Braucht Diablo 4 eine Shared World? Das fragen mich in letzter Zeit viele GameStar-User. Die Antwort auf diese Frage ist sehr komplex, ich versuche aber mal, sie zusammenzufassen:
Nein.
Nein, Diablo braucht keine Shared World. Wenn es wirklich so wird, wie die Entwickler versprechen, und man in der Welt nur ganz selten andere Spieler trifft, sodass sich eben nicht 50 Helden um Oma Krawuttke stapeln, die ihr Rübenfeld von Dämonenkatzen gesäubert haben möchte, wenn sich also Diablo 4 nicht wie World of Warcraft am Addon-Launchtag anfühlt, sondern wie eine weitgehend einsame, mittelalterlich apokalyptische Dreckswelt -, dann könnte ich mich mit der Shared World anfreunden.
Wohlgemerkt: Wenn. Falls mir Diablo 4 alle fünf Meter einen anderen Helden ins Gesicht wirft, um meinen Neid auf sein im Item-Shop gekauftes Flammenross zu wecken, während ich mich mit dem grauen Gratisgaul verschämt durchs Unterholz drücke, dann wäre das ausgesprochen unerfreulich.
Denn ja, Begegnungen mit modisch ausgerüsteten Spielern können auch dazu dienen, die Kosmetik-Verkäufe anzukurbeln, weil Neid immer wirkt. Was bei einem Free2Play-Spiel à la Path of Exile verzeihlicher wäre als bei einem, das voraussichtlich zum Vollpreis erscheint. Abgesehen davon, dass es dem spielerischen Kern eines Action-Rollenspiels zuwiderläuft, Kosmetik zu verkaufen. Schließlich will ich ja durch die erfolgreiche Beutejagd immer mächtiger und strahlender aussehen, nicht durch den »Umhang der Diamantenen Hybris« für 3,99 Euro.
Also mal sehen, wie Shared die World wirklich wird.
Der Autor
Michael Graf versank schon im allerersten Diablo und hat seitdem fast jedes halbwegs brauchbare Hack'nSlay gespielt. Die Dungeon Siege- sowie Sacred-Serien, Grim Dawn, Path of Exile, Titan Quest. Aber irgendwie zog's ihn immer wieder zurück zu Diablo, auch in Diablo 2 und Diablo 3 hat er Hunderte Stunden versenkt. Wenn ihn jemand fragt, welches Diablo das beste war, dann sagt er ohne Umschweife: das erste. Nicht, weil es das komplexeste war (Diablo 2) oder das beste Endgame hatte (Diablo 3), sondern weil seine düstere Atmosphäre unübertroffen bleibt.
Gretchenfrage Open World
Die eigentliche Gretchenfrage bei Diablo 4 ist für mich allerdings eine andere: Braucht Diablo 4 denn überhaupt eine Open World? Denn die offene Spielwelt kann Diablo so radikal verändern, dass es mit »unserem« alten Diablo so viel gemeinsam hätte wie, sagen wir, die neuen Stars-Wars-Filme mit der ursprünglichen Krieg-der-Sterne-Trilogie. Also die alten Helden und dasselbe Universum, aber halt auch Kylo Ren und so.
Grundsätzlich lautet natürlich auch hier die Antwort: Nein, Diablo 4 braucht keine Open World. Die klassische Diablo-Beutejagd floss auch hervorragend durch die separaten Level-Abfolge der Vorgänger. Wer es sich einfach machen möchte, kann nun einwerfen: Innerhalb der einzelnen Akte waren auch Diablo 2 und Diablo 3 kleine Open Worlds, in denen man von den Docks von Kurast ohne Ladepause bis zum Kerker des Hasses stapfen konnte, um sich von Mephisto einseifen zu lassen.
Aber das ist nicht das, was wir traditionell unter Open World verstehen. Und es ist auch nicht das, was Blizzard unter Open World versteht, wenn die Entwickler sagen, dass in der Welt von Diablo 4 über 100 Städte und Dörfer dahinsiechen sollen und man von den Trockenen Steppen im Norden bis ins südliche Reich von Kehjistan reiten kann, ohne jemals einen Ladebildschirm zu sehen (außer in Dungeons).
Diablo 4 wird riesig. Das birgt Chancen, aber auch Gefahren. Welche genau? Das zeigt Beweisstück A: Sacred.
Open World vs. Story
Sacred hatte eine schön gezeichnete und stimmungsvolle Welt, für damalige Verhältnisse ein echter Augenöffner: Wow, ich kann in jedem Winkel von Ancaria reiten! Wo führt der Pfad durch den Wald hin? Burg Krähenfels ist nicht nur ein Levelschlauch, sondern eine ausgestaltete Festung mit Umland, einem steinernen Bergfried oben und einem Armenviertel unten - samt diversen Nebenquests!
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