiden. »Eine Reihe von Firmen steht offiziell zu Leipzig, aber unter der Hand führen die ersten schon Verhandlungen mit Köln«, berichtet ein Branchenkenner. »Die werden Leipzig eiskalt den Rücken kehren.« Ohne wichtige Aussteller, unkt der Insider, werde die Games Convention 2009 kaum mehr als »ein Flohmarkt«. Für die Leipziger geht es entsprechend um alles oder nichts. Verbissen versuchen sie, Firmen aus der BIU-Allianz herauszubrechen. »Die Entscheidungen fallen erst in Monaten«, orakelt der Messe-Geschäftsführer Wolfgang Marzin; verbindliche Anmeldungen für beide Messen stehen ab dem Frühjahr 2009 ins Haus. Bis dahin wollen die Leipziger um jede Firma kämpfen. Sie sind damit spät dran. »Die Leipziger haben sich strategisch nicht besonders schlau verhalten«, urteilt der G.A.M.E.-Geschäftsführer Reichart. »Sie hatten seit Februar Zeit, die Zukunft der Messe nach 2008 zu planen und Firmen an Bord zu holen.« Die Zeit verstrich ungenützt. Reichart: »Wahrscheinlich wurde hier die Chance für eine GC 2009 bereits vergeben.«

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