Wer kennt sie nicht, die vor Kitsch nur so triefenden Motive von Delfinen, die durchs All schweben oder durch Regenbogenozeane schwimmen, und die man in jeder räucherstäbchenduftenden, psychedelischen Hippiekommune oder in Esoterikläden findet? Delfine sind Teil der Popkultur. Auf Wandpostern in Teenie-Zimmern ebenso wie in Serien wie »Flipper«. Seine Ursprünge hat dieses Motiv in den 1960er-Jahren, als ein amerikanischer Forscher mit Drogen sowie Meeressäugern experimentierte und dabei Gott fand. Oder zumindest etwas, das er für Gott hielt ...
Auf diese Ursprünge - die wir gleich näher erklären - geht jedoch nicht nur allerlei kitischiger Delfinkram zurück, sondern auch ein Spiel! Die Story von Ecco The Dolphin ist ebenso kurz erklärt wie metaphysisch aufgeladen: Beim Herumtollen im Ozean ist der Delfin Ecco plötzlich ganz allein. Sämtliche Lebewesen in seiner Heimatbucht wurden von einer rätselhaften Wasserhose aufgesaugt. Dahinter steckt eine geheimnisvolle extraterrestrische Macht. Das erfährt er von einem uralten Blauwal in der Arktis und einem Geschöpf namens Asterit, das in den tiefsten Tiefen des Ozeans lebt. Klar soweit?
In dieser Artikelserie beleuchten wir Spiele-Hintergründe, die vielleicht nicht jeder kennt. Zum Beispiel Nintendos vergessene Mafia-Vergangenheit oder den Fluch der Tetris-Erfinder. Oder eben die Drogeneskapaden eines vermeintlich harmlosen Delfinspiels.
Diese Alien-Kultur, genannt Vortex, kann sich nicht selbst ernähren und ist daher alle 500 Jahre auf das »Ernten« fremder Welten angewiesen. Klingt soweit schlüssig? Es kommt noch schräger: Ecco findet in der versunkenen Stadt Atlantis eine Zeitmaschine, mit der er zunächst in die Urzeit reist.
Dort erhält er eine mächtige Waffe, mit der er gegen die Alien-Wesen bestehen kann. Mit der Waffe im Gepäck reist er schnurstracks in die nahe Vergangenheit zurück, lässt sich in die Wasserhose saugen, der er zuvor als einziger entkommen ist, und besiegt schließlich die Vortex. Ende gut, alles gut. Er rettet die Welt und seine Buchtmitbewohner. Wie man auf so eine Story kommt? Interessanterweise liegt hier eben der Knackpunkt. Die vermeintlich wilde Fantasie hinter Ecco The Dolphin nimmt ihren Anfang in der Realität.
Genie und Wahnsinn
Hauptfigur in der Geschichte hinter Ecco the Dolphin: Der Hippie-Philosoph und Neurophysiologe John Cunningham Lilly. In den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts beginnt Lilly ein Studium der Physik. Dann zeigt er sich aber tief beeindruckt von Aldous Huxleys dystopischem Roman »Schöne Neue Welt«. Darin wird eine düstere Zukunft beschrieben, deren Gesellschaftsordnung auf der Konditionierung durch konstante Bedürfnisbefriedigung basiert.
Kurz: Sex, Drugs und Rock´n´Roll - vom Staat verschrieben. Mit der Droge Soma wird eine Gesellschaft unter Kontrolle gehalten, die nichts anderes im Kopf hat außer der Bequemlichkeit des Müßiggangs. Huxleys Roman stellt quasi den Gegenentwurf zu George Orwells »1984« dar. Dort wird die Menschheit unterjocht durch Repression, Überwachung und Gewalt.
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