Was kann man einem neuen Deus Ex-Helden geben, das Held Adam Jensen aus Deus Ex: Human Revolution nicht hat? Biotechnologische Verbesserungen? Superstarke Arme? Eine eingebaute Sonnenbrille? Nein, gab es alles schon. Der Kerl kriegt eine knatschenge Hose in glänzendem Goldton und einen britischen Akzent.
Klingt nach Klamauk? Wir wünschten, es wäre so. Denn bei der PC-Version von Deus Ex: The Fall müssen die Entwickler in solchen Bahnen gedacht haben, anders lässt sich dieser Schuss in den Ofen nicht erklären, bei dem scheinbar an allen Ecken und Enden die falschen Entscheidungen getroffen wurden.
Steam-Pflicht: Deus Ex: The Fall wird über Steam vertrieben und ist - einmal gekauft - untrennbar mit dem Steam-Account verbunden. Sie können das Spiel auf beliebig vielen Rechnern installieren. Weiterverkaufen geht aber nicht.
Goldhose gegen Pharmakonzerne
Um Missverständnisse zu vermeiden: Die Goldhose hatte Söldner Ben Saxon - so heißt der neue Held - natürlich bereits in der 2013 erschienenen Mobile-Version von Deus Ex: The Fall und abseits des miesen Modegeschmacks ist der britische Held eigentlich ganz interessant. Die erzählte Geschichte trumpft nämlich mit den Besonderheiten der Deus Ex-Reihe: Verschwörungen, korrupte Megakonzerne, graue Moralvorstellungen, das sind alles spannende Versatzstücke, die The Fall echtes Deus Ex-Flair verleihen. Ben Saxon gehört ursprünglich zum Sicherheitsunternehmen Belltower, verliert in einem missglückten Einsatz aber seine ganze Truppe.
Deus Ex: The Fall - Screenshots aus der PC-Version ansehen
Weil das alles ein feiger Hinterhalt war, hat er nichts als Rache im Sinn und plötzlich tritt ein Mann auf den Plan, der ihm genau die verspricht: Jaron Namir, Chef der Meuchler-Truppe »The Tyrants« und Deus Ex-Kennern als Fiesling des Vorgängers nur allzu gut bekannt. Namir spannt Saxon für seine Dienste ein, nennt ihm den Typen, der angeblich für den Tod seines Teams verantwortlich ist, und schickt ihn als Attentäter los.Natürlich ist serientypisch nichts, wie es scheint. Saxon wird übers Ohr gehauen und gerät mit Namir und seinem Team aneinander. Am Ende muss er fliehen, landet mit seiner Freundin Anna Kelso in Panama-City und steckt auf einmal knietief in einer Suppe aus Pharma-Verschwörungen, Bandenkriminalität und Korruption.
Leider formen die spannenden Versatzstücke von Deus Ex: The Fall kein harmonisches Ganzes. Die Figuren bleiben blass, selbst mit dem als Identifikationsfigur gedachten Ben Saxon will man nicht so recht warm werden, und wer weder den Vorgänger noch das Roman-Spin-Off The Icarus Effect kennt, wird ohnehin nur Bahnhof verstehen: Die Tyrants tauchen abseits des Prologs nicht mehr auf und die angedeuteten Story-Wendungen bleibt uns das Spiel schuldig. Stattdessen prügeln wir uns mit doofen Gang-Mitgliedern und gesichtslosen Wachleuten herum, bevor nach sechs Spielstunden urplötzlich der Abspann mit einem »Fortsetzung folgt« über den Bildschirm rollt.
Es gibt ein Deus Ex-Buch?
Passend zum Erscheinen von Human Revolution kam mit Deus Ex: Icarus Effect ein Roman auf den Markt, der einen literarischen Zugang in die Verschwörungswelt von Deus Ex bieten sollte. Dabei ist das Buch keine Adaption der Geschichte um Adam Jensen, sondern behandelt zwei komplett neue Helden, die im Spiel nicht erscheinen: Söldner Ben Saxon und Geheimagentin Anna Kelso. Während Ben leichtgläubig mit Fiesling Namir und seinen »Tyrants« zusammenarbeitet, ermittelt Kelso im Fall eines Attentats. Natürlich wäre es kein Deus Ex ohne zahlreiche Wendungen und Verschwörungen, die Saxon und Kelso zueinander führen. Icarus Effect ist vor allem für langjährige Fans interessant, weil es weit stärker als Human Revolution Figuren der alten Deus Ex-Teile wie Gunther Herm ann und Morgan Everett thematisiert. The Fall setzt am Ende des Buchs an, führt aber durch zwei kurze Rückblenden in das Geschehen ein.
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